Mit Birdwatching von Faial nach Terceira

15./16. Juni 2022

Samuel…

Wir verlassen den Hafen und ich bin gespannt. Wir wollen zu dem Felsen fahren, wo die Sepiasturmtaucher brüten. Uns wurde gesagt, das sie dabei rumkreischen würden. Und kreischen ist das richtige Wort. Die Männchen machen ein Geräusch wie „Aua aua bäh bäh“ die Weibchen haben einen tieferen und ganz anders klingenden Gesang.

Abfahrt!
Blick zurück nach Horta
Blick voraus zum Pico

Es dämmert bereits als wir einen Felsen passieren, auf dem sehr viele Mittelmeermöwen sitzen.

Vorbei am Monte da Guia…
… voller Möwen

Um uns herum fliegen dutzende Sepiasturmtaucher. Viel mehr als wir auf dem Atlantik gesehen haben. Der Felsen ist schon in Sicht. Es ist nicht mehr weit. Leider kann man auch die dunkle Wolkenfront gut erkennen, die genau hinter dem Felsen bleibt.

Wir fahren nicht hinein, trotzdem haben wir 6‘er Böen um die 25kn. Damit muss sich der Skipper rumschlagen, während wir das Schauspiel der sich sammelnden Sepiasturmtaucher bewundern. Es werden inzwischen Hunderte. Man sieht sie auch in schwindelerregender Höhe, die wir so von den Sepiasturmtauchern noch nicht gesehen haben. Nur sind sie leider recht leise! Man hört nur sehr vereinzelt und sehr leise Rufe.

Als es nach einer halben Stunde immer weniger Sepiasturmtaucher werden, denken wir, sie wären zu ihren Nistplätzen geflogen, doch nichts da. Sie haben sich alle einfach aufs Wasser gesetzt. Vermutlich halten die Tiere uns für einen Feind, der zu ihren Nestern will. Darum sind sie vermutlich nicht zu ihren Nestern geflogen, sondern warten, bis wir weg sind. Das machen wir dann auch. Ab hier erzählt Papa aber besser weiter.

Skipper…

Kaum machen wir kehrt Richtung Osten lassen die Böen nach. Gegen den Strom motoren wir über eine Stunde zurück Richtung Horta, dass wir nun aber links liegen lassen. Weiter motoren wir durch die Nacht. Wie angesagt glänzt Wind durch Abwesenheit. Ich nutze das um immerhin den Wassermacher zum Auffüllen unserer großen Trinkwasserflaschen anzuwerfen. Ansonsten bleibt es ruhig. Wir fahren zwischen Pico und São Jorge bevor es im Morgengrauen auf direkten Kurs Terceira geht.

Süd-Ost-Ecke von São Jorge
Terceira voraus

Wir peilen den im Süden der Insel gelegenen Hauptort Angra do Heroísmo an. Allerdings informiert uns die kurz zuvor angekommene SY Sissi, dass der Hafen voll und der Rezeptionssteg furchtbar sei. Mit beidem behalten sie Recht. In Anbetracht unseres Dinghy machen wir trotzdem kurz fest, nur um zu hören, dass der Hafen nicht nur voll sei, sonders das es die nächsten zwei Wochen auch so bleiben werde. Im Ort beginnt morgen Sanjoaninas. Währen der 10 tägigen Festivitäten platzt alles aus den Nähten. Dank mehrerer Regattas auch auf dem Wasser.

Rezeptionssteg beim Hafenmeister
Dahinter verschandelt ein Hotel die Landschaft :-(
Der Ort selbst sieht einladend aus.

Was tun? Wir könnten ankern. Dagegen legt La Skipper jedoch ein entschiedenes Veto ein. An der Hafenmauer wird gerade sehr lautstark gebaut. Laut Hafenmeister geht der Lärm jeden (Werk-)Tag mindestens bis 16 Uhr. Da wissen wir noch nicht, dass sich auch das Sanjoaninas-Musikprogramm weit in die Nacht zieht. Die letzten DJs starten gegen 3 Uhr! Der Entschluss steht. Wir fahren direkt weiter zum im Osten der Insel gelegenen Alternativhafen.

