Alltagsprobleme an Bord: Autopilot

Über Weltumseglungen gibt es viel zu Lesen. Zwei Dinge haben sich bei mir eingeprägt:

  1. Warte nicht, bis du perfekt vorbereitet bist sondern setz Dir ein Datum und fahr los… ansonsten wird das nichts. Daran haben wir uns gehalten und dementsprechend mit einer zwar kurzen, aber doch vorhandenen Liste abzuarbeitender Punkte die Leinen los geworfen.
  2. Eine Weltumseglung bedeutet, an den schönsten Orten der Welt improvisieren und reparieren. Sicherlich geht es schlimmer, aber auch das können wir im Grundsatz bestätigen. Also abgesehen davon, dass es nicht immer die schönsten Orte der Welt sind.

Dementsprechend haben wir vorsorglich recht viele Ersatzteile an Bord. Für den Motor liegen Bowdenzüge (Verbindung zwischen Motorhebel an Deck und Motor), mehrere Impeller (wichtig für die interne Kühlung), Keilriemen, Filter und sogar eine neue Lichtmaschine unter meinem Bett. Des Weiteren eine Wasserpumpe, natürlich Opferanoden, Dieselfilter und -pumpe für die Heizung, Wartungsset und Filter für den Wassermacher, sogar Schrauben für das Bugstrahlruder und so manch eine andere Kleinigkeit.

Eine Sache, die wir in letzter Minute dann doch nicht mitgenommen hatten, war ein Ersatzautopilot. Und nun dürft Ihr mal raten, welche größere Komponente an Bord als erstes den Geist aufgab: richtig, der Autopilot.

Es war mitten in der Nacht, als die Samai ohne erkennbaren Grund den Kurs änderte. Der Skipper stürmte ans Ruder. Es hakte, ließ sich aber mit etwas Gefühl und Ruckelei wieder mittig bringen. Zurück auf Kurs den Autopilot wieder eingeschaltet, doch der Kurs wurde partout nicht gehalten. Somit hatten wir keine andere Wahl, als ganz gefühlvoll (schließlich hakte es immer noch sporadisch) von Hand weiter zu steuern. In der nächsten Ankerbucht erbrachte dann die Fehleranalyse, dass sich zum Glück nichts im Ruder verfangen hatte, sondern es zum Pech tatsächlich am Autopiloten lag. Der sonst so leichtgängige Steuerarm hakte, ja blockierte teilweise ganz.

Ich weiß nicht, wie das bei anderen Booten ist. An Bord der Samai zeichnet sich der (technisch weitgehend vorgegebene) Einbauort des Autopiloten nicht gerade durch gute Erreichbarkeit aus. Und dazu ist das Ding echt schwer. Endlich ausgebaut, hatte ich dann mal ganz unverbindlich versucht, den schwarzen Kasten zu öffnen. Ein gutes Dutzend Schrauben raus, doch der Kasten hielt dicht.

Es war an der Zeit, eine E-Mail an den Hersteller Jefa in Dänemark zu schicken. Im Voraus liegenden Buenos Aires müsste es doch eine Möglichkeit geben, das Ding reparieren zu lassen?! Falsch gedacht. Es gibt weltweit genau ein Servicecenter von Jefa… daheim in Dänemark. Ich könne das Gerät gerne einschicken und erhalte es dann nach Durchsicht und Reparatur umgehen zurück. Das war jedoch keine echte Option für uns hier in Südamerika. Doch es wurden netter Weise ja auch noch eine Explosionszeichnung und andere Unterlagen mitgeschickt. Mit deren Hilfe (sowie unter Hinzunahme von Messer und Hammer!) bekam ich das Gerät dann tatsächlich auf und das Problem war recht schnell erkannt:

Natürlich gibt es dieses Teil als Ersatz zu kaufen… direkt bei Jefa. Natürlich schicken sie es gerne zu… nach Argentinien. Natürlich gibt es bezüglich „Post nach Argentinien“ praktisch nur negative Erfahrungsberichte und Warnungen… von horrendem Zoll bis hin zu Totalverlust. Aber wir hatten keine Wahl. Unter Segeln steuert der mechanische Windpilot solange es nicht zu böig ist zwar weitgehend zuverlässig, doch unter Maschine musste nun immer jemand am Steuer sein. Bei einer kleinen Familiencrew ist das auf Dauer nicht darstellbar.

