Alltagsprobleme an Bord: Küchenwaage

Der Skipper ist ja jemand, der in der Pantry (= Küche an Bord) gerne ausprobiert und improvisiert. Die Basis mag dabei hin und wieder auch ein echtes Rezept sein, das beim ersten Mal dann durchaus akribisch nachgekocht werden kann. Aber mal abgesehen davon, dass im beengten Umfeld eines Segelbootes Rezeptesammlungen und Kochbücher recht weit oben auf der Liste auszusortierender Dinge stehen, ist das ja nur die Pflicht als Vorbereitung zur Kür. Natürlich kann man bei letzterer auch mal auf die Nase fallen, aber bisher musste ich immerhin (fast ;-) noch nie etwas fertig Gekochtes mangels Essbarkeit wegwerfen. Bei dieser Vorgehensweise ist die Verwendung einer Küchenwaage naturgemäß eher zweitrangig.

Etwas anders sieht das beim Backen aus. An Bord der Samai sind das insbesondere Brot, Pizza und Muffins. Kurz und gut, wir hatten so ein Ding zu Hause in der Küche und sie ist folgerichtig in die Pantry des Bootes gewandert… eine schöne, kompakte, elektrische(!) Küchenwaage. Doch da hatten wir die Rechnung ohne die Wellen gemacht. Funktioniert dieser Küchenhelfer in der ruhigen Umgebung daheim wunderbar (solange die Batterien halten), reichen zumindest bei uns an Bord schon kleinste Bewegungen außerhalb eines Hafens für einen Totalausfall. Immerhin haben wir sie an einen ruhigen Ankerplatz mal benutzen können, nachdem La Skipper sie auf den Boden gestellt hatte… da wackelte es halt noch ein bisschen weniger. Aber selbst dort schwankte das angezeigte Gewicht munter vor sich hin.

Im Grunde kommt das einem Trend entgegen. Immer wieder hört man Bedenken ob der zunehmenden Elektrifizierung und Automatisierung des Segelns. Damit gehe doch der Kern des Ganzen verloren. Und zugegebenermaßen trägt auch die Samai einiges an moderner Technik mit sich rum. Dagegen musste ja endlich mal ein Zeichen gesetzt werden. Ausgerechnet von der Küchenwaage?! Lässt sich einrichten. Auf Gran Canaria haben wir das folgerichtige Downsizing vorgenommen: eine mechanische Küchenwaage.

Im Übrigen die einzige mechanische Alternative, welche im Küchenwaagenregal des großen El Corte Inglés zu finden war. Was soll ich sagen… sie funktioniert… ganz wie in den guten alten Zeiten.

Gran Canaria

Die Überfahrt von Lanzarote nach Gran Canaria war unspektakulär. Gegen 17 Uhr den Anker aufgeholt, waren die knapp 100sm am nächsten Morgen rechtzeitig vor Öffnung des Hafenmeisterbüros ins Kielwasser gesegelt. Pünktlich zum Sonnenuntergang hatten wir eine große Delfinschule zu Gast und Samuel verbrachte die Nacht mal wieder „düselnd“ an Deck (natürlich mit Rettungsweste und eingepickt). Der Skipper saß dagegen auch einige Zeit in der wärmeren Navi-Ecke. Schon auf der Überfahrt zu den Kanaren merkte ich, dass das Schreiben von Blogbeiträgen ein probates Mittel gegen aufkommende Schlafneigung ist… und wir waren ja ohnehin noch etwas hinterher.

Die Insel hatten wir schon vor einigen Jahren im Landurlaub ausgiebig erkundet. In Las Palmas standen daher insbesondere letzte Einkäufe vor unserer Abreise aus dem sicheren Schoß Europas auf dem Programm. Frische Lebensmittel, ein paar Sachen zum Angeln und Baden und auch die Liste mit Kleinigkeiten für das Boot war in den letzten Tagen immer länger geworden. Doch für solche Erledigungen ist dieser größte Hafen der Kanarischen Inseln ideal. Im Gegenzug lässt erwartungsgemäß der Aspekt „idyllische Ruhe“ etwas zu wünschen übrig.