SY Sissi liegt vor Anker… noch!
Ehemaliger Vulkan Ilhéus das Cabras bei Angra do Heroísmo

In Praia da Victória empfangen uns wiederum Ankerlieger vor der kleinen Marina. Über Funk wird uns wiederum bestätigt, dass der Hafen voll sei. Nachdem ich unser Dinghy-Problem geschildert habe, solle ich mich in 10 Minuten nochmal melden. Dann die erlösende Nachricht. Ja, er habe einen Platz für uns gefunden. Was für ein Glück. Dabei spielt vielleicht auch rein, dass am heutigen Fronleichnam nur der eine… der richtige Kollege im Büro sitzt. Wir bedanken uns überschwänglich.

Die Einfahrt ist eng und führt direkt an kleinen Bojen vorbei, die den Badebereich des angrenzenden Strandes markieren. Der angewiesene Platz ist eng. Sehr eng. Die andere Hälfte wird von einer Pogo 12,5 belegt. Ein Racer mit SEHR breitem Heck. Doch ohne Wind und mit unseren Lieblingsfendern schleichen wir uns entspannt rein.

Kaum sind die Leinen fest, werden wir sehr nett von unseren österreichischen Nachbarn der Maeva Piti begrüßt. Und auch die befreundete Sissi ist schon auf dem Weg nach Praia. Die Erkenntnis unserer direkten Weiterfahrt gepaart mit dem Baulärm hat auch sie davon gejagt. Leider bekommt die Sissi keinen Platz mehr im Hafen. Das hält uns jedoch nicht von einem netten Anlegerbier am Abend ab. Willkommen auf Terceira.

Mitte rechts liegt unsere Samai… :-)

Mit dem Boot in Horta

Anfang Juni 2022

In Seglerkreisen hat der Name Horta einen besonderen Klang. Es ist DER Hafen der Azoren. Es soll sogar Skipper geben, die ihr Segelboot in keinen anderen Hafen des Archipels lenken. Da stellt sich die Frage, woher das kommt?! Zunächst einmal ist es ein recht großer Hafen mit den für Segelboote besten Ausrüstungs- und Reparaturmöglichkeiten der Azoren. Und die werden hier mitten im Atlantik wohl auch dringend gebraucht. So hatte beispielsweise die befreundete SY Sissi auf ihrer Fahrt über den Atlantik Probleme mit dem Achterstag. Wohin kann man das gut nachbestellen? Richtig… nach Horta. Der Ersatz kommt trotz der Feiertage schnell an und beim Befestigen hilft Samuel gerne aus.

Das die maritimen Shoppingmöglichkeiten vor Ort angeht, darf man sich nämlich trotz des guten Rufs keiner Illusionen hingeben. Es gibt zwei eher überschaubare Geschäfte mit dem Grundbedarf. Kein Vergleich mit AWN oder Budget Marine. Trotzdem sehr nützlich, um ein neues Ersatz-Toilettenventil zu erstehen. Man kann ja nie wissen.

Eine Besonderheit in Horta ist der bunt bemalte Pier. Es hat sich zu einer Tradition entwickelt, dass viele Segler sich hier mit einem kleinen Bildchen verewigen. Auf den Hauptwegen sind die gut sichtbar, aber auch schnell abgelaufen… dann malt halt die nächste Crew. In geschützteren Ecken findet man aber auch Bilder von beträchtlichem Alter. Wie auch immer. Wir kennen sowohl unsere künstlerischen Fähigkeiten als auch den nicht vorhandenen Farbenvorrat und schließen uns dieser Tradition nicht an.

Eine weitere Insitution in Hora ist das 1918 eröffnete Peter Café Sport. Decke und Wände sind geschmückt mit Bootswimpeln aus aller Welt, wobei der Platz bei weitem nicht für alle ausreicht. Es ist seit vielen Jahren DIE Seglerkneipe schlechthin. So ihr Ruf.

Dieses Rufs ist sich der Eigentümer ausgesprochen bewusst. Wer mag es ihm verdenken, daraus Umsatz schlagen zu wollen. Die gegenüber halb auf den Gehweg gebaute Außenterrasse ist nicht nur leidlich ansehnlich, sondern bietet darüber hinaus 10% Preisaufschlag wegen… ja weswegen eigentlich? Wohl eine Mischung aus Ausblick, passierenden Autos und dem längeren Weg der Kellner.

