Wie doch die Zeit vergeht. Jetzt sind wir schon 1½ Monate in Bonaire, haben Weihnachten, Silvester und Mailas Geburtstag gefeiert, die Insel erkundet und sind geschnorchelt wie nichts Gutes. Schön ist es hier, Bonaire wirklich eine Reise wert. Doch unsere Reise geht nun weiter. Vor uns liegt die lange Karibik-Kreuz gegen Wind und Strom nach Barbados.
Warten auf den Ausreisestempel…
Natürlich wollen dort auch irgendwann mal ankommen. Da ist ein bewachsener Rumpf wenig hilfreich. Und das mit dem Bewuchs kann außerordentlich schnell gehen. Erst lagen wir ein paar Wochen in Aruba, danach hier in Bonaire. Da ist es eine lohnenswerte Angelegenheit, sich mit einem Spachtel bewaffnet dem sogenannten Unterwasserschiff zu widmen. Und weil das Dinghy hier in Bonaire praktisch dauerhaft im Wasser lag, gilt dies auch für dessen GFK-Boden. Macht keinen Spaß, gehört aber nun einmal dazu.
Der Skipper „spachtelt“ den Rumpf der Samai…… während Maila tapfer am Dinghy-Boden schrubbt!Vielen Dank!
So, der Rumpf ist halbwegs „sauber“ (was für ein großes Wort ;-). Es kann losgehen. Also fast. Auch an Bord will alles gut vorbereitet, die Weinkammer aufgeräumt, der Außenborder am Heck und das Dinghy an Deck verstaut sein. Damit der Skipper genug Zeit dafür hat, machen wir noch ein letztes Mal an einer gelben Tauchmooring fest. Wir liegen direkt vor der beliebten Slagbaai. Landseitig sind wir zweimal vorbei gefahren, seeseitig gönnt sich die Familie eine Erfrischung… während der Skipper schuftet. Es ist doch immer wieder erstaunlich, was selbst auf so einem kleinen Boot wie der Samai erledigt sein will.
Letzter Sonnenuntergang in BonaireKleiner Steg der Nautico MarinaAuf Wiedersehen Sissi (links)
Derweil amüsieren sich auch die Strandgäste. Eine Klippe ist Anziehungspunkt für furchtlose, dabei oft erstaunlich junge Springer. Und immer wenn ein spitzer Schrei ertönt, hat sich das kleine Mädchen im rosa Badeanzug wieder einmal hinter gestürzt. Sehr mutig!
Der Brandaris im NationalparkSlagbaai mit Klippe…… und natürlich auch unter Wasser :-)Gelbkopf-LippfischSpanischer Schweinslippenfisch
Um 14 Uhr ist es soweit. Ein letztes Mal werfen wir in Bonaire die Leine los. Die Insel wird uns in guter Erinnerung bleiben. Macht’s gut und danke für den Fisch!
Seit mehreren Wochen habe ich mir vorgenommen, nachts ins Wasser zu gehen. Das erste mal, als Eike und Jörg nachts zu uns kommen habe ich mich überwunden. Ich ziehe mir die Badesachen an, nehme die Taschenlampe und die GoPro. Kurz darauf springe ich ins Wasser. Die Taschenlampe wird angeschaltet. Ich leuchte um mich und sehe… nichts außer Sand unter mir. Das Wasser ist kälter als ich es erwartet habe. Trotz der Kälte schwimme ich los.
Nach wenigen Metern entdecke ich am Boden eine noch nie gesehene Pflanze. Sie hat Dutzende kleiner Fangärmchen und ragt bestimmt 5- 10 cm in das Wasser hinein. Am Tag ist sie sicherlich eingezogen, denn eine solche Pflanze kann ich tagsüber eigentlich nicht übersehen.
Ich schwimme weiter. Um mir ist nichts außer Sand und Dunkelheit. Ich muss zugeben, dass ich da an meinem Vorhaben gezweifelt habe. Ich leuchte regelmäßig (eigentlich die ganze Zeit) um mich und erblicke plötzlich einen Aal am Boden. Es handelt sich um einen Weißgefleckten Schlangenaal.
Weißgefleckter Schlangenaal
Weißgefleckter Schlangenaal
Weißgefleckter Schlangenaal
Plötzlich sehe ich eine Bewegung genau vor meinem Kopf. Ich leuchte hin. Mein Herz klopft wie wild. Dann sehe ich ihn. Einen Fisch, so lang wie mein Zeigefinger. Er ist recht durchscheinend mit einem leicht bläulichen Körper.
Weiter geht es. Ich erreiche kurz nach der letzten Sichtung die mit toten Korallen bedeckten flachen Gewässer. Dort entdecke ich auch gleich Heerscharen von kleinen Grunzern. Sie sind wirklich niedlich. Ich nehme an, dass es sich bei ihnen um junge Französische Grunzer handelt.