Ich bestellte also das benötigte Teil gleich zweimal (sicher ist sicher ;-) und dazu noch einen Dichtungsring, nach dessen Zustand ich von Jefa gefragt wurde (die Frage alleine war Grund genug für die Bestellung). Und dann wurde die, das sei an dieser Stelle ausdrücklich erwähnt, sehr gute und schnelle Unterstützung aus Dänemark zu einem herausragenden Service. Auf meine Bitte hin wurden die Teile ohne spezielle Verpackung, Rechnung oder Lieferschein mit einem privaten Absender und extrem hilfreicher Zollinhaltserklärung als „gebrauchte Ersatzteile“ mit UPS Express auf den Weg zum per Email informierten Yacht Club Argentina in Buenos Aires geschickt.

Die Sendungsverfolgung ließ uns fast jubilieren. Das Paket war schneller als wir, passierte den Zoll anscheinend ohne Probleme und war zur Auslieferung eingeplant, als wir noch in Uruguay weilten. Dann die Ernüchterung: der Empfänger hatte die Annahme verweigert. Über eine Zufallsbekanntschaft erfuhren wir, dass der Vorstand des YCA von unserem Paket wisse, aber die Ablehnung auch nur damit erklären könne, dass da wohl etwas zu bezahlen gewesen sei.

Über den UPS-Service habe ich es dann geschafft das Paket in eine nahegelegene Pickup-Station umzuleiten und in der Bestätigungs-Email stand die mutmaßlich Erklärung für die Annahmeverweigerung: Tatsächlich müsse ich Zoll bezahlen… umgerechnet ganze 11€! Über die Rechnung von Jefa bewahre ich jetzt mal lieber Stillschweigen.

In Buenos Aires angekommen hatte ich mich gleich auf das Fahrrad geschwungen und das Paket abgeholt. Ausgerechnet in Argentinien haben wir damit eine unserer besseren Posterfahrungen gemacht.

Zu guter Letzt stand noch der Zusammen- und Einbau des Autopiloten auf dem Programm. Doch dieser ging, auch dank der guten fotografischen Dokumentation des Auseinanderbauens, recht problemlos von statten. Der Steuerarm war wieder leichtgängig, der schwere schwarze Kasten nach ein paar Verrenkungen auch wieder an Ort und Stelle angebracht sowie verkabelt und ein erster Testlauf im Hafen verlief vielversprechend. Abgesehen davon, dass der Ruderwinkel nicht angezeigt wurde. Und wie sollte ein Autopilot ohne Kenntnis des Ruderwinkels auch nur halbwegs auf Kurs bleiben? Ich war kurz verzweifelt, der Geber hatte doch die ganze Zeit funktioniert. Wo bekomme ich Ersatz her? Letztlich machte es sich mal wieder bezahlt, eine Nacht über ein Problem zu schlafen. Am nächsten Morgen ließ ich im System nochmal nach Geräten und Datenquellen suchen und da war der Ruderwinkel wieder.

Langer Rede kurzer Sinn: Der Autopilot funktioniert wieder und so ein kleines bisschen bin ich sogar stolz, das (natürlich mit dänischer Hilfe) selbst hinbekommen zu haben. Wieder ein weißer Fleck, eine unbekannte Stelle weniger an Bord der Samai.

Gewittersegeln

Das ist unter anderem der Titel eines lesenswerten Buches aus dem millemari Verlag. Das ist auch etwas, auf das Segler auf dem Wasser immer gerne verzichten können. Das ist schließlich etwas, vor dem wir bisher immer verschont geblieben waren. Und dann fuhren wir von Brasilien nach Uruguay.

