Suriname, März 2022
Ich war jetzt ja schon in einigen süd- und mittelamerikanischen Ländern sowie auch auf immerhin zwei karibischen Inseln mit dem Mietwagen unterwegs. Jedes Revier hatte seinen eigenen Reiz. Doch hier in Suriname kommen neue Komponente hinzu.

Stell Dir vor, Du sitzt entspannt im Wagen. Die Sonne scheint vom blauen Himmel, das Seitenfenster ist geöffnet und dein rechter (sic!) Ellenbogen bekommt gerade Sonnenbrand. Aus dem klirrenden Radiolautsprecher tönen treibende, indische(!) Rhythmen. Du kommst ins Träumen. Und dann knallt Deine im Fond sitzende Ehefrau mit dem Kopf an die Decke, weil Du den Drempel verpennt hast.

Damit haben wir die wesentlichen Aspekte des Autofahrens in Suriname schon beisammen.
- Erstens herrscht Linksverkehr
- Zweitens sind wir hier im Land der Drempel.
Das klingt soviel schöner als „Schwelle“. Ok, die Dinger sind natürlich nicht neu. In Ecuador werden sie uns als „schlafende Polizisten“ vorgestellt. Auch in Kolumbien holpert es immer mal wieder. Erste Höhepunkte sind die (ebenfalls niederländisch geprägten) Aruba und Bonaire. Aber hier in Suriname ist es schon extrem. Gerade in bewohnten Gegenden, besonders aber auch vor der Ölraffinerie, reiht sich Drempel an Drempel. Immerhin sind sie zu fast 100% gut ausgeschildert. Irgendwann gewöhnt man sich an das gefühlte Stop-and-go so ganz ohne andere Autos.


Ein weiteres Phänomen des hiesigen Straßenverkehrs soll nicht unerwähnt bleiben. Ja, es gibt einige Ampeln und ja, die Autos halten (meist) bei Rot. Aber sonst herrscht hier ganz klar das Prinzip „first come, first serve!“. Natürlich auch an Ampelkreuzungen. Wer sich in Deutschland schon einmal darüber aufgeregt hat, dass dieser Idiot da bei Gelb noch auf die Kreuzung fahren musste und nun mit seinem Kofferraum einen Teil des Weges blockiert (Hand aufs Herz… wer hat weder das eine noch das andere bisher nie getan?!) sollte das mit dem Autofahren in Suriname eigentlich gleich bleiben lassen. Gnadenlos wird auf die Kreuzung gefahren. Ich stehe mitten drauf im Weg? Ist mir doch egal. Das Gleiche gilt bei Rechtsabbiegern (zur Erinnerung: Linksverkehr) und stockendem Gegenverkehr. Lücke lassen? Vergiss ist. Es geht Stoßstange an Stoßstange und wenn es sich hinter dem Abbieger staut, dann ist das doch dem Gegenverkehr egal. Einzige Lösung: Schneller sein.

Ja, es ist wirklich so. Möchtest Du irgendwo durch, dann nutze die kleinste Lücke. Das einzig Gute ist, dass das wirklich jeder so macht und man daher (fast) sicher sein kann, dass der andere bremst. Leider verloren, aber nächstes Mal bist Du vielleicht wieder schneller.
Unnötig zu betonen, dass dieser landestypische Fahrstil nichts für La Skipper ist. Tapfer und konsequent sitzt sie auf der Rückbank. Meist habe ich Maila neben mir. Und sie ist ein braves Mädchen. Kommt gut mit dem Verkehr klar und schnallt sich meist sogar an. Denn das ist hier auch etwas, das in der allgemeinen Wahrnehmung eher als freundliche Empfehlung, nicht aber Notwenigkeit empfunden wird.

Auch sonst ist es fast wie immer auf diesem Kontinent. Auf der Straße ist gerade in der Regenzeit mit einer gewissen Feuchtigkeit zu rechnen. Brücken müssen nicht schön sein, sondern halten. Die Stoßdämpfer unseres Kleinwagens sind auch schon arg runter… zumindest in Vollbesetzung setzen wir bei so manchem Drempel auf. Ist normal.


Irgendwann sitze ich wieder in Deutschland hinter dem Steuer. Und ich weiß jetzt schon, dass ich mich da furchtbar langweilen werden… ;-)

Eure Drempel kenne ich auch aus Mexico als „Topes“ und natürlich aus den USA als „Speed Bumps“
Liebe Grüße,
Roland
Ja, ist schon klar, dass es diese stoßdämpferfreundliche Straßenkunst in vielen Ländern gibt. Auch Deutschland macht da keine Ausnahme. Das Besondere in Suriname ist jedoch die unglaubliche Dichte. Auch auf Durchgangsstraßen muss man wirklich immer auf der Hut sein. Meist helfen die Schilder, doch Hand aufs Herz: wie viele Schilder am deutschen Straßenrand nimmst Du bewusst wahr? Hier kann so eine Unaufmerksamkeit zu echten Kopfschmerzen führen… ;-)
Liebe Grüße,
Micha