Französischer GrunzerFranzösischer Grunzer
Wenn wir schon bei Grunzern sind… auf dem weiteren Weg sehen ich auch noch einen Spanischen Grunzer vorbei schwimmen.
Spanischer Grunzer
Ich komme schon wenig später zu der Kante, wo sich tagsüber einige Fische und gelegentlich Muränen verstecken. Dort entdecke ich zwei Arten, die nicht schwimmen können: Gebänderte Scherengarnele (Stenopus hispidus) und Pedersons Partnergarnele (Periclimenes pedersoni)
Gebänderte Scherengarnele
Ich erblicke weitere Fische, die ich als Flammenfische identifiziere.
Flammenfisch
Flammenfisch
Ich schwimme weiter und erschrecke. Ein gefleckter Adlerrochen schwimmt genau vor meiner Nase am Grund und stampft mit seiner platten Schnauze auf dem Boden.
Gefleckter Adlerrochen
Gerade als er wegschwimmt und mein Herz sich beruhigt, entdecke ich ein riesiges Auge. Ich kann es nicht verhindern, aber langsam werde ich unruhig. Das Auge stellt sich als das eines Tarpun heraus. Der Tarpun ist ein bis zu drei Meter großer Koloss. Meiner ist zwar nur etwa zwei Meter groß, doch das reicht schon völlig aus. Ich schwimme ihm kaum hinterher, weil er sich schnell entfernt. Ich kann und will ihm nicht so richtig folgen. Es ist schließlich nachts!
Tarpun
Ich erreiche die Oase. Nachts ist sie sehr viel leerer und gruseliger. Den Oktopus sehe ich aber trotzdem in seinem Versteck. Das wundert mich etwas, weil ich dachte, Kraken sein nachtaktiv.
Versteckter Krake
Es gibt noch weitere Fische dort. Ich entdecke Krokodil-Hornhechte an der Wasseroberfläche schwimmen und Sandtaucher am Grund schlafen. Immer noch versteckt, aber nachts aktiver als am Tag ist der Dreistachelige Seifenfisch.
Ich mache mich auf den Rückweg und entdecke einen ersten jungen (schlafenden) Gelbschwanz Papageienfisch. Auf dem gesamten Rückweg entdecke ich weitere schlafende Gelbschwanz-Papageienfische.
Gelbschwanz-Papageienfisch (jung)
Gelbschwanz-Papageienfisch
Gelbschwanz-Papageienfisch
Auf einer kleinen „Klippe“ unter Wasser sehe ich einen winzigen Kraken sich Zusammenkuscheln. Der Krake hat sich zwar gut getarnt, doch ich bin durch Zufall über ihn geschwommen. Das sah so süß aus, dass es mir schwer fiel, weiter zu schwimmen.
Kleiner Krake
Während ich ihn noch beobachte, geht die Taschenlampe plötzlich aus. Ich bekomme leichte Panik. Erst als ich realisierte, dass ich ohne die Taschenlampe mehr erkennen kann, beruhige ich mich. Das Licht der Straße reicht, um sich unter Wasser zurechtzufinden. Nur reicht es nicht um Genaueres oder gar Farben zu erkennen. Also muss ich die verdammte Lampe, die mich einfach im Stich gelassen hat, wieder anbekommen. Das gelingt mir erstaunlich schnell, doch sie geht noch häufiger aus. Fünf mal insgesamt.
Riff-Eichhörnchenfisch
Gelbflossen-Eichhörnchenfisch
(auch: Gemeiner Husar)
Und wie erwartet sehe ich noch Muränen. Gefleckte Muränen und auch eine Grüne Muräne, die sich entweder versteckt halten oder frei herumschwimmen. Doch waren es deutlich weniger als ich erwartet habe.
Gefleckte Muräne
Gefleckte Muräne
Gefleckte Muräne
Grüne Muräne
Ich entdecke auch noch kurz bevor ich zurückkehre einen Gefleckten Drachenkopf am Boden liegen und Igelfische umherschwimmen.
Die letzte Strecke blicke ich mich wieder ständig um. Ich sehe nur den Boden und Schwärze um mich herum. Wie schon beim Reinspringen beeile ich mich zum Boot zu kommen. Ja, während ich nachts im Wasser war hatte ich Angst. Zumindest manchmal.
Das hält mich aber natürlich nicht davon ab, noch ein zweites Mal nachts ins Wasser zu gehen! Die Bilder in diesem Beitrag habe ich also in zwei Nächten gemacht.