Der Wetterbericht versprach mal wieder ein kleines Fenster Richtung Süden. Dienstag und Mittwoch gute Winde aus nördlichen Richtungen, die am Donnerstag dann mal wieder ganz spontan auf Südwest drehen… mit 9’er Böen! Also bei weitem nicht genug für den ursprünglich geplanten Schlag nach Buenos Aires, aber ausreichend für den kurzen 200sm-Hüpfer nach La Paloma (… und jetzt hebe die Hand, wer hier nicht automatisch ein „Olé!“ hinterher gedacht hat ;-)

Es begann dann auch wie erwartet mit Wind aus richtiger Richtung. Am Dienstag noch in meist gut segelbarer Stärke half Mittwoch öfters mal der Motor. Schließlich durften wir nicht zu sehr bummeln. An diesem Tag konnten wir dann auch nach langer Zeit mal wieder gleich doppelten Angelerfolg verzeichnen.

Weniger willkommen waren andere, in Schwärmen über die Samai herfallenden Gäste. Die zeitweise mehr als ein Dutzend (sic!) Libellen an Wanten und Stagen waren ja noch harmlos. Doch die unzählbaren Fliegen und sonstige Insekten verschiedenster Größe, wahrlich nicht immer harmlos ausschauend, vertrieben die Crew unter Deck. Alleine der Skipper musste tapfer oben bleiben, schließlich war der Autopilot immer noch kaputt.

Um 17:00 Uhr passierten wir wie Grenze von Brasilien nach Uruguay. Natürlich funkten wir ganz vorschriftsmäßig die Prefectura Naval an, erhielten aber keine Antwort. Hatten wir nicht genügend Reichweite oder waren wir es einfach nicht wert? Nun ja, nachdem auch die Rufe von grenzpassierenden Frachtern in Leere gingen, machten wir uns keine weiteren Gedanken.

Abends sahen wir dann die ersten Vorboten der kommenden Nacht am Horizont. Was für ein Euphemismus das schöne Wort „Wetterleuchten“ doch in Anbetracht dessen ist, was man wirklich sieht: „Blitze“. Zum Glück waren sie recht weit weg und konzentrierten sich auf das Land. Dort sahen wir dann sogar den Widerschein zweier mutmaßlich durch Blitzschlag ausgelöster Großbrände. Zur Sicherheit klappten wir das Bimini zusammen, doch gut eine Stunde später sah es so aus, als wenn sich die Wetterlage vor uns beruhigt hätte. Was für ein Irrtum!

Kurz nach Mitternacht leuchtete es wieder häufiger, näher und vor allem von voraus. Um 1 Uhr nachts war die Front dann bei uns. Wir bekamen gerade noch rechtzeitig die Fock rein. Starkwind und leuchtende Wolken ließen uns den Kurs um 90° nach Backbord (also in Fahrtrichtung links) ändern. Ja, die Wolken waren riesig und wir fuhren mit gerade mal etwas mehr als 10 km/h umher. Da erscheint Ausweichen unmöglich, doch einen Versuch war es Wert. Ganz ehrlich, da zuckten ein paar Blitze quer über den Himmel, so etwas hatte ich vorher noch nicht gesehen. Und tatsächlich gelang es uns. Zwar hatten wir immer noch kräftigen Wind, doch die Wolkendisko ging hinter uns durch. Fast stellte sich ein Lächeln ein, doch dann ging in geschätzt (sehr) wenigen Seemeilen direkt voraus ein großer Blitz senkrecht ins Wasser. Nächster Kurswechsel 90° Steuerbord, dort scheint der Himmel etwas weniger dunkel. Wir finden die Lücke. Nach einer gefühlten Ewigkeit, tatsächlich war es wohl kaum mehr als eine Stunde, hatten wir das Gröbste hinter uns. Selten waren wir so froh, dass uns nur mehr Dunkelheit umfing.

Lücke gesucht und gefunden!

Nachdem La Skipper Ihren Adrenalinspiegel wieder etwas runter gedreht hatte, verabschiedete sie sich auf ein Nickerchen zu den selig schlummernden Kindern unter Deck. Der Skipper genoss dann noch ganz für sich alleine am Steuer ein nächtliches Stündchen Starkregen mit entsprechendem -wind. Doch danach war es wirklich geschafft. Die Sonne ging unschuldig über einem neuen Tag auf, La Paloma schon in Sichtweite, und bald lagen wir sicher vertäut in einem mal wieder recht leeren Hafen… natürlich als einzige Gastyacht. Da waren wir also in Uruguay, doch davon ein anderes Mal mehr.

