Maila fährt in den Regenwald

3. März 2021

Wir müssen früh aufstehen, damit wir den Minibus nicht verpassen. Der fährt uns nämlich in den Regenwald!!!

Zum Glück haben wir ihn nicht verpasst und fahren nun sieben Stunden zum Regenwald. Ich lese, höre Musik oder gucke einfach nur raus. Dann sind wir da. Erstmal können wir dort etwas essen und warten auf das Kanu, das uns über den Fluss zu unserer Lodge fahren wird.

Der Führer, Romulus genannt Rom, war schon da. Als das Kanu nicht kam, haben wir einen kleinen Ausflug in den Dschungel auf einem Miniweg gemacht. Erst haben wir Früchte gesehen. Ein paar hat Rom aufgemacht. Er sagt, dass man das Innere essen kann und wir dürfen alle probieren. Hat nach kaum was geschmeckt. Er sagt auch, dass die anderen Früchte von Affen aufgemacht wurden und sie es sehr lecker finden.

Als wir weiter gehen ist dort ein großer Baum. Die Früchte sehen aus wie große Orangen sind aber gelb oder grün. Er holt eine grüne Frucht vom Baum und schneidet sie mit einem Messer auf. Auch hier dürfen wir probieren und sie schmeckt genauso sauer wie eine Zitrone. Sie heißt „King Lime“, „Königszitrone“ auf Deutsch und wir haben ein paar davon eingepackt. Schön erfrischend bei der Hitze.

Da hat Samuel gefragt, warum so große Klötze an den Bäumen hängen. Die Antwort war, dass das Ameisen- oder Termitennester sind. Wenn das Wasser steigt, sind sie auf dem Bäumen gut geschützt.

Dann hat unser Führer Rom ein Blatt von einem Baum abgerissen, einen kleinen Stock genommen und in das Blatt geritzt. Dabei hat er uns erklärt, dass die Blätter dieses Baumes etwas Besonderes können. Wenn jemand das Blatt anknabbert, sondert das Blatt einen Stoff aus, der nicht so lecker ist. Aber das schützt das Blatt. Und der Stoff ist rot. Wenn man also mit dem Stock da reinritzt, sondert das Blatt diesen Stoff ab. Und wenn man einen Buchstaben reinritzt, wird er rot. So kann man auf dem Blatt schreiben. Rom hat „Willkommen im Dschungel“ geschrieben. Dann haben wir alle unsere Namen auf das Blatt geschrieben.

Da ist auch ein riesiges Spinnennest. Es wird von gaaaaaaaaaaaaanz vielen kleinen Spinnen zusammengebaut. Und was sind die Löcher an den Baumstämmen? Der Führer zeigt es uns. Er nimmt ein Stock mit Spucke und steckt den Stock in das Loch. Dann zieht er ihn langsam wieder raus und eine Tarantel kommt aus dem Loch. Man fragt sich, wie die überhaupt in das Loch reinkommt. Natürlich haben wir viele Fotos geschossen. Dann hat sich die Spinne schon wieder in ihr Loch, also ihre Wohnung, zurückgezogen.

Ein Affenschrei und kurz darauf sehen wir den kleinen Affen, der einen Baum hochklettert und dann wieder in der Baumkrone verschwindet. Es geht wieder zurück und schließlich ist das Kanu da. Kurz noch Temperatur checken (also ob wir Fieber haben… durch die Behörden) und dann rein. Leider sind davor Ameisen, aber zum Glück keine giftigen.

Rein ins Kanu und rauf auf den Fluss!!

So eine hübsche Echse habe ich hier nicht erwartet!

