Eine Zeit mit überdurchschnittlicher Niederschlagsmenge also. Klingt eigentlich nicht weiter schlimm. Zumal dieser Niederschlag in der Regel mit durchaus angenehmen Temperaturen einhergeht. Und doch ist das nicht die ganze Geschichte. Wir genießen ja nun schon seit mehreren Wochen Regenzeit in Äquatornähe. In einigen Berichten klang das auch schon am Rande mal an. Trotzdem nochmal eine kurze Zusammenfassung aus Sicht der Samai an der ostpazifischen Küste Mittelamerikas.
So richtig los geht es auf dem Weg von Ecuador nach Costa Rica. Wetterleuchten ist für einen Segler nicht unbekannt. Immer mal wieder sieht man die Wolken durch darin zuckende Blitze erstrahlen. Aber so wie hier haben wir das vorher noch nicht gesehen. Es ist ein sich allnächtlich wiederholendes Schauspiel. Meist weit weg, manchmal aber auch recht dicht bei oder gar direkt auf dem Weg. Und wenn dann noch ein Blitz unter der sich mächtig auftürmenden Wolke den ach so schmal erscheinenden Spalt zum Meer überbrückt, denkt der verantwortungsvolle Skipper schon mal über einen Kurswechsel nach. Und ja, wir haben auf unseren Passagen hier wirklich JEDE Nacht dieses Naturschauspiel in mehreren Akten genießen dürfen.
In Costa Rica als auch Panama vor Anker (z.B. in der Drake Bay) oder in der Marina liegend ist das kaum anders. Nur verschiebt sich das Timing in Küstennähe ein wenig. Der Vormittag ist normaler Weise trocken. Oft sogar richtig sonnig. Spätestens am Nachmittag ziehen dann große Wolkenberge auf. Das krachende Gewitter ist meist unvermeidlich. Nach einem heißen Vormittag vor Anker ist das eine willkommen erfrischende Äquatordusche.




Bei Einbruch der Dunkelheit sehen wir auch am Liegeplatz hin und wieder Wetterleuchten. Dabei sind drei Dinge wirklich erstaunlich. Einerseits zucken die Blitze fast schon im Sekundentakt über den Himmel. Andererseits ist es gespenstisch still. Selbst als nachts vor Anker in der Drake Bay der ganze Himmel leuchtet, sich das Schauspiel also direkt über uns abspielen muss, ist außer dem Wind rein gar nichts zu hören. Schließlich ist das Ganze keine Sache von ein paar Minuten. Eine Stunde dauert die Show mindestens, gerne auch mal mehr. Unglaublich!

Nicht unerwähnt bleiben darf ein anderer Aspekt der Regenzeit: die Luftfeuchtigkeit. Es ist einfach nur schwül. Der Schweiß tropft nicht, nein er fließt in Strömen den Körper hinab. Getragene T-Shirts werden zum Trocknen in den Wind gehängt. Auch in der Besteckschublade hinterlässt es Spuren. Seit über zwei Jahren leistet auch einiges aus Holz bestehende Kochgeschirr gute Dienste an Bord. Doch wenn sie beim Herausholen unerwartet von leichtem Flaum umhüllt sind, füllt das nicht nur die Mülltüte, sondern setzt auch eine gründliche Schubladenreinigung auf die Liste der zu erledigenden Punkte.

Kurz und gut… hier ist gerade Regenzeit. Das haben wir so nicht geplant, wie wir Mittelamerika ja grundsätzlich nicht auf dem Plan hatten. Aber nun ist es so, wir machen das Beste daraus und sind um eine Erfahrung reicher, die wir ohne unsere kleine Reise nicht gemacht hätten: Regenzeit in tropischen Breiten.