Also theoretisch kann man sie ja sogar essen und sie sollen gar nicht mal so schlecht schmecken. Einfach auf den Grill gelegt und genossen. Damit würden wir hier in Bonaire allerdings eine Straftat begehen. Papageienfische sind streng geschützt. Nun gut, dann begnügen wir uns damit, sie einfach nur per Augenschein in bewundernde Aufmerksamkeit zu nehmen.
Papageienfische unterteilen sich in 10 Gattungen mit etwa 100 Arten und leben ausschließlich in tropischen Meeren, bevorzugt an Korallenriffen. Ein wesentliches Merkmal ist, dass ihre Kieferzähne zu einem Schnabel verwachsen sind, mit dem sie die niedrige Pflanzendecke an freien Kalkoberflächen abweiden. Ebenso augenfällig ist die bunte Farbenpracht. Zumindest bei den ausgewachsenen Fischen. Denn es ist immer wieder erstaunlich, wie sehr sich die jungen von den erwachsenen Exemplaren unterscheiden. An dieser Stelle soll nun auch gar nicht mehr lange unnötig rumgelabert, äh … -geschrieben werden. Macht euch doch einfach selbst einen Eindruck!
Stoplight Parrotfish (Sparisoma viride)
Initial Phase
Queen Parrotfish (Scarus vetula)
Initial Phase
Princess Parrotfish (Scarus taeniopterus)
Striped Parrotfish (Scarus iseri)
Redtail Parrotfish (Sparisoma chrysopterum)
Yellowtail Parrotfish (Sparisoma rubripinne)
Initial Phase
Redband Parrotfish (Sparisoma aurofrenatum)
Initial Phase
Rainbow Parrotfish (Scarus guacamaia)
Blue Parrotfish (Scarus coeruleus)
Alle Benennungen hat Samuel nach bestem Wissen und Gewissen aus seinen zwei Bestimmungsbüchern von P. Human und N. Deloach, insb. „Reef Fish Identification: Caribbean – Bahamas – South Florida (2nd Edition)“ rausgesucht. Und natürlich hat Samuel auch alle Fotos gemacht.
So gesehen sind die Papageienfische eigentlich auch viel zu schade, um auf dem Grill zu landen. Viel schöner ist es, sie in ihrer natürlichen Umgebung zu bewundern. Da wo sie hingehören, die Papageienfische von Bonarie.
Heute unternehmen wir mal einen Tagesausflug, den wir so gar nicht gemacht haben. Ja doch, wir haben alles gesehen, aber zeitlich halt etwas verteilt. Mal auf dem Weg zum Nationalpark, mal als kleine Extra-Tour, mal auf dem Weg zu einem leckeren Eis. Wahrscheinlich hatten wir hier auf Bonaire einfach zu viel Zeit, um das alles in eine Rundfahrt zu quetschen. Aber es könnte so gewesen sein… ;-)
Los geht es auf der Scenic Route
1000 Steps
Na da hat die Marketingabteilung mal wieder völlig abgedreht. Schließlich sind es nicht einmal annähernd 100 Stufen, die von der lauschig-kurvigen Scenic Route an der Westküste hinunter zum Strand führen. Wenn man dabei allerdings schweres Tauchequipment schleppen muss, kann es durchaus länger erscheinen. Wir haben mal wieder nur Schnorchelzeug dabei.
Bei den Stufen knapp verzählt?! ;-)
Und natürlich ist Samuel wieder als Unterwasserfotograf unterwegs… ein kleine Auswahl:
Erste Grüne Meeresschildkröte des Tages(Variation einer Goldschwanz-)MuräneUnterwasserweltTüpfel-Ritterfisch (Equetus punctatus)Fast 1000 StepsSpanischer SchweinslippenfischVieraugenfalterfischSchnorchel-Maila :-)Franzosen-KaiserfischHirnkorallenLuft holen…Letzte Grüne Meeresschildkröte des Tages
Gotomeer
Was dem Süden sein Pekelmeer, ist dem Norden das Gotomeer. Der große Salzsee liegt eingebettet in eine wunderschöne Landschaft direkt an der Grenze zum Washingston Slagbaai National Park. Er ist nicht nur bei Flamingos beliebt, sondern allgemein ein ornithologischer Hotspot von Bonaire. Vom einem kleinen Aussichtspunkt bietet sich ein wunderschöner Rundumblick.
Rincon
Es gibt tatsächlich noch eine zweite Stadt in Bonaire. Ok, es ist eher eine größere Siedlung, aber Rincon ist älter als die Hauptstadt Kralendijk. Und noch verschlafener. Kaum ein Mensch auf der verwaisten Straße, viele Türen und Geschäfte sind augenscheinlich geschlossen.