Dazu kam dann noch das Wetter. Nicht, dass die leichte Abkühlung unwillkommen gewesen wäre. Auch mit Regen kommen wir ja grundsätzlich klar. Doch hier hat eben dieser Regen dann erstmal die Sahara aus der Luft gewaschen. Das ganze Deck war sandig. Da sind sogar diejenigern Segler machtlos, die zur Schonung des Decks grundsätzlich die Schuhe am Steg lassen. Ok, wir machen das jetzt wegen der Kakerlakengefahr. Aber gegen diesen Sand helfen nur Wasserschlauch und Schrubber. Aber zu diesem Zeitpunkt konnten wir ja noch nicht ahnen, was da auf den Kap Verden auf die arme Samai zukommen bzw. draufgeweht werden würde.

Wie es der Zufall will, konnte der Skipper auch noch am wöchentlichen Treff der deutschen (bzw. deutschsprachigen) Segler teilnehmen und wieder einmal feststellen, wie klein die Welt ist. Es war unter anderem ein wirklich nettes Gespräch mit den Eignern der „Seabra“… ein großer Katamaran, der uns bereits in Lissabon aufgefallen war, als ihm direkt hinter uns gelegen ein neuer Anker verpasst wurde. (Ihre Post war anscheinend im Hafen angekommen ;-). Besonderer Dank geht auch an die „Mary“ aus Köln für den netten Austausch, sowie die Tipps und Informationen für unsere weitere Route. Und irgendwann schaute dann auch noch der TO-Stützpunktleiter mit seinem Dinghy bei uns vorbei. In Las Palmas konnten wir wieder einmal das gute Miteinander unter Seglern erfahren, so wie es sein sollte!

Dann kam der Tag, an dem sich der Skipper auf das Bordfahrrad schwang, um den Weg zur „Policia Fronteras“ anzutreten. Dort wurde das gleiche Formular wie schon beim Hafenmeister noch einmal ausgefüllt und nun mit Stempel versehen zu den wichtigen Bootsunterlagen geheftet: damit hatten wir offiziell aus der EU ausklariert!

Schnell noch mal (für weniger als 1€ pro Liter!) vollgetankt, raus aus dem Hafen und gleich nebenan für zwei letzte Nächte in Europa vor Anker gelegt. Hier konnten wir auch das Flair der vielbefahrenen Uferstraße viel direkter genießen. Als letzte Vorbereitungen mussten wir noch den Außenborder ans Heck hängen (nicht ohne zuvor das in kürzester Zeit nur Unbenutzbarkeit zugerostete Vorhängeschloss zu knacken), das Dinghy aufs Vorschiff verfrachten und die Windsteueranlage anbringen. Auf den letzten mehrtägigen Schlägen hatte uns der Autopilot über Nacht ganz schön die Batterien leergesaugt… mal sehen, wie das mit diesem neuen „Spielzeug“ wird.

Maila im Wasser bei Lanzarote

Wir waren in einer wunderschönen Badebucht bei den Papagayo-Stränden. Ich und Mama sind mit einer Luftmatratze und auch ohne eine Luftmatratze zum Strand geschwommen und hatten da unseren Spaß. Und dann sind wir irgendwann wieder zurückgeschwommen und haben erst einmal die paar Tage da gebadet. Das letzte Mal als wir zum Strand wollten, waren schon ganz schön große Wellen. Trotzdem sind wir zum Strand geschwommen. Da waren so große Wellen, dass man kaum die Chance hatte wieder ins Wasser zu kommen. Nach einer Zeit, als mir das Salzwasser ins Auge gegangen war, sind wir dann auch wieder zurückgeschwommen.

Adventure-Girls im Einsatz!

Ein anderes Mal war es noch mehr Wind und Welle. Wir sind vom Boot aus ins Wasser gegangen. Wie immer hatten wir die Schwimmleine rausgeholt. Diese Mal mussten wir uns aber daran festhalten, weil es waren ganz schön große Wellen und viel Strömung. Mama sagte die ganze Zeit „Ihr müsst Euch irgendwo festhalten“. Ich blieb immer nah beim Boot und habe mich irgendwo festgehalten. Samuel natürlich ist trotzdem nach vorne geschwommen um das Boot herum. Wir hatten Spaß und am Ende kamen plötzlich besonders große Wellen. Mama hat mich hochgeschubst und zum Glück habe ich nichts ins Auge bekommen und dann haben wir beschlossen erstmal wieder rauszugehen, weil die Strömung schon sehr stark war.