Erst fahren wir ein bisschen. Nach einer Weile sehen wir Affen. Es gibt zehn Arten von Affen. Wir haben Totenkopfäffchen gesehen. Sie sind sehr süß von Baum zu Baum geklettert. Als wir weiter fahren, sind zwei Aras über den Fluss geflogen. Ich und Samuel saßen vorn im Motorkanu und haben das Ufer nach Tieren abgesucht. Was sind das eigentlich für Vögel, die da ganze Zeit im Gestrüpp sind? Der Führer Rom hat gesagt, dass das „Stinky turkey“ sind. So hat er es ausgesprochen. Die Vögel sahen sehr schön aus.

Hoatzin… auch „Stinky Turkey“ genannt

Nochmal Affen. Die nächste Art, den Namen weiß ich nicht. Kurz nachdem wir weiter gefahren sind, haben wir ein Kaiman gesehen. Er trieb im Gebüsch im Wasser. Es war der „Black Kaiman“, einer der größten. Aber dann ist er abgetaucht, weil er sich gestört gefühlt hat. Er kann bis zu einer halben Stunde unter Wasser bleiben.

Black Kaiman

Danach haben ich und Samuel den verschiedenen Regenwäldern, durch die wir gefahren sind, Namen gegeben, da alles etwas anders aussah… zum Beispiel den „Wurzelwald“, den „Blätterwald“ und von mir die „Hellpunktenwald-Wälder“. Dort waren ein paar Bäume heller und ein paar dunkler. Kann auch mit der Sonne zu tun haben. Und noch eine Art von Affen. Vielleicht schaffen wir es, alle Affenarten zu sehen. Diesmal waren es zwei Milchbart-Affen. Die sehen mit dem weißen Bart sehr süß aus. Leider haben wir kein Foto.

Totenkopfaffe…

Ich und Samuel haben dann ein Specht mit rotem Kopf hoch oben auf einem Baum gesehen. Die anderen leider nicht. Wieder eine Affenart. Dieses Mal ist es ein Totenkopfaffen. Immer wieder fliegen Aras über den Fluss

Die purpurblauen Vögel fliegen aus einem Busch und dann machen sie ein gurgelndes Geräusch. Unser Führer Rom sagt, dass das „Cooking Birds“ sind. Die Einheimischen nennen sie so: „Kochende Vögel“. Sie heißen so, weil das gurgelne Geräusch, was sie machen, sich so anhört, als würde jemand kochen.

Dann sind wir in eine große Lagune gefahren. Sie heißt die „große Lagune“. Dort kann man baden und zwei andere Kanus waren schon da. Jemand sagt, dass sie gerade eine Anakonda gesehen haben. Dann haben wir uns auf den Weg gemacht, doch leider keine gefunden.

Kurz vor Sonnenuntergang sind wir noch kurz ins Wasser gesprungen. Das war nur 2 Meter tief und schön warm. Ich fand das mitten im Regenwald sehr mutig. Immerhin gibt es hier ja Anakondas und Kaimane und viele andere gruselige Tiere.

Als die Sonne untergegangen war, haben wir uns auf den Weg in unsere Lodge gemacht. Es war dunkel und kleine Tierchen sind uns ins Gesicht geflogen. Wir mussten die Augen schließen und der Fahrer ist gerast. Schließlich haben wir die Lodge gesehen Sie heißt: „Nicky Lodge“. Der Steg ist mit Kerzen beleuchtet. Das war schön.

Maila

Autofahren in Ecuador

„Wollt ihr das wirklich machen?“ Die Frage hören wir mehr als einmal, wenn es um das Thema „Autofahren in Ecuador“ geht. Manch einer mietet sich hier lieber ein Fahrzeug komplett mit Fahrer. Für uns ist das keine echte Option. Ich habe mal Autofahren gelernt und setze dieses nun schon jahrelang in die Praxis um. In Berlin. Das soll jetzt nicht eingebildet klingen, aber unser heimischer Stadtverkehr ist eine gute Schule. Selbstredend gibt es immer Orte in der Welt, wo es noch ganz anders zugeht. Kairo oder jede beliebige indische Großstadt sind Pflaster, auf denen auch ich intensiv über Alternativen nachdenken würde. Aber Ecuador? Nicht wirklich.

