27. April 2022
Hin und wieder werde ich gefragt, warum wir uns für ein Aluminiumboot entschieden haben. Meine Standardantwort lautet: „Wenn ich auf dem weiten Ozean etwas treffe, habe ich lieber eine Beule als ein Loch!“. Ach ja, der Mythos des gefährlichen, weiten Ozeans. Tatsächlich ist die Chance, da draußen etwas zu treffen zwar größer Null, aber doch sehr gering. Wie gefährlich ist es dagegen doch in Küstennähe.
Wir fahren aus dem Fleuve Maroni. Es ist Ebbe. Der Strom schiebt ordentlich. Wir machen über 8 Knoten über Grund. Doch der Strom schiebt nicht nur von hinten. Manchmal gibt es auch eine gewisse seitliche Komponente. Ich berücksichtige das, indem wir ordentlich „vorhalten“. Mit anderen Worten steuere ich nicht direkt auf unserem Kurs im Fahrwasser, sondern ziele daneben. Die Kombination aus vermeintlich falschem Kurs und gegenlaufendem Seitenversatz hält uns auf Kurs. So die Theorie.

Ich sitze oben im Cockpit und lese gerade noch die letzten Worte eines PM-Artikels. La Skipper sitzt hinten, hat ein Hörbuch auf den Ohren und schaut verträumt nach vorne. Eigentlich alles entspannt. Doch dann ein panischer Schrei. Ich schrecke auf. In dem Moment rammen wir die grüne Fahrwassertonne M6. Mit über 8kn erwischen wir sie mit der vorderen Backbordseite. Sch…!!! Das ist jetzt doch nicht wahr. Wie große ist die Chance dafür? Wenigstens treffen wir sie nicht frontal. Ein weiterer Stoß mittschiffs. Nichts verhakt sich. Salinge und Bimini. Wir drücken die Tonne weit genug von uns weg. Sie zieht vorbei und bleibt buchstäblich im Kielwasser achteraus.
Durchatmen. Lage prüfen. Ich gehe nach vorne und begutachte den Rumpf der Samai. Kein Loch, aber eine Beule. Ausgerechnet rund um das Fenster der Vorschiffskabine ist es eingedrückt. Auch von innen sind einige „Verschiebungen“ zu bemerken. Doch die Versiegelung hält alles dicht. Da fällt die kleine Delle weiter hinten schon gar nicht mehr auf. Also wenn wir die grüne Farbe abbekommen und man nicht ganz genau hinschaut, dann bemerkt man es im Grunde gar nicht. Zumindest reden wir uns das ein.

Tja, wenn Nachlässigkeit auf Tonne trifft. Nicht schön. Vor zwei Jahren wäre ich vermutlich noch durchgerastet. Aber das habe ich mir inzwischen abgewöhnt. Es ist passiert. Das ist nicht schön. Doch es ist ausschließlich an mir, eine Wiederholung zu vermeiden. Skipper ist schließlich immer schuld. Insofern sollte ich die grüne Farbe vielleicht sogar dran lassen. Als Erinnerung an unser stabiles Schiff, Warnung vor zu viel Gelassenheit und natürlich auch als Zeichen der Hoffnung…