Kakao nach dem Baden

Wir waren auch sehr lange im Hafen und dort war es sehr, sehr, sehr, sehr doll schmutzig im Wasser. Nur im Wasser, weil wir an einer besonderen Ecke waren, wo alles hin geschwemmt wurde. Das war immer furchtbar eklig. Eines Abends, es war schon sehr spät und dunkel, ist was Schlimmes passiert. Als Mama gerade duschen war hatte sie ihren Badeanzug in der Dusche vergessen. Wir wollten zur Dusche gehen, um ihn zu suchen. Ich hatte ein sehr langes Kleid an und bin an der Klampe zum Runterweg mit dem langen Kleid hängen geblieben. Ich war mit einem Fuß in der Luft und konnte mich nicht mehr halten und deswegen bin ich ins Wasser geplatscht. Mama wollte mich noch festhalten, aber ich bin trotzdem ins Wasser gefallen. Zum Glück zwischen Boot und Steg, ohne mir wehzutun. Mama kam sofort und hat meine beiden Handgelenke geschnappt. Sie war aber in so einem Winkel, dass sie mich nicht rausziehen konnten. Und dann kam Papa und hat mich rausgehoben. Ich hatte eine Karte in der Hand, damit man in die Dusche und in die Toilette kann. Zum Glück habe ich die aber festgehalten bei dem Sturz. Und ich habe mich ganz schön doll erschrocken. Und dann mussten wir erst recht in die Dusche, weil das Wasser ja so eklig war. Danach habe ich eines meiner Lieblingskleider verflucht(!), weil ich seinetwegen ins Wasser geflogen bin.

Maila

Lanzarote

Ja, wir waren also auf Lanzarote angekommen und nein, der Skipper hat zumindest Playa Blanca nicht wiedererkannt. Von der Marina Rubicon zum Beispiel war damals noch gar nichts zu erahnen. Und hier wurden wir dann auch gleich von Touristenmassen empfangen: Markttag. Das hatte wohlgemerkt nichts mit einem Wochenmarkt zu tun, auf dem ein Segler seine frischen Vorräte auffüllen kann. Nein, hierher konnte man von anderen Teilen der Insel sogar einen Tagesausflug buchen. Entsprechend war das Angebot. Ansonsten war es aber ein schöner, sauberer Hafen mit guten Sanitäreinrichtungen. Allein das Wasser in unserer Ecke war weniger schön, da Wind und Strömung reichlich Zeug antrieben.

Für kanarische Verhältnisse war der Liegeplatz mit ca. 30€ die Nacht auch ziemlich teuer, aber dafür war immerhin die Nutzung des hafeneigenen Pools inclusive.

Wie die Kinder ja schon berichteten, mieteten wir ein Auto und besuchten die einschlägigen Sehenswürdigkeiten:

Salinas del Janubio – althergebrachte Salzgewinnung

Los Hervideros – wilde Küste

El Golfo – der grüne See neben der blauen See

Parque National de Timanfaya – die Feuerberge, wo die Erde in wenigen Metern Tiefe noch mehrere Hundert Grad heiß ist… das Restaurant grillt sein Geflügel über einem ansonsten leeren Loch im Boden!!!

Ermita de Los Dolores in Mancha Blanca – die Inselheilige, welche bei den Vulkanausbrüchen sogar den Lavastrom stoppte!

Fundación César Manrique – lange Zeit das Domizil des großen Inselkünstlers… erbaut über und in fünf natürlichen Lavablasen

La Geria – das große Weinanbaugebiet.. angepasst an die lokalen Verhältnisse

Teguise – das Piratenmuseum in der alten Hauptstadt

Hariá – das Tal der tausend Palmen

Mirador der Río – toller Ausblick auf La Graciosa

Cueva de Los Verdes – Kilometerlange Höhlen, durch die einst die Lava floss

Jameos del Agua – ein weiteres Gesamtkunstwerk von Manrique

Jardin de Cactus – Kakteen (fast) ohne Ende

Femés – Bergdorf in einem Sattel, wo der Skipper damals auf Radtour tolle Garnelen in Knoblauchöl genoss

Und natürlich die Hauptattraktion für ein deutsches Segelboot mit schwindenden Vorräten: Lidl ;-)

Insgesamt waren wir eine lange Woche hier, bis alle Erledigungen abgearbeitet und Pakete angekommen waren. Nochmals vielen Dank an TO-Stützpunktleiter Erhard! Aber wenn selbst La Skipper im Nachgang immer wieder betont, dass ihr Lanzarote wirklich gut gefallen hat, dann hat es sich definitiv gelohnt.