Sehr schnell merken wir dann auch, dass der uns gegenüber geäußerte Ruf ecuadorianischer Autofahrer nicht wirklich gerechtfertigt ist. Rücksichtslos fahre man hier. Kann ich eigentlich nicht bestätigen. Natürlich kommt hin und wieder mal ein Auto von hinten angerast. Besonders, wenn man selbst gerade hinter einem LKW festhängt. Das ist aber rein gar nichts gegen einen aufgemotzten BWM auf der südlichen A9, der einem lichthupend im Kofferraum parkt… nur weil man es wagt, sich zum Überholen mit 180 Sachen kurz auf die linken Spur zu trauen.

Wenn wir schon bei Licht- und Schallsignalen sind. In Ecuador ist der Einsatz der Hupe regelmäßige Praxis. Allerdings wird damit normalerweise nicht über das subjektiv unverschämte Fehlverhalten anderer Verkehrsteilnehmer gemeckert. Hier macht man bei einem beginnenden Überholvorgang mit der Hupe auf sich aufmerksam um einem potentiellen Unfallrisiko vorzubeugen. Oder man hupt einfach einem Bekannten am Straßenrand zu, wobei in diesem Fall auch mit einhergehender Geschwindigkeitsverringerung zu rechnen ist. Der Blinker kommt dagegen eher selten zum Einsatz. Zum Abbiegen schon mal so gut wie gar nicht. Stattdessen zeigt ein langsamer fahrender Wagen damit gerne an, dass es voraus frei ist, einem Überholen also nichts im Wege steht. Im Gegensatz zu Deutschland, wo in diesem (sehr seltenen ;-) Fall der Blinker nach rechts zum Straßenrand gesetzt wird (Motto: „Ich halte mich rechts, du kannst vorbei.“), blinkt es hier allerdings nach links auf (Motto: „Du kannst links vorbei, es ist frei.“). Eine Verwechslung mit „Ich möchte links abbiegen!“ ist aus genannten Gründen eher unwahrscheinlich.

Mit Geschwindigkeitsbegrenzungen hält man es hier erwartungsgemäß nicht so genau. Im Zweifel wird gefahren, was die Kombination aus Auto, Straße und vorausfahrendem Verkehr hergibt. Geschwindigkeitskontrollen haben wir nicht gesehen. Dafür gibt es an neuralgischen Stellen, gerne auch mal Mitten auf einer Durchgangsstraße, die von den Ecuadorianern liebevoll „schlafender Polizist“ genannte Erinnerung an eine angepasste Fahrweise. Wer einen solchen Huckel „verschläft“ wird kräftig durchgeschüttelt. Immerhin kündigen Schilder ihn meist rechtzeitig an.

Überhaupt der Schilderwald. Nein, so krass wie in deutschen Innenstädten, wo man vor lauter Parkverbots-, Vorfahrts-, Geschwindigkeits- und sonstiger xyz-Schilder die Straße kaum noch wahrnimmt, fokussiert sich die hiesige Auswahl auf die Straßenführung. Nahezu jede Kurve wird nicht nur vorab angekündigt, sondern zusätzlich von großen, ebenfalls schwarz-gelben Schilden umrahmt. Der Hersteller dieser Schilder hat sich garantiert eine gold-gelbe Nase verdient (… und wahrscheinlich auch die richtigen, dafür notwendigen Kontakte zu einschlägigen Entscheidungsträgern ;-)

Ein gerade zur Regenzeit wichtiges Schild ist die Warnung vor Steinschlag. Dagegen ist im Fall eines Erdrutsches das Resultat nicht nur von gegebenenfalls ausdauernder Präsenz, sondern ohne jede beschilderte Vorwarnung nur eher provisorisch gekennzeichnet.