Brasilien – ein Fazit

Keiner von uns war vorher in Brasilien gewesen. Während La Skipper sich durchaus ernste Gedanken um die Sicherheit machte, hegte der Skipper keine besonderen Erwartungen. Mal schauen, wie es dort so ist. Und was soll ich sagen: die gesamte Crew ist begeistert von diesem Land und vor allem seinen Menschen. Ich habe es ja schon hin und wieder mal erwähnt, aber die Art und Weise mit der die Brasilianer uns begegneten, ja uns in Ihrem Land aufgenommen haben, war phänomenal.

  • In Jacaré die nette Damen im Mini-Supermercado, der weitgehend zuverlässig unsere Flüssignahrungsvorräte sicherte. Immer ein Lächeln und ein nettes Wort (auf Portugiesisch natürlich) auf den Lippen und hin und wieder brachten wir gar einen kurzen Plausch zustande
  • Einfach jeder in Charitas / Niteroí, insbesondere…
    • Der Bademeister Rodre, der nur für unsere Kinder die Wasserrutsche in Betrieb genommen hat, mit dem ich (dank Google Translate) mehrere beiderseitig sehr nette Gespräche hatte… ein toller Mensch, der es nicht immer einfach hatte und dem ich von Herzen alles Gute wünsche.
    • Der beim Fernsehen tätige Carlos zeigte seine ehrliche Begeisterung für unser Vorhaben, brachte seine ganze Familie für ein kurzes „Hallo“ an den Steg, dachte sogar kurz über ein Interview nach und ist aktuell der einzige brasilianische Follower dieses kleinen Blogs (ganz liebe Grüße!!!)
    • Der Pop-Sänger Rodrigo war für sein neustes Musikvideo im Yachtclub und vorher noch in der Sauna. Im mutmaßlichen Gegensatz zu so manchem Mädel erkannte ich ihn natürlich nicht, als wir dort  ins Gespräch kamen, und ebendiese Mädels würden mich sicher auch um seine Handynummer beneiden ;-)
    • Der ältere Herr, der im Bus mit unseren Kindern den Platz tauschen wollte, damit sie einen besseren Ausblick haben.
    • Die Taxifahrer, die trotz Kurzstrecke von der Fähre zum Yachtclub immer entspannt und freundlich waren. Man stelle sich dagegen einen typischen Berliner Taxifahrer auf der mürrisch-fluchenden Fahrt vom Flughafen Tegel zur U-Bahn Jakob-Kaiser-Platz vor.
  • Wie gesagt haben wir hier erstmals Uber ausprobiert und müssen feststellen, dass ausnahmslos jeder Fahrer ausgesprochen nett war. Unabhängig davon, ob man sich auf eine Sprache einigen konnte oder nicht, wir kamen immer sicher und freundlich ans Ziel.
  • Wir, die offensichtliche Touristenfamilie, stehen mit einem Eis am Straßenrand und mitten aus dem Gewusel umher eilender Menschen ertönt unvermittelt die Stimme eines Herren, der uns mit leichter Verbeugung ein freundliches „Welcome to Rio de Janeiro!“ wünscht.
  • In Rio Grande war es dann der bereits erwähnte Lauro Barcellos, der im positiven Sinne „den Vogel abschoss“. Bei im Grunde wildfremden Seglern an seinem Steg sind eine Begrüßung und Gastfreundschaft wie man sie alten Freunden angedeihen lassen würde für Ihn eine Selbstverständlichkeit.
  • Und dann noch so viele andere netten Begegnungen. Insbesondere, aber nicht nur am Steg / beim Boot wurden wir oft freundlich angesprochen, neugierig ausgefragt und immer willkommen geheißen…

Unsere grobe Reiseplanung sieht ja vor, dass wir in etwa zwei Jahren von Südafrika (möglichst auch Namibia) nach St. Helena und weiter zu den Azoren den Weg über die Kap Verden nehmen. Inzwischen spielen wir ernsthaft mit dem Gedanken, den Schlenker über Südamerika zu segeln. Ja, es ist länger. Dafür sind die Winde tendenziell günstiger und wir haben die Möglichkeit noch mehr von einem tollen Land und seinen tollen Menschen zu sehen: Brasilien!