Ankern bei Papagayo im Süden von Lanzarote

Maila unterwegs auf Lanzarote

Wir haben uns ein Mietauto gemietet für das Wochenende und haben damit die Sehenswürdigkeiten abgeklappert. Am tollsten fand ich zwei Sachen:

Das erste waren die Feuerberge (Timanfaya). Das sind Vulkane, die vor etwa 300 Jahren für sechs Jahre ausgebrochen sind und alles war voller ausgetrockneter Lava. Das konnte man nur mit einem Bus machen, weil wir da durch die Vulkane gefahren sind. Wir haben auch kleine Vulkane gesehen, wo wir im Bus, ohne irgendwo hochzufahren den Krater gesehen haben. Dann sind wir einen Vulkan hochgefahren und dann ging es steile Kurven. Wir haben meistens da angehalten, wo es gerade runter ging und natürlich musste ich genau da sitzen, wo man genau runter guckte. Ich hatte ein bisschen Angst, aber ich fand es auch cool, dass man soweit runter gucken konnte. Das haben wir ganz viel gemacht, aber manchmal haben wir auch an Stellen angehalten wo die Lava aussah wie Tropfen, die gerade runterfallen. Als wir nach langem Fahren wieder oben angekommen sind, konnte man ganz viele andere Vulkane sehen, die einen Krater hatten, aber bei dem Vulkan wo wir hochgefahren sind konnte man auch den Krater sehen und das war auch ein bisschen gruselig. Als als wir wieder runtergefahren waren, ganz schön steil und kurvig abwärts und wieder bei der Station waren, war ich ein bisschen erleichtert, aber auch ein bisschen traurig, dass die tolle Fahrt vorbei war.

Wir sind auch in einen Kaktusgarten gegangen, wo so ein berühmter Künstler (César Manrique) einen großen Metallkaktus für der Tür gebaut hatte. Draußen waren auch Kakteen, da wurden diese Läuse für rote Farbstoffe (Cochenille) gezüchtet. Drinnen waren tausende und über Millionen Kakteen. Es gab welche, die so groß waren wie Bäume oder welche, die sahen aus wie eine Trommel, auf die man sich draufsetzen konnte, aber die waren picksig und es waren ein paar da, die sahen aus wie Blumen. Ich bin sofort losgerannt mit meiner Kamera und wollte von jedem Kaktus ein Bild machen. Leider war nach einer Zeit die Speicherkarte voll und dann konnte ich keine Fotos mehr machen. Da gab es auch einen See mit ganz vielen Fischen und einer Brücke. Oben auf einem Hügel, wo man durch die heiße Sonne laufen musste, da war eine Windmühle. Da konnte man reingehen und sich angucken, wie das von innen aussieht. Aber das war jetzt für die Kinder nicht so spannend. Dann sind wir wieder runter gegangen. Da haben wir auch bemerkt, dass am Wegesrand ganz vielen Mini-Kakteen standen. Da gab es auch einen kleinen Shop und da habe ich mir einen kleinen, eckigen Spiegel gekauft wo außen ein paar Kaktussorten gezeigt werden. Da war es richtig toll mit den ganzen Kakteen.

Wieder im Hafen haben wir erstmal beschlossen, in den Pool zu gehen, weil es da einen kleinen Pool gibt, der ein bisschen mehr als einen Meter tief ist. Da sind wir erstmal hingegangen und haben gebadet. Danach, als der Pool geschlossen wurde, als wir gegangen sind, haben wir gesehen, dass der Pool voller Möwen war, obwohl da ein Schild stand „Pool Closed!“ Die Möwen wissen wohl, wenn das Schild dran ist und keiner mehr im Pool ist, sind die Möwen dran.

Nächstes Mal erzähle noch mehr vom Baden auf Lanzarote.

Maila