Ein anderes Phänomen sind Straßenverkäufer. An nahezu jeder Ampel laufen sie bei Rotlicht die wartenden Fahrzeuge ab und bieten von Getränken über Snacks bis hin zu kleinen Alltagsgegenständen ihre Waren feil. Auch bei „schlafenden Polizisten“ stehen sie oft in der Mitte und halten den langsam fahrenden Autos kalte Getränke entgegen. Besonders dreist war eine Stelle auf dem Weg zum Regenwald. Am Rand saß ein Mann unter seinem großen Sonnenschirm und hielt das Ende eines quer über die Straße gespannten Seils in die Höhe. Jeder sollte anhalten müssen, um die in der Straßenmitte dargebotenen Waren seiner Mitarbeiter einer ausführlichen Würdigung zu unterziehen. Erst dann wurde das Seil gesenkt. Unser Fahrer nutzte den großen Parkplatz neben der Straße für eine zügige Umfahrung.

Verkauf an einer Ampel…
… und beim schlafenden Polizisten.

Nicht immer leicht zu umfahren sind die insbesondere in ländlichen Gegenden immer wieder in Straßennähe umher streunenden Hunde. Mit teils stoischer Ruhe stehen sie mehr oder weniger am Rand und schauen auf die dicht vorbeifahrenden Autos. Ganz offensichtlich lohnt es sich. Immer wieder sehen wir den Wagen vor uns langsamer werden und irgendwas aus dem Fenster werfen. Daran sollte man sich hier ebenso schnell gewöhnen, wie die verschiedenen, an anderer Stelle schon gezeigten, tierischen Verkehrsteilnehmer. Manchmal liegt nur eine Kuh herum. Oft sind Esel oder Schafe dicht am Rand angebunden und kümmern sich um das gesunde Straßengrün. Nicht immer ist die Leine ausreichend kurz für eine störungsfreie Passage. Man muss im Grunde immer mit allem rechnen.

Zum Abschluss noch ein paar Worte zu den fast allgegenwärtigen Motorradfahrern. Sie fügen sich nahtlos in das ecuadorianische Verkehrsgeschehen ein. Alleinfahrer mit Helm sieht man meist nur von hinten. Überholen trotz Gegenverkehr? Kein Problem, der Platz wird da sein. Manchmal sieht man aber auch Zweiräder mit halben Familien darauf. Wobei es da mit der Helmpflicht auch nicht immer so genau genommen wird.

Motorräder gibt es auch im kleinen Einkaufszentrum…

Das passt zu einer gewissen fatalistischen Grundeinstellung. Es wird schon nichts passieren und wenn doch, dann soll es so sein. Dementsprechend sind selbst Sicherheitsgurte oft nicht mehr als mehr oder weniger ästhetische Accessoires und dementsprechend ist die Anzahl mitfahrender Personen auch nicht zwingend durch die Anzahl Sitze begrenzt.

Damit einher geht aber auch der Blick für den anderen Verkehrsteilnehmer. Hier geht es nicht um den vielen Deutschen auf der Straße so eigenen „Erziehungsansatz“. Es geht eher um ein Miteinander und die Unversehrtheit am Ziel. Insofern herrscht bei aller „ambitionierten Fahrweise“ doch eine erstaunliche Rücksichtnahme, die zumindest für uns das Fahren in Ecuador zu einer recht entspannten Sache werden lässt.

Cocina Ecuatoriana (9) – Intestinos y vísceras

Als wir das erste Mal in Ecuador essen gehen, gönnen Vater und Sohn sich eine Spezial-Grillplatte für zwei. Im Vergleich mit dem „normalen“ Grillteller werden tatsächlich einige weitere Sachen aufgezählt. Wir wissen zwar nicht so recht, was damit gemeint ist. Aber ist ja „spezial“ und wird daher schon schmecken. Ecuador ist schließlich ein Land, in dem gerne und viel Fleisch verzehrt wird. Parrilladas sind dabei eine beliebte Zubereitung. Was können wir also falsch machen?