P. S. Und als ob all das nicht schon genug wäre, gibt es noch einen weiteren, ultimativen Grund wieder zu kommen: unsere in kulinarischen Dingen nicht gerade für Ihre Flexibilität und Experimentierfreunde bekannte Maila liebt den Brasilianischen Ketchup!

Samuel über die Tierwelt in Brasilien (2)

Nach dem erfolgreichen ersten Teil hier nun weitere Eindrücke von der Tierwelt in Brasilien.

Auf der Inselgruppe Abrolhos gab es ein Korallenriff und wie ihr sicher wisst, gibt es in Korallenriffen viele Tiere. Wir sind eigentlich dorthin gekommen um einen kurzen Badestopp zu machen und dann hat Papa auf dem Plotter das Korallenriff entdeckt. Natürlich mussten wir uns das angucken. Als erstes sind Mama, Maila und ich dorthin geschwommen und haben es uns angesehen. Der erste Fisch, den ich gesehen habe war gelb mit schwarzen Pünktchen. Die Farbenpracht der Korallen hielt sich zwar in Grenzen, aber die Fische waren wunderschön.

Später sind Papa und ich dann nochmal hingeschwommen und sind dort länger geblieben. Wir haben noch viele andere Fische gesehen, zum Beispiel einen Fisch, der etwas gefährlich aussah mit seinen Zähnen und mit seinem schwarz-weißen Muster. Es gab auch blaue Fische mit einem „Schnabel“, wo mein Finger lieber nicht rein geraten sollte. Damit haben sie Stückchen der ziemlich hart aussehenden Korallen abgeknabbert. Die größten Fische waren ungefähr so lang wie mein Arm. Es gab auch Seeigel, die zwar niedlich aussahen, aber heimtückisch spitze Stacheln hatten. Das kann ich beurteilen, weil ich mit ihnen leicht in Kontakt gekommen bin.

Papa und ich sind auch noch weiter geschnorchelt, bis ich von Papa lautes Geschrei hörte. Ich habe aufgeblickt und gesehen, dass Papa wollte, dass ich zu ihm schwimme. Als ich dann da war, sah ich sofort die große Schildkröte, die Papa mir zeigen wollte. Sie hatte einen zerkratzten Panzer. Ich habe mit der Unterwasserkamera, die ich dabei hatte, auf jeden Fall zu viele Fotos gemacht. Einmal bin ich sogar so nahe ran getaucht, dass ich die Schildkröte hätte berühren können.

Die nächsten Meeresschildkröten haben wir gesehen, als wir im Hafen bei Rio de Janeiro lagen. Am Anfang dachten wir, es wäre nur eine, die ungefähr so groß war, wie mein Unterarm. Wir haben sie auch einmal Grünzeug vom Stein fressen sehen, wobei sie uns den Popo entgegengestreckt hat. Wir haben später herausgefunden, dass es sogar zwei Schildkröten waren.

Im selben Hafen entdeckten wir wieder Mamas geliebten Herbert (weißer Vogel), der gewachsen war. Komischer Weise folgte er uns immer weiter, zumindest behaupten Mama, Maila und ich das immer scherzhaft.

Nach Rio de Janeiro haben wir ein paarmal geankert, unter anderem bei der Ilha do Mel. Da gab es zwei „schöne“ Tierarten:

  1. Mücken! Zumindest vermuten wir, dass es so welche waren. Wir haben immer wieder gehört, dass man in Brasilien keinen Mückenstich bekommen soll. Na ja, das hat nicht ganz geklappt. Die Mücken haben unser Boot und uns geliebt. Glücklicherweise waren es nicht solche Mücken wie bei uns, sondern man konnte sie recht gut sehen und jagen. Wir hatten zwar einen Mückenschutz, doch der hat gegen diese intelligenten Mücken wenig gebracht. Jedenfalls bin ich jetzt auch mal dran, Tieren einen Namen zu geben. Darum nenne ich sie „Ms. Piks“.
  2. Delfine! Die ganze Familie mag Delfine. Es sind ja auch wirklich schöne Tiere. Und diese haben uns an dem Ankerplatz immer wieder besucht. Manchmal hatten sie einen Fisch im Maul, den sie zu meiner Enttäuschung selbst verspeist haben.

