18. November 2022
Nein, in diesem Beitrag geht es nicht um extreme Wetterbedingungen an der Elbemündung. Obwohl es an diesem Tag tatsächlich recht kräftig durch die Straßen weht. Vielmehr lade ich euch zu einem kleinen Museumsrundgang ein. Für das Trans Ocean Wochenende bin ich nach Cuxhaven gefahren und wenn man schon mal hier ist, kann etwas Abwechslung nicht schaden. Direkt vom Bahnhof, den Koffer noch im Schlepptau, lenke ich die Schritte also in das Wrack- und Fischereimuseum Cuxhaven mit dem schönen Namen Windstärke 10. Kaum zu glauben aber wahr, dass ausgerechnet am ersten regulären Öffnungstag nach Einweihung im Dezember 2013 das Orkantief „Xaver“ mit 10 Windstärken über das Museum hinwegfegte.

Die Räumlichkeiten selbst sind schon Teil der Ausstellung. Die schmale Straße zwischen zwei historische Fischpackhallen aus den 1930‘er Jahren wurde überdacht und bildet nun den zentralen Bereich. Hier findet sich auch gleich das erste Wrack, der aus der Elbe geborgene Fischewer Wilhelmine. Ewer bezeichnet einen Schiffstyp mit Plattboden, ein bis zwei Masten und normaler Weise ohne Kiel.



Gleich daneben findet sich ein großes Modell des historischen Fischereihafens der Stadt. Ich liebe solche Modelle fast ebenso wie (historische und aktuelle) Karten.

Der freundliche Hinweis, dass der Rundgang durch die Räume der Fischpackhallen im Uhrzeigersinn erfolge, wandert beim Treibenlassen durch den zentralen Bereich in den Hinterkopf. Doch ich möchte mal so tun, als ob ich es richtig gemacht hätte. ;-)
Der erste Themenkomplex des Rundgangs beschäftigt sich mit der historischen Hochseefischerei in Cuxhaven. Besonders authentisch ist, dass uns vier Pensionäre mit (Jugend-)Fotos und Geschichten an ihrem Leben in der Hochseefischerei teilhaben lassen. Genauso ein Fischerleben wird in den Räumen nachempfunden. Es beginnt mit den Netzen und der Seemännischen Heuerstelle. „Los, komm an Bord!“



Auf Fangfahrt sind die Kojen eng, der Boden selten gerade und das Einholen ein Knochenjob. Besonders auf dem winterlichen Nordatlantik rund Island braucht man ein seetüchtiges Schiff wie die Otto Flor, welche sich wie ein roter Faden durch die Räume zieht. „Hiev up!“


Zum Abschluss kommt der Fisch in große Auktionshallen. Zumindest war das früher so. Im 20. Jahrhunderts war der Fischfang Herz und Seele von Cuxhaven.


Passend nennt sich der vor diesen Räumen liegende Teil des zentralen Bereichs „Fischerei aktuell“. Dabei werden auch kritische Töne zu Überfischung und der Notwendigkeit nachhaltigen Schutzes der Meere nicht ausgespart.


Der zweite große Themenkomplex des Rundgangs beschäftigt sich mit Katastrophen auf See. Fokus ist die Deutschen Bucht, welche faktisch auch ein großer Schiffsfriedhof mit schätzungsweise gut 15.000 Wracks ist. Ohne den Einsatz von Lotsen, deren seit dem Mittelalter in Cuxhaven beheimate Brüderschaft der Elblotsen hier ihren Versammlungsraum hat, sowie natürlich der Seenotretter wären es sicher noch einige mehr.


Im letzten Teil des Rundgangs werden einige exemplarische Unglücksfälle eindrucksvoll veranschaulicht. Hier nur einige Beispiele. Das englische U-Boot E.24 sank 1916 beim Minenlegen vor Helgoland.



Das Frachtschiff Vandalia kollidierte 1912 auf seinem Weg nach Rio de Janeiro kurz nach Abfahrt aus Hamburg mit einem Schwimmdock. An Bord neben viel Stückgut auch Autos (eines schwäbischen Herstellers) und zwei Tenderloks.




Das Auswandererschiff Cimbria kollidierte im Nebel mit einem englischen Dampfer und zerstörte damit 401 Träume von der neuen Welt. Mit insgesamt 437 Toten (von 493 Menschen an Bord) ist es bis heute die größte zivile Katastrophe in der Deutschen Bucht.

Von dem 1914 gesunkenen Kleinen Kreuzer SMS Cöln überlebte nur einer von 507 Mann Besatzung. Er trieb drei Tage und Nächte in der kalten Nordsee.

Abgerundet wird die Ausstellung durch zwei Räume voller maritimer Ausstellungsstücke der Sammlung vom Förderverein Schifffahrtsgeschichte Cuxhaven e.V. sowie der eindrucksvollen Privatsammlung Peter Weber.




Vielleicht merkt man es ja ein bisschen. Ich habe mich glatt ein wenig in dieses tolle Museum verliebt. :-)
Nach dem ausgiebigen Besuch schlendere ich noch ein wenig durch Cuxhaven. Vorbei am Wasserturm durch die typisch deutsche Fußgängerzone bis zum Schloss Ritzebüttel.




Dann muss ich langsam zum Hotel. Schon am Abend beginnen die Veranstaltungen des Trans Ocean Wochenendes. Doch davon das nächste Mal mehr.