Das Essen kommt und es sieht echt lecker aus. Der große Fleischberg sollte locker für uns reichen. Weiter unten erspähen wir dann auch die „speziellen“ Sachen und wissen immer noch nicht so recht etwas damit anzufangen. Mal probieren. Hmmm… gewöhnungsbedürftig in Geschmack und Konsistenz. Samuel teilt recht schnell mit, dass ich mich da gerne bedienen darf. Er lasse mir ganz selbstlos den Vortritt. Tatsächlich halten wir uns beide zurück, denn so langsam kommen die letztlich korrekten Ideen. Als beliebte Delikatesse bei Parrilladas gelten hier Eingeweide und Därme. Und genau solche kleinen, mit was auch immer gefüllten Därme sind wohl auch das Spezielle auf diesem Teller.

Da lugt schon was komisches hervor…
… und hier kringeln sie sich in voller Pracht!

Uns ist natürlich klar, dass Innereien auch in anderen Regionen der Welt, nicht zuletzt im Süden Deutschlands, gern gegessenen werden. Und im Sinne einer möglichst vollständigen Verwertung ist das absolut zu begrüßen. Unsere Zungen sind jedoch nicht wirklich daran gewöhnt, so dass wir letztlich gut gesättigt auf den Verzehr der Spezialität verzichten. Beim nächsten Besuch in diesem netten, kleinen Restaurant wählen wir dann auch gerne etwas anderes.

Eine gewisse Vorliebe für die angesprochene „vollständige Verwertung“ bemerken wir dann auch im Kühlregal der Supermärkte. Da liegen ganze Schweinefüße und -nasen(!) neben Herzen, Nierenscheiben sowie anderen, sagen wir mal „sich interessant präsentierenden“ Angeboten. Ja, man soll in einem anderen Land auch vor einem Selbstversuch lokaler Küche nicht zurückschrecken. Und hey, wir haben gekostet. Mehr als einmal! Damit ist aber auch gut. Man muss ja nicht alles Probierte mögen und zur Gewohnheit werden lassen.

Abschied von der Drake Bay

26. Mai 2021

Herrje sind wir langweilig. Über eine Woche liegen wir in dieser schönen Bucht und gehen doch nur einmal an Land. Danach haben wir irgendwie keine Lust mehr. Ja, den Nationalpark könnte man sich anschauen, aber… nein, so richtig motiviert ist niemand an Bord. Luxusprobleme.

Andere Problemchen ließen sich inzwischen beheben. Die Ruderhalterung am Dinghy sollte nun mit Hilfe von Flickzeug und profilaktischem Sikaflex wieder eine Weile halten. Den Außenborder werden wir zurück in Golfito mit viel Ausdauer (hoffentlich) wieder zum Laufen bringen.

Die rote Trageleine ist natürlich auch nicht mehr original…

Außerdem finden wir den Grund, warum es bei Regen schon wieder auf das Bett der Vorschiffskabine tropft. Beim ersten Mal war eine Verschraubung der Decksluke undicht geworden. Jetzt ist die Verschraubung des Beschlag für den Spibaum-Niederholer verantwortlich. Das Allheilmittel Sikaflex hilft auch in solchen Fällen.

Selbst der Wassermacher liefert inzwischen wieder tadellose Ergebnisse. Nach den zwei Monaten in Ecuador kam da ja doch eher unangenehm riechendes Wasser raus. Wir haben ihn nochmal kräftig durchgespült und vor unserer kleinen Costa Rica Rundreise sterilisiert. Zur Inbetriebnahme erneut lange durchgespült produziert er nun wieder olfaktorisch unbedenkliches Süßwasser, das selbst unsere anspruchsvolle Jüngste mit Freude trinkt.

Trotzdem benutzen wir den Wassermacher hier vor Anker nicht. Zu trüb ist es in der großen flachen Bucht. Zu schnell würde es die Filter zusetzen. Doch zum Spülen reicht das Salzwasser. Allgemein gehen wir sparsam mit dem vorhandenen Wasservorrat um. Dadurch ist der Wassertank auch nach 10 Tagen noch deutlich mehr als halb voll.

