Ankern im Dschungel

25. – 27. April 2022

Zwischen der Mündung des Maroni und Saint-Laurent-du-Maroni bietet sich Seglern die seltene Gelegenheit, mitten im Dschungel zu ankern. Drei größere Seitenflüsse führen in den Urwald. Verbunden durch kleine Nebenarme kann man ganz nach Belieben ein Halbtagestour machen oder auch länger bleiben. Wer uns kennt weiß, dass wir uns für letzteres entscheiden. Wobei natürlich auch der Realität entspricht, dass wir hier zwar schon im Dschungel sind, dieser sich jetzt aber nicht endlos in alle Richtungen erstreckt. Schon einige Kilometer weiter weist die Karte eine Straße aus. Trotzdem ist es schon etwas ganz besonderes, den eigenen Mast zwischen teils eng stehenden Bäumen hindurch zu manövrieren.

Auch wenn wir später als geplant loskommen, ist das nicht allzu schlimm. Schon 5sm nördlich unserer Mooring verlassen wir den breiten Grenzfluss Maroni und biegen in den Crique Lamentin. Jetzt wird es spannend. Natürlich gibt es auf den Karten keine Tiefenangaben in den Nebenflüssen. Doch TO-Stützpunktleiter Davide versichert uns, dass es überall tief genug sei. Lediglich an einer Stelle hat es nur gut 2m. Wir haben jedoch immer mindestens knapp 4m unter dem Lot.

Es ist schon recht spät und der RCCPF-Cruising Guide empfiehlt einen lauschigen kleinen Nebenarm. Jetzt nicht zum ankern, aber es wäre doch gelacht, wenn wir da nicht ein Plätzchen für die Nacht finden würden. So ist es dann auch. Bei einem kleinen Zufluss wird es etwas breiter, ein Bereich mit etwa 70m im Durchmesser. Doch erst einmal fahren wir noch etwas weiter rein in den engen Nebenarm. Da kann es schon mal passieren, dass etwas Grünzeug (mit Spinnen) an Bord kommt…

Wieder zurück am Ankerplatz werfen wir unter der Berücksichtigung der Strömungen Anker (05°32,92‘N / 053°59,10‘W). Motor aus. Ruhe. Also fast. Das Zirpen der Grillen, Zwitschern der Vögel und leichter im Blätterdach rauschender Wind umgeben uns. Es ist einfach traumhaft.

Nach einer ruhigen, erholsamen Nacht begrüßt uns die Sonne in idyllischer schöner Natur. Ein toller Ankerplatz!

Dann geht unsere kleine Dschungeltour weiter. Über den schmaler werdenden Fluss erreichen wir den breiten Crique Vaches. Wenig später biegen wir wieder in einen schmalen Nebenarm, der sich durch die Landschaft schlängelt.

Schließlich erreichen wir den nördlichen Crique Coswine. Hier sind zwei Ankerplätze empfohlen, die uns in dem breiten Fluss aber viel zu offen sind. Wir fahren noch etwas weiter und finden einen weiteren Nebenarm. Hier sieht es schon viel lauschiger aus. Auf 5m bombenfest haltendem Lehm fällt der Anker (05°38,88‘N / 053°54,54‘W).

Noch ein entspannter Abend…

Wieder verbringen wir einen idyllischen Abend und eine ruhige Nacht. Ja, es gibt Moskitos, aber ehrlich gesagt hätten wir mit mehr gerechnet. Eine Nacht mit weniger als fünf Stichen ist ohnehin eine gute Nacht.

Noch ein wunderschöner Morgen :-)

Wir würden eigentlich gerne noch ein paar Tage im Dschungel bleiben. Noch mehr Vögel beobachten. Vielleicht auch mal die Angel auswerfen. Doch wir haben ein sich schließendes Wetterfenster für die Weiterfahrt Richtung Kourou. Uns bleibt keine Wahl. Mit der morgendlichen Ebbe fahren wird flussabwärts und passieren das amerindische Dorf Ayawandé.

Ayawandé am Crique Coswine

Kurz danach öffnet sich wieder der breite Maroni vor uns. Ausgerechnet an der Mündung zu diesem breitesten der Seitenarme fahren wir über eine Barre mit der geringsten Tiefe unserer kleinen Tour. Ein wirklich lohnenswerter Umweg. Wo kann man schon mit dem eigenen Boot im Dschungel ankern?

Der große Fleuve Maroni öffnet sich voraus.

Übersicht unserer kleine Dschungeltour:

  • Erster Abend von Süden kommend in den unteren Crique Lamentin zum südlichen Ankerplatz im Nebenarm (rot).
  • Zweiter Tag weiter in den mittleren Crique Vaches und durch Nebenarme in den oberen Crique Coswine bis zum nördlichen Ankerplatz (violett).
  • Dritter Morgen flussabwärts den Crique Coswine vorbei an Ayawandé zurück in den großen Fleuve Maroni (rot).