Bahía de Caráquez, 26. März 2021
Man könnte die Überschrift mit „Rotlicht in Bahía“ übersetzen, aber das hat zugegebener Maßen einen gewissen Beigeschmack, den das COE sicher nicht meint. Hier in Ecuador steht COE für „Comité de Operaciones de Emergencia“. So ein Komitee gibt es zunächst auf nationaler Ebene. Als Nation ist Ecuador in 24 Provinzen unterteilt (z.B. Manabi). Darunter gibt es insgesamt 221 Kantone (z.B. Sucre). Die genannten Beispiele sind natürlich nicht zufällig gewählt. Wir liegen momentan in Ecuador – Provinz Manabi – Kanton Sucre – Bahía de Caraquez.
Auch auf kantonaler Ebene gibt es diese Notfallkomitees. Am 23. März hat sich nun das COE cantonal von Sucre getroffen und beschlossen, dass unser Kanton auf Stufe „rot“ zurückkehrt. Beginn 24. März. Dauer 30 Tage. Das böse C-Wort: Cuarentena!
Das bedeutet ohne Anspruch auf Vollständigkeit…
- Öffentliche und private Veranstaltungen sind verboten, sei es nun kulturell, zivil oder militärisch.
- Auch religiöse Versammlungen aller Art dürfen nicht stattfinden… und das über Ostern in einem tief katholischen Land.
- Keine Sportspiele auf öffentlichen oder privaten Plätzen.
- Schließung aller Strände, Schwimmbäder etc.
- Restaurants dürfen zwar öffnen, aber nur mit 30% Kapazität.
War da noch was? Ach ja: kein Alkohol. Also jetzt nicht nur in Restaurants. Ganz allgemein ist im Kanton der Verkauf (und Konsum) alkoholischer Getränke aller Art verboten. Ja, auch im Supermarkt. Erwähnte ich schon, dass das ganze mit einem Tag Vorlauf für die Dauer von einem Monat beschlossen wurde?

Hmmm… Perspektivenwechsel. Kann sich jemand diesen Beschluss und eine auch nur ansatzweise wirksame Umsetzung solcher Maßnahmen in Deutschland vorstellen… und sei es nur auf Gemeindeebene?!? In einem Land, wo Hamburger Gerichte die Maskenpflicht von Erwachsenen auf Spielplätzen oder auch Joggern selbst an gut frequentierten Orten kippt, soll das deutsche Grundrecht auf ein gemütliches Feierabendbier keine Chance auf „Verhältnismäßigkeit“ haben? In Berlin könnte dann doch jeder zweite „Späti“ dicht machen… also zumindest während der für das beflissene Ordnungsamt üblichen Kontrollzeiten. Doch ich schweife ab.
Der alltägliche, ach was… weltweite Wahnsinn zeigt sich in einem anderen Detail. Die Beschlüsse gelten für den Kanton Sucre. Schon auf der anderen Seite des Flusses sieht das anders aus. Sollen wir es wagen, mit dem Taxi…?!? Mal schauen.
Jetzt schließen wir erst einmal die sonstigen Vorbereitungen für die anstehende Weiterreise ab. Die Wäsche ist weitgehend sauber, der Puerto Amistad schon einmal bis Anfang April bezahlt, der Wassertank ist (natürlich mit Hilfe von großen Flaschen und Dinghy) voll und heute werden die letzten Dieselkanister mit dem Bollerwagen zur Tankstelle gebracht, gefüllt und an Bord verstaut. Nächste Woche steht dann noch das Aufräumen des Technikraums, das Auffüllen der Gasflaschen und der Check-Out auf dem Programm. Ich hoffe auf die Minimalchance, dafür nicht noch einmal nach Manta zu müssen.
Zu guter Letzt schulden wir euch natürlich noch einige Berichte. Kürzlich wurde ich nach den Galapagos-Inseln gefragt. Ist in Arbeit… :-)