Sonnenschutz und Wassersammler in Einem!

Der Skipper duscht grundsätzlich an Deck im Regen. Für andere, vor allem weibliche Waschzeremonien wird Wasser gesammelt. Am letzten Tag in der Bucht lassen wir es aber nochmal so richtig krachen. Schon am Vormittag schüttet es in Strömen. Perfektes Duschwetter! Einer nach dem anderen geht die gesamte Crew (größtenteils im „paradiesischen Outfit“ ;-) auf das Vordeck und schrubbt sich sauber. So frisch hat es unter Deck schon lange nicht mehr gerochen.

Die Mädels unter der Dusche

Für den Nachmittag hat der Skipper dann eine längst überfällige Inventur der Vorräte angesetzt. Wir zerren also alles raus, notieren Fehlbestände und räumen nach längerem Wildwuchs endlich mal wieder sortiert ein. Der Schweiß fließt und wir fragen uns, warum am Vormittag eigentlich geduscht wurde…

Vorräte aus (mindestens) fünf verschiedenen Ländern… inkl. Deutschland!

Die letzte Nacht in der Drake Bay ist ein besonderes Erlebnis. Kurz nach zwei Uhr wecken uns ein immer wieder hell aufleuchtender Horizont und dumpfes Donnergrollen. Glücklicherweise weit weg. Noch. Um vier Uhr geht dann der Windgenerator los. Die Gewitterzelle ist da. Spontan weht es mit 5-6 Windstärken. Der ganze Himmel zuckt im Takt weniger Sekunden immer wieder fast schon grell auf. Doch es spielt sich alles oben in den Wolken ab. Wir bekommen keinen „echten“ Blitz zu sehen. Dazu ist es gespenstisch ruhig. Nicht der leistester Donner grollt. Wir hören nur den Wind und leichten Regen. Eine gespenstische Atmosphäre.

Sonnenuntergang vor unruhiger Nacht

Nach 45min ist der Spuck vorbei, der Wind urplötzlich wieder weg. Dafür treibt das Boot jetzt immer wieder quer zur unangenehmen Welle. Um 5:30 Uhr haben wir genug. Motor an und Anker hoch. Das ist weniger ein Abschied als ein Rauswurf.

Regenbogen zum Abschied
Drake Bay achteraus

So geht es also schaukelig in den dunkelgrauen Horizont zurück Richtung Golfito. Die erste Gewitterzelle geht an uns vorbei und wir begrüßen ein paar Delfine am Bug.

Spinnerdelfine am Bug

Einige Zeit später, am Horizont scheint es schon wieder unangenehm blau-grau, ruft La Skipper „Stopp!“. Sie hat eine Flosse erspäht. Natürlich schauen wir nach und sehen einen noch kleinen Hammerhai. Unbeirrt zieht er seine Wege an der Wasseroberfläche und lässt sich ausgiebig beobachten.

Wir können im Pazifik auch in türkis ;-)
Kleiner Hammerhai bei der Samai

Später erwischt uns dann natürlich noch eine Wetterzelle. Plätzlich bläst es mit 5-6 Windstärken exakt von hinten. Die Fock ist ohnehin schon draußen. So kommen wir noch in den Genuss etwas zu segeln. Kaum in den Golfo Dulce eingebogen schläft der Wind wieder ein und der vorher so freundlich Strom geht (bei Ebbe wie erwartet) gegenan. Trotzdem schaffen wir die gut 60sm gerade noch so bei Tageslicht.

Der letzlich mehrstündige Umweg über Golfito ist aus bürokratischen Gründen leider unvermeidbar. Wir müssen ja noch offiziell aus Costa Rica ausreisen. So etwas geht halt nicht überall, sondern nur in einem sogenannten „Port of Entry“. Hier in der Gegend ist das nun mal Golfito. Der Anker fällt also wieder vor der Banana Bay Marina, die uns vorab schon unkomplizierte Hilfe zugesagt hat. Letzte Vorbereitungen für den kurzen Hüpfer nach Panama.