Doch damit nicht genug. Im Obergeschoss zeigt das 1986 eingerichtete Peter’s Scrimshaw Museum lokales Kunsthandwerk. Letztlich sind es mit Schnitzereien und Gravuren versehene Knochen von bis 1983 auf den Azoren noch bejagten Walen. Rechts nebenan werden Ausflüge (z.B. Walbeobachtung, Schnorcheln…) angeboten. Links nebenan bietet ein Shop mehr oder weniger verzichtbare Souvenirs zu selbstbewussten Preisen. Uns ist das alles ehrlich gesagt etwas zu viel des Guten.

Die Marina selbst ist soweit ok. Der Sanitärbereich mit Duschen (1,55€) und Wäschereiservice ist von unserem Liegeplatz einen mittleren Spaziergang entfernt. Mit einem langen Schlauch erreichen auch äußere Päckchenlieger einen Wasseranschluss. Die Anzahl Steckdosen passt dagegen nicht so recht zur Nachfrage. Nun gut, unser Landstrom funktioniert nach dem Blitzschlag ja immer noch nicht und unsere normale Verteilersteckdose können wir über die benachbarte Sissi freundlicherweise anschließen.

Wir erleben jedoch auch die Nachteile der hier üblichen 3er-Päckchen, also von drei an einer groben Steinmauer nebeneinander liegenden Segelbooten. Eine Zeitlang haben wir recht kräftigen nordöstlichen Wind, der in dem großen Hafenbecken für eine unangenehme Welle und natürlich ordentlich Druck auf die innersten Boote sorgt. Hinter uns arbeiten sich die Fender raus und der dunkelblaue Lack des inneren Aluminiumschiffes bekommt unansehnliche Kratzer. Auch unseren Innenlieger erwischt es. Seine obere Reling bricht ob der Belastung durch die daran befestigten Fender. Letztere gehen komplett verloren und das arme Boot liegt mit der Sissi und der Samai außen dran direkt an der Mauer. Der Hafenmeister hilft mit schnell organisierten Fendern aus. Der Schaden ist da schon eingetreten.

Da mag man vermuten, dass das Boot bei starkem Wind vor Anker sicherer liegt. Doch auch das kann ein Trugschluss sein. Die Sissi berichtet, dass bei dem Starkwind kurz vor unserer Ankunft so in etwa jedes 7. Boot auf Wanderschaft im ohnehin eng belegten Hafenbecken ging. Weder Spiel noch Schokolade, dafür Spannung und zumindest für Zuschauer auch ein Hauch von Spaß…?

Uns zieht es nach eineinhalb Wochen weiter. Einen bezahlbaren Mietwagen haben wir nicht bekommen. Die begehbare Umgebung haben wir in den seltenen Momenten besseren Wetters erkundet. Die Vorräte sind aufgefüllt. Weiter geht es nach Terceira…

Zu Fuß in Horta

Anfang Juni 2022

Auch wenn in Horta nur etwa 2.500 der insgesamt um die 15.000 Einwohner von Faial leben, ist es der unbestrittene Hauptort der Insel. Angeblich ist es (neben Angra de Heroísmo auf Terceira) einer der schönsten Orte der Azoren. Nun ja. Ein gewisser Charme ist ihm sicher nicht abzusprechen. Von den Kirchen der Stadt öffnet aber leider nur die 1861 fertiggestellte Igreja de Nossa Senhora das Angústias ihre Tore für uns. Der Besuch lohnt sich.

Igreja de Nossa Senhora das Angústias

Weitere Gotteshäuser sind dagegen weder unter der Woche noch am frühen Sonntagnachmittag wirklich auf Besucher vorbereitet. Die am 12. November 1700 eröffnete Igreja de Nossa Senhora do Rosário hat schon einiges mitgemacht. Insbesondere, aber nicht nur Erdbebenschäden in 1926 und 1998 erforderten umfangreiche Restaurationsarbeiten.