Im nächsten Hafen bei Laguna gab es ebenfalls Delfine. Es waren recht große, hübsche Flussdelfine, die dort anscheinend wohnten und lustig drauf waren. Es gab hier auch eine kleine Insel, die ab und zu überspült war. Immer wenn sie nicht mit Wasser bedeckt war, begann anscheinend das Festessen für viele Vögel, die dann in Schwärmen ankamen.

Als wir von Laguna weiter fuhren, dachte Papa nach einiger Zeit, eine Meeresschildkröte gesehen zu haben. Mama dachte, es wäre Holz. Als wir dann dorthin fuhren, sahen wir ein Flosse, die auf dem Wasser hin und her platschte. Allerdings, als wir noch näher heran fuhren, stellte sich heraus, dass es auch keine Meeresschildkröte war, da es nur zwei Flossen hatte. Zu unserer Überraschung war es ein Mondfisch. Er war zwar nicht sehr groß, aber trotzdem sehr cool. Später entdeckten wir noch einen zweiten Mondfisch.

Auf derselben Fahrt hatten wir auch noch einen blinden Passagier an Bord. Es war ein kleiner, süßer Vogel. Der sich vorne auf dem Bugspriet hingesetzt hatte. Dieses knuffige Tier verließ uns leider nach ein paar Stunden wieder. Ich hätte ihn gerne als Bootsvogel behalten. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass Mama und Papa dagegen wären.

In Rio Grande lagen wir an einem Museumssteg und da gab es auch zwei Tierarten: vier Pinguine und ein Seelöwen in einem kleinen Tierkrankenhaus. Die haben wir öfters besucht. Die Pinguine hatten sogar einen Sonnenschirm.

Auf dem Weg zum Museum lag plötzlich ein Leguan faul in der Sonne. Ich habe noch nie so einen großen Leguan in freier Wildbahn gesehen und zu meinem Erstaunen hat er, als er gegangen ist, den Fußweg benutzt bevor er dann in die Büsche abgehauen ist.

Das war die Tierwelt in Brasilien.

Samuel

Bürokratie in Südamerika: Brasilien

Über die Bürokratie in Südamerika im Allgemeinen und Brasilien im Speziellen haben wir im Vorfeld ja schon einiges gehört. Doch ganz so schlimm wie befürchtet, war es dann doch nicht. Hier ein kleiner Erfahrungsbericht.

Grundsätzliches

In Brasilien muss man beim Ein- und Ausklarieren (so nennt man die Ein- bzw. Ausreise mit einem Segelboot) drei Stationen abklappern:

  1. Policia Federal / Immigration: Hier bekommen alle notwendiger Weise persönlich vorsprechenden Crewmitglieder ihren Stempel in den Pass.
  2. Receita Federal / Customs: Hier bekommt man temporäre Importpapiere für die Yacht. Diese beinhalten dann auch das Datum, an dem man das Land wieder verlassen muss, sonst gibt es eine saftige Strafe (10% des von uns natürlich sehr defensiv geschätzten Bootwertes)
  3. Capitania dos Portos (Teil der Marine): Hier bekommt man einen „passe de entrada“ für den jeweiligen Hafen. Bevor man weiter fährt, muss man nochmal hierher um einen „passe de saida“ zu bekommen, in dem dann auch der nächste Zielhafen angegeben werden muss. Dort angekommen holt man sich dann wieder einen „passe de entrada“ uns so weiter und so fort. Das einzig Gute daran ist, dass es keine wirkliche Einschränkung und Kontrolle der zwischen den Häfen verbrachten Zeit gibt. Man kann sich also Zeit lassen und auch noch ein paar Ankerstopps einlegen.

Und all diese Formalitäten sind ungeachtet der herrschenden Temperatur in anständiger Kleidung (lange Hose, Hemd) vorzunehmen. Ansonsten kann es vorkommen, dass man gar nicht erst eingelassen wird!