Teures Costa Rica

Die Schweiz Mittelamerikas, so wird Costa Rica oft genannt. Das bezieht sich zwar eher auf die strikte Neutralität des Landes. Aber glaubt uns, auch hinsichtlich der Preise ist das absolut nicht unbegründet.

Es fängt schon bei den offiziellen Hafengebühren in Golfito an: 2,50$… pro Tag… pro Fuss Länge! Da sind wir also für unsere Samai schon mal bei locker 100$. Pro Tag! Geringfügige Entspannung bringt der Monatspreis: 25$… natürlich pro Fuss. Mit anderen Worten bei mehr als 10 Tagen lohnt der Monat. Auch wenn das dann locker 1000$ sind (in Valdivia haben wir dank Nachlass etwa die Hälfte für vier Monate bezahlt… Danke Jorge!!!), bleiben wir. Die Gewissheit, dass das Boot während unserer kleinen Rundreise durch das wunderschöne Costa Rica sicher liegt, ist ja auch was Wert. Und bei der Abschlussrechnung wird dankenswerterweise ganz offensichtlich zu unseren Gunsten abgerundet.

Auf unserer kleinen Rundreise müssen wir bei den Preisen mehr als einmal ordentlich schlucken. Grundsätzlich werden die meisten touristischen Angaben in US-$ gemacht. Das ist wohl auch ein Zugeständnis an die Hauptzielguppe… ca. 45% der Touristen kommen aus Nordamerika. Denen möchte man die Last der Umrechnung in die lokale Währung sowie auch die Handhabung großer Beträge offenbar ersparen… 1$ sind immerhin gut 620 Colones.

Egal in welcher Währung die Rechnung aufgemacht wird ist es manchmal grenzwertig heftig. Insbesondere bei den gerne besuchten Touristenattraktionen. Ganz übel sind die großen Erlebnisparks, beispielsweise in Monteverde. Wir buchen einen Spaziergang über die Hängebrücke und das Faultier-Sanktuarium. Den Kolibri-Garten bekommen wir über unseren Guide geschenkt. Trotzdem werden 280$ abgebucht. Da ist das „Original Canopy“ für gut 50$ ja fast ein Schnäppchen.

Allgemein muss man als Familie mit zwei Kindern oft ganz tief durchatmen. Ein gut 1-stündiger Reitausflug schlägt mit plus-minus 200$ zu Buche. Bei den La Paz Waterfall Gardens kommt man uns nach einen netten Plausch freundlicher Weise entgegen. Statt den erwarteten knap 230$ werden uns „nur“ gut 150$ berechnet. Wir haben die Preise für „local and residents“ bekommen… Danke!

Ja, hier wird (wie auch schon in Ecuador) mit zweierlei Maß gemessen. Einheimische zahlen wenn nicht immer, so doch meist ausgesprochen angemessene Preise. Für Touristen sieht das anders aus. Es wird zur Kasse gebeten!

Die Kindheit endet hier anscheinend auch recht früh. Der Erwachsenenpreis wird üblicherweise ab 12 Jahren fällig. Da ist es eine kleine Freude, wenn wir unsere, insbesondere für hiesige Verhältnisse ausgesprochen groß gewachsene, Jüngste für ihre tatsächlichen neun Jahre durch die Kasse bringen.

Ja, Costa Rica hat ein ambitioniertes Preisniveau. Das wird auch in einem Gespräch mit Schweizern deutlich: „Das ist hier ja fast so teuer wie zu Hause!“, klagt der verwöhnte Alpenländler. Doch die Schweiz Mittelamerikas kann es sich offensichtlich leisten. Dem Land geht es gut. Woran das liegen könnte? Gedanken dazu folgen ein anderes Mal.