Suriname, 4. März 2022
Wir haben Glück. Aufgrund eines vielversprechend klingende Flyers fahren wir zum Neotropical Butterfly Park südlich von Paramaribo. Der Weg zieht sich und endet kurz nach halb zehn auf einem leeren Parkplatz vor geschlossenen Türen. Diese öffnen aktuell nur nach Vereinbarung. Doch dann tritt eine nette Dame heraus und fegt den Eingangsbereich. Sie erwartet für 10 Uhr eine angemeldete Gruppe. Wenn die nichts dagegen hat, können wir uns gerne anschließen. Super!

Im Jahr 1996 wird hier die erste Schmetterlingsfarm des Landes für Zucht und Export tropischer Schmetterlingsarten gegründet. Eine schwierige Herausforderung, doch das Geschäft läuft zunehmend gut und ist auch heute noch Kern des Geschäfts. Doch schon früh kommen auch immer wieder Freunde und Bekannte zu Besuch bei den Schmetterlingen. Da reift der Gedanke, die Farm touristisch zu öffnen. Am 16. Juli 2010 ist es soweit. Der Neotropical Butterfly Park öffnet seine Pforten. Heute auch für uns.

Die Führung beginnt mit einem kleinen Waldspaziergang. Schon hier flattern immer wieder Schmetterlinge umher, zeigen sich schöne Pflanzen und interessante Details.





Bald erreichen wir einen kleinen, überdachten Bereich. Eine Art Gewächshaus. Die meisten Schmetterlingsarten legen ihre Eier nur auf jeweils eine ganz bestimmte Pflanze. Wer Schmetterlinge züchten will, muss daher zugleich Gärtner sein. Insbesondere, wenn 22 verschiedene surinamesische Schmetterlingsarten gezüchtet werden!


Direkt daneben stehen die Raupen- und Puppenkästen. Hier schlüpfen die Eier und fressen sich die Raupen auf teils beachtliche Größe von locker über 10cm, bevor sie als Puppen (meist) von der Decke hängen. Von hier werden sie „geerntet“ und in alle Welt verschickt.






Allerdings braucht man auch noch ein paar Schmetterlinge, die neue Eier legen. Ein Besucherhöhepunkt sind daher die verschiedenen Schlüpfvolieren. Fast ausgereifte Puppen werden hier mit Heißkleber angebracht. Irgendwann geschieht das kleine Wunder, welches wir schon im ecuadorianischen Mindo live miterleben durften… die Schmetterlinge schlüpfen, trocknen und flattern schließlich bunt umher. Dabei bleibt jede Schmetterlingsart unter sich. Zuerst besuchen wir die Caligo eurilochus eurolichos (Eulenaugen oder auf deutsch auch Bananenfalter genannt).




Gleich nebenan können wir uns vor Anartia amathea (Edelfalter) kaum retten. Und natürlich dürfen auch Morpho peleides (Blauer Morphofalter oder Himmelsfalter) nicht fehlen!




Zusätzlich zu den Schmetterlingen hat sich der Park ein Standbein mit dem Handel von Schildkröten aufgebaut. In den größeren Freigehegen sehen sie noch recht glücklich aus. Hier bekommen wir den offensichtlichen Unterschied zwischen Männchen und Weibchen erklärt. Ersterer hat einen nach innen gewölbten Bachpanzer, damit… nun ja, das wird direkt freudig demonstriert! ;-)




Dann kommen wir in den Bereich mit Baby-Schildkröten. Diese sind eng in Käfigen und Bassins gedrängt. Man fragt sich unwillkürlich, wer so viele Schildkröten kauft. Der Zusicherung, dass diese ausschließlich an Tierhandlungen und Zoos, jedoch nicht Restaurants gehen, stehen wir durchaus skeptisch gegenüber. Maila möchte eigentlich nur schnell weiter gehen.




Vorbei an alten, zusammengebrochen Gewächshäusern kommen wir zurück zum Empfangsbereich. Hier gibt es noch ein kleines Insektenmuseum. Es ist immer wieder erstaunlich, wie groß die Sechs- und Achtbeiner werden können.


Gleich gegenüber ist eine kleine Bildergalerie, die in der ersten Etage mit einem schönen 360°-Panorama die verschiedenen Lebensräume von Suriname vorstellt.



Zum Abschluss gehen wir noch in den eigentlichen Butterfly Park. Eine große Voliere voller Natur und Schmetterlinge lädt zum Verweilen ein. Ok, die ein oder andere Ecke könnte sicher einen Eimer Farbe vertragen. Aber das ist natürlich auch dem tropischen, immer feucht-warmen Klima geschuldet. Irgendwie verrottet hier alles viel schneller als in gemäßigten Zonen.


So geht ein schöner Ausflug entspannt zu Ende. Natürlich muss man sich hier immer wieder vor Augen führen, dass die Zucht der Schmetterlinge und Schildkröten dem Verkauf und der Gewinnerzielung dienen. Tiere als Handelsware. Im Grunde ist das in unserer Gesellschaft eine Selbstverständlichkeit, nur dass diese oft im Hintergrund stattfindet und gerne verdrängt wird. Hier wird es dagegen präsentiert. Ungewohnt und lehrreich. In jedem Fall einen Besuch wert, falls man gerade in der Gegend ist.
