Sommertörn 2018 zum Zweiten: Kopenhagen – Varberg

Nach dem Trubel der dänischen Hauptstadt sollte es von nun an eigentlich um einiges ruhiger und größere Häfen bis Göteborg eher ausgelassen werden. Doch so ein Segelboot bezahlt sich ja auch nicht von selbst und der Skipper musste etwas arbeiten. Da hierfür ein zumindest halbwegs vernünftiges WLAN außerordentlich hilfreich ist, ging es mit dem nächsten Schlag zwar nach Schweden, allerdings nur bis Helsingborg (12°41’16.21″E / 012°41’16.21″E). Die den Öresund kreuzenden Fähren hier sind offenkundig völlig berechtigt ähnlich berüchtigt wie bei der Vogelfluglinie. Schnell, eng getaktet und immer auf direktem Weg zwischen Helsingborg und Helsingør! Als das überstanden war, fanden wir im Norra Hamnen schon wieder einen perfekten Liegeplatz längsseits am vorstehenden Holzkai direkt vor der Kunstgalerie. Hier begab es sich dann auch, dass die Mutter des Skippers erstmals seit Kühlungsborn einen Fuß an Land gesetzt hat… selbst in Kopenhagen hatte es nur für eine Dinghy-Tour gereicht. Und zur Feier des Tages wurde dann auch noch eine bezahlbare Burger-Restauration aufgesucht.

Helsingborg
Helsingborg

Doch nun ging es endlich in idyllischere Gegenden. Vorbei am Naturschutzgebiet Kullen ging der Anker in Hallands Väderö (56°25’56.00″N / 012°34’27.20″E) auf Grund (s. Beitragsbild). Bei dieser Insel gegenüber von Torekov war die Samai schon einmal auf der Rückführung von Norwegen vor zwei Jahren. Aber solch schöne Plätze verdienen mehr als nur einen Besuch. Es war auch der erste Einsatz unseres neuen Ankers (Spade 25kg). Unser bisheriger Haupt- und jetzige Ersatzanker (Lewmar Delta 20kg) hat uns zwar bisher wahrlich nicht enttäuscht und auch bei ordentlich Wind immer gut gehalten. Aber bei unseren Plänen sollte man sowieso (mindestens) zwei Hauptanker dabei haben. Und da wir das Equipment vorher gerne etwas testen – gerade einem Anker muss man schließlich vertrauen können! – haben wir uns die Anschaffung schon dieses Jahr gegönnt. Hier kam es dann auch zu einer ganz besonderem Ankerbegegnung mit einem Mototboot (… doch davon dann mehr in der demnächst neu zu eröffnenden Kategorie „Lernkurve Hafenkino“)

Nächstes Ziel war der kleine Hafen von Skallkroken (56°43’40.84″N / 012°38’27.41″E). Doch vor den Anleger hat das schwedische Militär ein Schießgebiet gesetzt. Hmmm… was tun? Auch im Internet waren partout keine Schießzeiten zu finden. Die Umfahrung bedeutete einen beachtlichen Umweg, da man im Grunde einmal herum und dann von Norden auf den Hafen zulaufen müsste. Doch was war das da auf dem AIS? Ein Tanker… und der fuhr von Osten kommend ausdrücklich nicht um das Schießgebiet herum sondern schnippelte die Ecke ab. Nun gut, wenn die Berufsschifffahrt da durchfuhr, dann konnten wir das auch. Es ging also mit klopfendem Herz auf direktem Weg nach Skallkroken, wobei das Herzklopfen weniger der Befürchtung eine lebenden Zielscheibe, sondern der Enge im Hafen geschuldet war. Im Grund gab es für uns nur zwei Anlegemöglichkeiten direkt an der Hafeneinfahrt. Doch das Glück verließ uns auch hier nicht. Der östliche Steg wurde zwar von Badegästen belagert und als Sprungbrett genutzt, aber der westliche Steg war wie für uns reserviert.