Willkommen im ältesten Ort der Insel
Grutu Di Lourdes
Nach unserem Besuch der Lourdes Grotto in Aruba, lassen wir uns natürlich auch nicht den Abstecher zu dem hiesigen Pendant nehmen. Nun ja. Ich sage mal unter einer „Grotte“ stellen wir uns alle etwas anderes vor. Trotzdem nett hier!
Onima Indian Inscriptions
Auch auf dieser Insel lebten seit ca. 300 vor Christus indigene Ureinwohner und auch auf dieser Insel sind ihre Hinterlassenschaften rar gesät. Die am besten erhaltenen Malereien finden sich in einer alten Sternbeobachtungshöhle bei Rincon. Leider ist es offensichtlich nötig, sie wenig ästhetisch vor menschlicher Beeinträchtigung zu schützen.
Leckeres Eis bei Gio
Zurück in Kralendijk brauchen wir erst einmal eine Pause. Und leckeres Eis. Die Qual der Wahl. Einterseits gibt es bei … sehr große Kugeln einer allerdings eingeschränkten Auswahl. Lecker ist es trotzdem. Trotzdem liegt unser Favorit direkt an der Touri-Schlender-Durchgangs-Einkaufsstraße von Kralendijk. Bei Gio ist die Auswahl groß, die selbst gemachten Shakes unglaublich lecker und das Internet das zweitbeste der Stadt (… die Wäscherei schlägt niemand ;-).
Friedhof in Kralendijk
Sollte es stutzig machen, wenn Krankenhaus und Friedhof direkt gegenüber liegen? Wir denken uns mal lieber nichts dabei.
Kunst in Kralendijk
Auch in Kralendijk gibt es einige Graffiti. Nicht so viele wie anderswo, aber trotzdem schön anzusehen. Ebenso ein Hingucker sind die in Stein gelegten Flamingos auf dem Fußweg. Es ist schon erstaunlich, wie sehr Bonaire sich auf diese schönen Tiere beruft, wo sie für den Normalsterblichen doch meist nur aus weiter Ferne zu erspähen sind. Egal, schöne sind sie trotzdem.
Bunte Häuser in der HauptstraßePittoresk(?) in der Nebenstraße
Beer & Burgers
Zum Ausklang dieses theoretischen Tages treffen wir uns noch mit unseren ganz realen Freunden von der SY Sissi. Die SY Meerla hat uns die hier servierten Hamburger wärmstens ans Herz gelegt. Und ja, sie sind wirklich sehr lecker. Allerdings sollte man einerseits bei Bestellung des „…“ nicht unbedingt einen brennenden Rachen erwarten und andererseits… ich zitiere Eike: „Und was essen wir jetzt?“. Uns hat es gereicht. Höchstens ein kleines Eis geht noch. Mit dem in der Hand schlendern wir dann entspannt zurück zum Boot. Ein wenn auch nur theoretischer, so doch sehr schöner Tag neigt sich dem Ende zu…
Eingeschränkte Öffnungszeiten bei Beer and Burgers
Karel’s Bar
Natürlich dürfen wir der Vollständigkeit halber nicht vergessen Karel’s Bar zu erwähnen. In manchen Segelführer wird diese als der perfekte Dinghy-Steg mit angegliederter Lokalität hervorgehoben. Dabei wird eher anders herum ein Seglelschuh draus. Die Bar gibt es schon länger als die Segler. Trotzdem ist es irgendwie ein Pflichtbesuch. Wir holen hier mit fast 3-monatiger Verspätung endlich Samuels Geburtstagsessen nach. Und lecker war es wirklich. Allerdings auch kein Schnäppchen. Nochmal vielen Dank nach Berlin für die nette Einladung! ;-)
Warten auf leckeres Essen…… bei perfektem Ausblick :-)
Einmal geht noch. Es gibt hier in Bonaire unter Wasser einfach zu viele schöne Dinge zu sehen. Selbst direkt im Mooringfeld. Und ich habe mir ein paar der besten Bilder und ein tolles Video für den Schluss aufgehoben. Wir fangen wieder direkt unter unserer Samai und am Moorginblock an:
Hier im tieferen Wasser sehe ich neben kleinen und normalen auch immer wieder größere Meeresbewohner, wie zum Beispiel einen Tarpun oder auch Meeresschildkröten.
Langsam wird es Zeit, wieder zum Boot zurückzuschwimmen. Auch dabei halte ich natürlich immer die Augen offen und die Kamera bereit.
Bandschwanzpuffer (ein Kugelfisch)
Rosy Razorfish
Rosy Razorfish
Westatlantischer Trompetenfisch (gelbe Variation)
Westatlantischer Trompetenfisch
Westatlantischer Trompetenfisch
So, das war jetzt aber wirklich alles von meiner Unterwasserwelt im Mooringfeld. Obwohl… ich habe da so eine Idee… vielleicht kommt ja doch noch eine Überraschung?!