Igreja de Nossa Senhora do Rosário
Davor der kleine Jardim Comendador Eduardo Bulcão

Über der Stadt thront die Igreja de Nossa Senhora do Carmo. Ihr Bau dauerte ganze 99 Jahre von 1698 bis 1797. Bei schönem Wetter hat man hier einen tollen Blick auf den höchsten Berg Portugals.

Igreja de Nossa Senhora do Carmo
Ausblick zur Nachbarinsel Pico
Wieder hinunter Richtung Küste

Die kleine Heiliggeistkapelle Império do Divino Espírito Santo dos Nobres von 1759 gehört zu den Ältesten der Azoren. Sie wurde zur Erinnerung an einen großen Vulkanausbruch im Jahre 1672 erbaut.

Império do Divino Espírito Santo dos Nobres

Auch beim Museu da Horta stehen wir vor verschlossener Tür. Mittagspause. Eine in Deutschland inzwischen weitgehend unbekannte, hier jedoch oft gelebte Angewohnheit.

Das Museum…
… hat Mittagspause

Wir spazieren Richtung Norden bis zum Torre do Relógio. Dieser steht einsam ohne seine Kirche da. Sie wurde durch Erdbeben im 18. Jahrhundert beschädigt. Da in Portugals revolutionären Zeiten nicht an eine Restaurierung gedacht werden konnte, wurde sie 1825 kurzerhand abgerissen. Inzwischen freut sich auch der Turm selbst über Stütze. Insbesondere nachdem er bei einem Erdbeben am 9. Juli 1998 beschädigt wurde. Maila freut sich über den gut asphaltierten Weg rundherum. Eine perfekte Rollerbahn. Nördlich schließen sich der kleine Jardim Florêncio Terra sowie eine Außenstelle der Universidade dos Açores an.

Torre do Relógio… dahinter Garten und Uni

Es ist Sonntag und die Straßen sind wie leergefegt. Das gilt jedoch auch für so manches Haus und Grundstück. Immer wieder sehen wir Schilder, die mit „à venda“ den Verkaufswunsch der Eigentümer bekunden. Bei manch einer Immobilie wäre der Kauf sicher ein gewagtes Unterfangen für handwerklich und gärtnerisch begabte Menschen mit ausreichend Zeit.

Eine Ausnahme ist die Sociedade Amor da Pátria. Der Bau im Art-Deco-Stil von 1934 steht zwar etwas gedrängt und zugeparkt, überstrahlt trotzdem seine Umgebung. Er beherbergt die am 28. November 1859 gegründete Freimaurerloge, die sich zu einer der angesehensten Vereinigungen von Faial entwickelt hat.

Letztlich ist man mit der Altstadt aber schon recht schnell durch. Rundherum findet sich eher modern anmutende Bebauung und Kommerz. So spazieren wir vorbei am Ufer gelegenen Forte de Santa Cruz da Horta zurück Richtung Hafen.

Gerade für Segler ist dieser Hafen natürlich eine der wichtigsten Attraktionen… nicht nur von Horta oder Faial, sondern fast schon der ganzen Azoren. Doch davon berichten wir das nächste Mal…

Wanderung mit Roller

Horta, 12. Juni 2022

Unsere Verlustanzeige zeigt Wirkung. Schon am nächsten Tag bessert sich das Wetter deutlich. Wir nutzen die Gelegenheit für eine kleine Wanderung. Und um unsere Jüngste bei Laune zu halten, nehmen wir ihren Roller mit. Sie liebt es, damit hin und her zu flitzen. Anfangs klappt das auch noch ganz gut…

Los gehts!
Am Startpunkt des Wanderwegs

Das erste Ziel des Tages ist der 145m hohe Monte da Guia. Der kleine, ins Meer hinausragende Vulkankrater markiert das südöstliche Ende von Horta und Faial. Das klingt nach einer netten kleineren Wanderung. Zumal der Weg ja nicht einmal bis ganz nach oben führt. ;-)

Am Startpunkt der Wanderung angekommen, folgen wir also den kleinen gelb-roten Markierungen, die uns recht bald auf einen ansteigenden Trampelpfad leiten. Nur gut, dass wir den Roller dabei haben. Ansonsten hätte der Skipper ja gar nichts zu tragen. Doch der erste Anstieg endet schon nach kurzer Zeit an einem kleinen Aussichtspunkt.