Skallkroken
Skallkroken

In Skallkroken ist auch der ausgesprochen nette Hafemeister zu erwähnen. Direkt nach dem Anlegen kam er mit breitem Lächeln und tief gebräuntem Oberkörper für einen Willkommensgruß zu uns. Er war gerade selbst mit seinem Segelboot draußen und hatte ob der nicht üppigen Tiefe von Zufahrt und Hafen doch etwas Bedenken, als er uns reinkommen sah. Doch der Hinweis auf unser bis knapp 1,10 m aufziehbares Schwert beruhigte ihn. Das andere konnten wir dann später erledigen. Und auch hier ein weiterer netter Plausch mit seinem Hinweis, dass wir ja ein ganz schön kleines Boot hätten… nicht wahr? Wir einigten uns auf die günstigere Variante der Liegegebühr. Und schon wenige Minuten später schwang sich der Skipper an der Topnant vom Bug hinaus um mit lautem Platschen neben dem Boot im Wasser zu landen.

Anleger Skallkroken

Nach diesem idyllischen Stopp stand am nächsten Tag Varberg (57° 6’35.29″N / 012°14’31.82″E) auf dem Programm. Auch hier lag die Samai am exakt gleichen Liegeplatz wie zwei Jahre zuvor. Die Männer an Bord machten den obligatorischen Spaziergang zur Varbergs Fästining und im Supermarkt wurden noch ein paar Kleinigkeiten besorgt. Abends ging es dann in das sehr empfehlenswerte „Västerports Kök“ einen Steinwurf vom Hafen entfernt. Die Karte war recht klein aber das Essen ausgesprochen lecker. Danach sollte es nur ein kurzer Verdauungsspaziergang werden… doch dann hörten wir Musik aus dem Stadtpark. Dort lief von Ende Juni bis Anfang August die Parkmusiken 2018 und gerade spielte die Street Bourbon Band ihren bunten Musik-Mix. Freier Eintritt, bunt gemischtes Publikum, Sonnenschein und gute Musik… der perfekte Tagesausklang.

Varberg
Varberg

Ein ganz normaler Samstag auf dem Wasser in Kopenhagen

Ganz schön was los hier. Und damit sind nicht nur die im Minutentakt den Nyhavn ein- und auslaufenden Sightseeing-Boote gemeint. Ein mittelgroßes Motorboot schaut vorbei und man versteht kaum noch sein eigenes Wort. Die riesigen Lautsprecher auf diesem Boot sorgen schon dafür. Nun ja, über Musikgeschmack lässt sich ja nicht streiten. Es sind wirklich sehr viele kleine motorisierte Schwimmuntersätze unterwegs. Auffallend oft mit einer Gruppe Mädels jeden Alters gefüllt. Sie feiern, trinken, singen, haben Spaß. Und die Jungs stehen dem in nichts nach. Immer wieder auch motorisierte Flöße und die Flüssigkeit bleibt wahrlich nicht nur unter dem Rumpf. Dort drüben fährt ein schon etwas größeres Motorboot am gegenüberliegenden, gut besuchten Badekai vorbei. Die Jungs darauf beugen ihre Häupter und ziehen die Hosen runter. Lautes Gejohle tönt herüber. Und damit jeder den Anblick genießen kann, wird das Ritual in den Nyhavn hinein wiederholt.

Schließlich wagen wir uns auch ins Getümmel. Das Dinghy wird zu Wasser gelassen und los geht’s. Zunächst wollen wir den Kanal rund um das Christiansborg Slot fahren. Also vom Nyhavn nach rechts und schon gut 500m weiter geht es wiederum rechts in den Kanal rein. Wirklich eine schöne Fahrt. Aber warum nur kommen uns ständig Boote aller Größe und Bauart entgegen? Das schon erwähnte Gespräch mit der Wasserschutzpolizei bringt die Erklärung. Es gibt auf Kopenhagens Wasserstraßen genau eine einzige Einbahnregelung… und wir sind natürlich gegen an gefahren. Ein Umstand, den wir jedoch lieber verschweigen. Ok, ertrinken dürfen wir… aber als Geisterbootfahrer?!?!

