Weltkulturerbe Paramaribo

Suriname, 6. März 2022

Wir wollen es wagen. Trotz des erlebten Chaos bei unserer ersten Fahrt zur Immigration nach Paramaribo… damals immerhin noch mit Fahrer. Heute geht es mit dem Mietauto in die Stadt. Vielleicht ist es am Sonntag ja etwas ruhiger? Und wie…

Ohne Stau, lautem Gehupe oder gar einer übermäßigen Anzahl anderer Autos auf der Straße erreichen wir das historische Zentrum Hauptstadt von Suriname. Hervorgegangen ist sie aus einem 1613 gegründeten, mit Palisaden befestigten Handelsposten am Ufer des Suriname River. Nach einem britischen Zwischenspiel erobern Niederländer 1667 das inzwischen erbaute Fort zurück. Die nun Fort Zeelandia genannte Befestigung wird Zentrum der Kolonie, um das herum sich langsam eine Stadt ausbreitet. Sehr langsam. Für 1683 sind gerade einmal 27 Gebäude angeführt. Erst 1790 zählt man mehr als 1.000 Gebäude. Das Fort Zeelandia selbst wird ab 1872 ausschließlich als Gefängnis genutzt. 1968 restauriert, 1972 als Museum eröffnet und 1982 wiederum als militärisches Hauptquartier mit Gefängnis (inkl. Folter und Hinrichtungen) umgewidmet, wird es 1995 erneut restauriert und wieder als Museum eröffnet. Heute ist es unser erstes Ziel in Paramaribo.

Eingang Fort Zeelandia
Schmucke Häuser direkt gegenüber

Wir genießen den Blick über den Fluss hin zum Wrack der Goslar und besuchen die verschiedenen Ausstellungsräume. Eine alte Apotheke, Exponate der verschiedenen Einwanderergruppen, aber auch der indigenen Bevölkerung und vieles mehr vermitteln ein interessanten Eindruck des Landes.

Suriname River mit der Goslar im Hintergrund

Direkt hinter dem Fort Zeelandia liegt de Palmentuin. Der Palmengarten ist eine in der Woche gut besuchte, grüne Oase in der hektischen Stadt. Heute wirkt es fast wie ausgestorben. Kaum Menschen, dafür viele Vögel und noch mehr imposante Palmen.

Am Rand des Palmengartens liegt der repräsentative Präsidentenpalast. Das ehemalige Gouverneurshaus sticht am Onafhankelijkheidsplein (Unabhängigkeitsplatz) hervor. Rund herum sind noch verschiedene Ministerien, der Gerichtshof, die Nationalversammlung und die Kongresshalle angesiedelt. Ein klassisches Regierungsviertel.

Präsidentenpalast
Nationalversammlung
Gerichtshof – Finanzministerium – Kabinett der First Lady
Ministerie van Justitie en Politie
Am Hintereingang ist wenigstens das Schild neu!
Ministerie van Buitenlandse Zaken (Außenministrerium)

Das mit dem „ausgestorbenen Anschein“ gilt heute für die gesamte, 2002 ist die Liste der Welterbe aufgenommene historische Innenstadt von Paramaribo. Wir schlendern über verlassene Straßen, auf denen wir morgen mit Sicherheit um unser Leben rennen müssten. Der Charme ist wieder einmal nur als morbide zu bezeichnen. Einiges wird restauriert. Vieles scheint zu verfallen. Und natürlich findet (sich wie praktisch überall in Südamerika) ein Denkmal für Simón Bolívar.

Zum Abschluss unserer Stadterkundung halten wir noch in der Keizerstraat:

  • Hier steht die große Synagoge Neve Shalom (Haus des Friedens). Die 1720 eingeweihte Holz-Synagoge wurde 1837 durch die heutige Stein-Synagoge ersetzt.
  • Hier steht die große Moschee der AAIIL (Ahmadiyya Andschuman Ischat-i-Islam Lahore). Die ab 1929 erbaute Holz-Moschee wurde gut 60 Jahre später durch die heutige Stein-Moschee ersetzt.

Und diese zwei eindrucksvollen Gotteshäuser stehen hier in friedlicher Eintracht direkt nebeneinander. Wunderschön!