Kleiner Aussichtspunkt
Der Roller ist dabei
Weiter gehts…

Der nächste Anstieg hat es da schon eher in sich. Steil führt der Weg zwischen Büschen und sich duckenden Bäumen hindurch.

Immer wieder schöne Ausblicke über Horta

Auffällig ist die Vielzahl bunter Blüten. Das haben wir so schon recht lange nicht mehr gesehen und auch geschnuppert. Hier nur eine kleine Auswahl von dieser kleinen Wanderung…

Und natürlich gibt es auch viele Eidechsen zu sehen…

Der Pfad endet an der Straße zum Fast-Gipfel-Parkplatz. Sicher hätte man die auch entlang gehen (und rollern) können. Aber so ist auch schön. Spontan nutzen wir die nächstbeste Sitzgelegenheit für eine Verschnaufpause. Ein paar Meter weiter öffnet sich der Blick in die kleine Caldera do Inferno. Der sogenannte Höllenkessel steht komplett unter Naturschutz.

Geschützter Höllenschlund
Geschlossene Kapelle
Im Hintergrund liegt Pico

Vorbei an der kleinen Kapelle Senhora da Guia führt der Wanderweg erst am Kraterrand entlang und dann schon etwas hinab zum nächsten Aussichtspunkt. Hier zeugen Fotos von bis zu 30m hohen, sich brechenden Wellen von der Macht des Ozeans. Allerdings muss man erwähnen, dass das Bild am 15. Februar 1986, mithin dem Tag des stärksten Sturms des 20. Jahrhunderts auf Faial aufgenommen wurde. Die Windböen erreichten über 250km/h bzw. 135kn. Heute ist es erfreulicher Weise deutlich ruhiger.

Der Roller bleibt weiter Handgepäck des Skippers, als der Weg uns steil hinunter in die Außenküste des kleinen Vulkankegels führt. Hier übernimmt Maila dann wieder. Mutig rollert sie den unebenen Weg und freut sich über jeden abwärts führenden Weg.

Endlich wieder Rollern!

Gerne hätten wir das kleine Aquário do Porto Pim besucht. Leider ist es wegen technischer Probleme geschlossen. Gut möglich, dass das mit dem abgebrochenem Weg daneben zu tun hat. Zumindest ragen hier Rohre aus dem Erdreich ins Nirgendwo. Samuel hat für so etwas natürlich keine Augen. Er späht nach Vögeln.

Leider geschlossen

Der Strand der Baía do Porto Pim gilt als „Hortas schöner Hausstrand“. Er empfängt uns mit seinem vulkantypisch dunklen Sand und sofort drängt sich die Frage auf, worin diese Schönheit liegen soll?! Am Ufer liegen müffelnde Algenberge und die unzähligen hellen, teils glitzernden Punkte entpuppen sich schnell als von den Kräften des Meeres geschredderter Plastikmüll. Ich könnte heulen… es ist eine absolute Schande, was wir Menschen mit unserer Umwelt anstellen!

Wir verzichten auf den ausstehenden Schlenker der offiziellen Wanderung und schauen uns noch ein bisschen an der Küste um. An der kleinen Festung führt eine Rampe ins Wasser. Sie ist übersät mit den getrockneten Blasen von Portugiesischen Galeeren. Uns wurde erzählt, dass diese in der letzten Zeit immer mehr zu einer Plage geworden sind und sich bei entsprechendem Wind auch zu Dutzenden (wenn nicht Hunderten) am Strand finden.

Nach einer kleinen Pause wenden wir uns Horta zu. Das Wetter ist so schön, da wollen wir uns noch ein bisschen umschauen. Auch von Maila kommen keine Widerworte. Sie hat ja ihren Roller…

Vor Anker und im Päckchen

Horta, 6./7. Juni 2022

Die Marina da Horta ist um diese Jahreszeit eigentlich immer voll. Ein paar Tage vor uns kommen die betreuten Segler der ARC Europe durch und sorgen für Stress beim Personal. Doch auch ohne den Ansturm, einer aus welchen Gründen auch immer anspruchsvollen und regelmäßig auf Sonderbehandlung drängenden Gästeschar, ist nur wenig Platz. Trotz der 300 Liegeplätze ist es auch bei unserer Ankunft eng.