Danach fahren wir an der Oper vorbei Richtung „Freistadt Christiana“ und glauben uns in einer anderen Welt. Gerade noch der welligen Hektik des Hauptkanals ausgeliefert ist es hier geradezu idyllisch. Ruhiges Wasser, grüne Ufer, Badende jeden Alters, weiter hinten eine Hindernisstrecke mit Kajakstangen, Kormorane, Stand-Up-Paddler, verwitternde Bootswracks…

Letztes Ziel unserer kleinen Tour ist der Christianshavn. Schon kurz nach der Einfahrt in den engen, beidseitig mit Booten belegten Kanal (s. Beitragsbild) herrscht Verwunderung darüber, dass das nicht auch eine Einbahnwasserstraße ist. Zumindest laut Polizei. Zwei Betreuer für Mietboote hatten uns das noch anders erklärt und auch die Kapitäne der Sightseeing-Boote vertreten sicher diese Meinung. Doch im Grunde bedarf es keiner solchen Regelung, die Praxis schafft ihre Fakten.

Schon früh bemerken wir hier ein kleines Motorboot voller feiernder Damen. Mit Ausnahme der Bootsführerin. Sie hält sich am Außenborder fest und trägt als einzige eine Schwimmweste. Ganz offensichtlich eine Dänin! Immer mal wieder gehen ihre Blicke beim Versuch gerade aus zu fahren etwas schüchtern umher. Irgendwann kommt man ins Gespräch und uns wird das unfassbare Leid geklagt, dass der große Tetrapack Roséwein schon fast leer sei. Mitfühlend schicken wir im Wortsinn nüchterne Blicke des Bedauerns hinüber. Dann hat eine nur unwesentlich aufgekratzte Dame im langen roten Kleid eine großartige Idee: „Hey, we still have beer here! Do you want some?“. Diese Frage geht natürlich exklusiv an meine Mutter. Kurz danach fliegt eine kleine Büchse Dänischen Biers aus dem etwa drei Meter entfernten Partyboot zu uns ins Dinghy. Mein Vater und ich schauen traurig. Und man hat ein Einsehen: „We have more!“. Voller Enthusiasmus wird eine zweite Hilfslieferung in Angriff genommen. Nur beträgt unser Abstand inzwischen über 10 Meter. Das ist kein Hinderungsgrund! Der Arm dreht sich, die Büchse verlässt die Hand. Wie in Zeitlupe nehmen wir die in hohem Bogen verlaufende Flugbahn wahr, befürchten das Schlimmste. Doch dann landet sie unversehrt bei uns im Dinghy. Vom Ufer ertönt bewundernder Beifall!!! Letztlich prosten wir uns fröhlich zu und sind nicht mehr nur Zuschauer, sondern Teil der großen Gemeinschaft… an einem ganz normalen Samstag auf dem Wasser in Kopenhagen.

Kurze Notiz zur deutschen Diskussion bzgl. Tragepflicht von Rettungswesten an Bord

 

Es war in Kopenhagen. Wir waren zu dritt im Dingi unterwegs. Trotz kleinerer Wellen von anderen Schiffen im Hauptkanal eine im Allgemeinen geschützte Umgebung mit dem Land in ständiger Reichweite. Wir haben es also gewagt… ohne Rettungswesten.

Vor der Oper, kurz bevor wir nach Christianshavn einbiegen wollten, kam uns dann ein Polizeiboot entgegen… was schreibe ich… es kam direkt auf uns zu. Ein kleines rotes Schild wurde hochgehalten. Keine Ahnung was da drauf stand, aber der Respekt vor der Ordnungsmacht ließ uns aufstoppen. Wir wurden dann auch sogleich freundlich angesprochen. Auf Dänisch. Meine Standardantwort „Sorry, but by Danish is really horrible!“ sorgte für den Wechsel auf Englisch. Uns wurde zunächst ganz freundlich ein dänisches Gesetz erklärt: Egal was für ein Wasserfahrzeug man gerade führt ist es Pflicht, eine Rettungsweste zu tragen!

Dann kam die Frage, von wo wir eigentlich kommen? „Germany… Berlin…“ Der freundliche Polizist lächelte… dann sei es egal. Das Gesetz gilt nur für Dänen! Auf meine Anmerkung, dass wir dann also bedenkenlos ertrinken dürfen kam die Antwort: „We don’t care!“.

Wie so oft sind uns die Dänen auch bei diesem Thema weit voraus!!!