Einklarieren in Cabedelo / João Pessoa

Beim Einklarieren haben wir es uns zugegebener Maßen sehr einfach gemacht und das Angebot von Nicolai (Jacaré Yacht Village) wahrgenommen, für eine soweit angemessene Gebühr durch das ganze Prozedere geleitet zu werden. Wir sind zusammen zu der inzwischen umgezogenen Immigration und Zoll gefahren. Während wir nur pflichtbewusst daneben saßen, hat er alles Weitere erledigt. Zum Hafenkapitän ist er dann sogar alleine gefahren und hat uns an und auch gleich wieder abgemeldet. Dass wir dann erst knapp zwei Wochen später losgekommen sind war kein Problem. Als nächstes Ziel haben wir gleich Rio de Janeiro angegeben.

Unseren kurzen Zwischenstopp bei den Ilhas de Abrolhos (auf denen wohlgemerkt ein kleiner Marinestützpunkt liegt) verlief ohne weitere Formalitäten, abgesehen von einer netten Dame, die mit wasserfestem Pad vorbei geschwommen kam, um Bootsnamen und Passagieranzahl zu notieren. Sehr entspannt.

Rio de Janeiro

Auch wenn wir in Charitas / Niteroí lagen, so mussten wir beim Hafenkapitän im gegenüber liegenden Rio de Janeiro vorsprechen. Das wurde natürlich mit unseren Stadtausflügen verbunden, wobei sich der Skipper durchaus eine lange Hose in den Rucksack getan hatte. Hier wurden wir gleich beim Pförtner rein gebeten. Dieser machte einen Anruf, ein schneidig Uniformierter kam, holte unsere Unterlagen und brachte alles Notwendige nach gar nicht mal so langer Wartezeit zurück. Auch hier alles sehr entspannt. Als nächstes Ziel hatten wir gleich Rio Grande del Sur angegeben

Lugano

Nach einigen Zwischenstopps vor Anker hatten wir ja dem netten Lugano einen ungeplanten Besuch abgestattet. Hier nahm die Marine das Thema etwas genauer. Schon am frühen Morgen nach unserer Ankunft wurde ich von einem Uniformierten am Pier freundlich aber bestimmt darauf hingewiesen, dass ich beim Hafenkapitän vorzusprechen habe. Dort half dann bei den wie üblich einer anderen Sprache als des Portugiesischen unkundigen Kollegen wie so oft „Googel Translate“ weiter. Dass es sich bei Laguna nicht um den angegebenen Zielhafen handelte war kein Problem und wurde an entsprechender Stelle auf dem Formular der Policia Federal vermerkt.

Vom Hafenkapitän wurde ich dann von zwei Uniformierten mit dem Auto zum Boot gefahren und die Samai erhielt nun erstmalig eine kleine Inspektion. Der nette Kollege vom Morgen machte einen pflichtbewussten Rundgang, fragte nach Rettungswesten, Signalmitteln und anderen sicherheitsrelevanten Dingen bevor er zufrieden wieder von Bord ging.

Ausklarieren in Rio Grande del Sur

Dieser Teil gestaltete sich wenn auch nicht schwierig, so doch am Aufwändigsten. Zunächst bin ich zum Hafenkapitän gelaufen, der mich jedoch gleich zur Policia Federal geschickt hatte. Die hatte Mittagspause und so verlief der Vormittag erfolglos. Pünktlich nach der Mittagspause sprach ich wieder mit allen Pässen, jedoch alleine bei der Policia Federal vor. Natürlich wollte man eigentlich alle Passagiere persönlich sehen, jedoch stimmte mein Hinweis auf “família” gnädig und ich bekam alle Pässe gestempelt.

Zur Receita Federal, also dem Zoll, musste ich dann doch ein Taxi nehmen. Weit weg durch ein nicht wirklich Vertrauen erweckendes Viertel ging es zum Industriehafen. Dankenswerter (und natürlich bezahlter) Weise wartete der Taxifahrer und brachte mich anschließend zum Hafenkapitän. Hier war jetzt eigentlich schon für heute geschlossen, aber man kannte mich ja noch vom Vormittagsbesuch und war so nett, auch außerhalb der Öffnungszeiten alle Formalitäten zu erledigen.

Das war es also, Pässe gestempelt, Boot ausklariert und beim Hafenkapitän abgemeldet. Nun hatten wir 72 Stunden um Brasilianische Hoheitsgewässer zu verlassen… und das Taten wir Richtung Uruguay.