Wir schauen uns um und finden ein halbwegs freies Eckchen weit hinten in der Nähe der Fischerboote. Für uns sollte das reichen. Das denken sich schon wenige Stunden später allerdings auch noch ein paar andere Neuankömmling. Im Laufe des Tages werfen ganze fünf Boote rund um uns herum ihren Anker. Puhhh… Wohlfühlzone geht anders.

Es ist voll in Horta :-(

Am nächsten Morgen kommt es, wie es kommen muss. Der Wind dreht etwas, eine mutmaßlich gezeitenbedingte Strömung geht durch und man hat das Gefühl, nicht auf einem Ankerplatz, sondern einem Rummelplatz zu sein. Bootbetriebenes Autoscooter… Berührungen inklusive. Uns wird das schnell zu viel. Wir verholen und weit weg von der engen Ecke weiter nach vorne in das große Hafenbecken. Viel besser!

(Karibik-?!)Profis vor Anker…
Drei davon kamen nach uns an!

Dabei hoffen wir eigentlich auf einen Platz an der Mole. Unser Dinghy ist bekanntermaßen in keinem guten Zustand und eigentlich wollen wir uns die Mühe ersparen, es ins Wasser zu lassen und den Motor anzubauen. So sagen wir der Marina über Funk nicht ganz unwahr, dass unser Dinghy kaputt ist. Trotzdem sollen wir ins Büro kommen. Hilfe kommt von der SY Sissi. Unsere Freunde sind eine Woche vor uns angekommen und liegen schon an der Mole. Neben ihnen ist sogar ein Platz frei. Doch erst einmal helfen sie uns mit ihrem Dinghy. Jörg bringt das kleine Gefährt vorbei, so dass nun zumindest Teile von uns an Land kommen.

Danke Sissi!

So auch am Nachmittag nachdem wir uns verholt haben. Ich gehe nochmal ins Büro und schildere unsere Situation. Nun endlich hat der Hafenmeister ein Einsehen. Nachdem es am Morgen über Funk noch hieß „nothing available“ und Jörg auf persönliche Nachfrage bescheinigt wurde, dass man nach nur einem Tag Wartezeit schon „aus Prinzip“ kein Boot an die Mole lassen könne. Jetzt haben wir Erlaubnis, an Sissi längsseits zu gehen und das Päckchen damit vollzumachen.

Sicher ist sicher ;-)

Das ist auch so ein „Prinzip“ in dieser Marina. An der Mole liegen maximal 3er-Päckchen (also drei Boote nebeneinander längsseits). Dabei ist es unerheblich, ob das drei Einrumpfboote oder auch mal drei Katamarane sind. Alleine die Anzahl gilt. Egal, wir haben unseren Platz bekommen! :-)

Außen im Päckchen an der Sissi (Prost!)

Verlustanzeige: Nach ein paar Tagen an der Mole bemerkt der Skipper das Fehlen unseres Heckankers. Die (zugegebenermaßen dünne) Sicherungsleine ist an drei Stellen durch. Samuel schwört, dass der Anker bei Ankunft am ersten Ankerplatz noch da war. La Skipper bestätigt, dass der Anker beim Verholen auf den zweiten Ankerplatz nicht mehr da war. Also entweder war da jemand sehr dreist und hat ihn uns vom Heck weg geklaut oder wir waren in der Nacht doch aktiverer Teil des Bootsscooters als gedacht.

Hier war mal unser Heckanker :-(

Der Verdacht zielt eher auf Letzteres. Die Leinenenden sind recht ausgefranst und die Halterung ist ziemlich verbogen. Da waren einige Kräfte am Wirken. Ich sage mal so… als wir den (Haupt-)Anker warfen, war die Samai außerhalb der Reichweite aller Nachbarlieger. Doch dank des Manövers zumindest eines späteren Ankerliegers haben wir wohl unseren Heckanker verloren. Schönen Dank auch! Da fühlt man sich ja fast in die Karibik versetzt… ;-)