Sommertörn 2018 zum Ersten: Kühlungsborn – Kopenhagen

Dieses Jahr geht es wieder einmal nach Schweden. Nach der Hanöbucht 2015 und der Ostküste 2017 südlich von Stockholm steht nun die Westküste auf dem Programm. Der Skipper bringt das Boot zunächst mit seinen Eltern in gemächlichen 10 Tagen nach Göteborg. Dort dann der Crew-Wechsel und „La Skipper“ übernimmt mit dem Rest der Stammbesatzung das Kommando. Ab dann stehen drei Wochen (hoffentlich) entspanntes Familiensegeln auf dem Programm.

Vor dem Spaß hat der liebe Gott aber die Arbeit gestellt… es musste also wie immer ordentlich gebunkert werden. Aldi und Lidl konnten sich freuen und der immer wieder erstaunliche Stauraum unserer Samai schluckte kommentarlos alles weg. Donnerstag wurde dann noch der Dieseltank aufgefüllt… schließlich sollen alle einen entspannten Urlaub genießen. Mittags dann endlich Leinen los und unter vollen Segeln nach Klintholm gerauscht. Kaum hatte Falster die erwartete Abdeckung gebracht, war es auch gleich viel ruhiger an Bord. Nicht zuletzt für meine Mutter als erstmalig mitreisende war das bei aller Seefestigkeit schon etwas Beruhigung.

Klintholm war erwartet voll. Unser Lieblingsplatz – längs am Kopf des westlichen Steges – schon belegt, und auf ein Päckchen hatten wir keine Lust. Also waren wir durch den Fischerhafen bis in den inneren Hafen gefahren und hatten dort mit viel Überhang in der letzten Ecke festgemacht. Das war dann aber auch bis auf weiteres das einzige Mal, dass wir nicht den ursprünglich erhofften Liegeplatz bekamen.

Auch für den nächsten Tag hatten wir uns einen langen Schlag vorgenommen. Es ging an den Klippen von Møn vorbei immer mal wieder unter Segeln und mit Motor bis nach Flakfortet. Diese nette kleine Festungsinsel vor den Toren von Kopenhagen hatte noch genug Platz und ist einen Abstecher wert. Obwohl wir gleich neben dem Zugang zum Badesteg lagen, war die Hemmschwelle doch noch einen Schrick zu hoch… das wird sich aber noch ändern!

Flakfortet

Morgens dann eine SMS von Marcel. Seine Frau und er sind die Eigner der SY Yuna… ebenfalls eine Allures 39.9 (Baunummer 22) und gerade auf dem Weg nach Flakfortet. Wir mussten zwar etwas früher ablegen, haben es uns dann aber nicht nehmen lassen, ihnen für einen kleinen Plausch in Formationsfahrt vor Kopenhagen entgegenzufahren. Die gegenseitige Begrüßung war standesgemäß „Na ihr habt aber ein schönes Schiff!“

SY Yuna

Dann also nach Kopenhagen, an den Touristenmassen der kleinen Meerjungfrau vorbei Richtung Nyhavn im Zentrum. Ich war das letzte Mal vor zwei Jahren mit einem Freund hier, und wir hatten das große Glück, dass bei unserer Ankunft der Liegeplatz gleich am Eingang längsseits gerade frei wurde. Das war dieses Mal gar nicht nötig: der Logenplatz war schon beim ersten Blick frei (s. Beitragsbild). Es war Samstag und die Stadt war auf den Beinen und natürlich auch auf dem Wasser… davon beim nächsten Mal mehr!

Wie machen die Skandinavier das bloß?

Strahlend blauer Himmel. Es weht eine leichte Brise, vielleicht 2 Bft. In der Tat denken wir nicht einmal daran, die Segel auszupacken… mit über 11 Tonnen Bootsgewicht wäre das mehr Treiben als alles andere. So denken wir zumindest. Und dann sind da die Skandinavier   . Während wir also Motorboot spielen, segeln Sie nur mit dem Großsegel, als wenn es kein Morgen gäbe. Und das sind nicht nur Jollen. Auch ausgewachsene Kielboote drehen mühelos Kreise um alles, was nicht mit mindestens 6 Knoten das Weite sucht. Der nicht vorhandene Motorkegel zeigt auch ganz klar, dass die „Eiserne Genua“ schweigt… also nur unter Segeln!!! Wir müssen echt noch viel lernen, bis wir auch nur annähernd so gut segeln können.

P.S. Und was sind eigentlich Ankerbälle? ;-)