Mindo, 25. Februar 2021
Der Nebelwald heißt im Deutschen ja wohl nicht zuletzt deswegen Nebelwald, weil es da öfters mal Nebel geben kann. Obwohl man ja auch hier mal wieder Haare spalten kann. Offiziell geht der Nebelwald in Äquatornähe von ca. 2.500m bis auf 3.500m Höhe. Darunter, so ab 1.500m spricht man von Wolkenwald. Und ehrlich gesagt gefällt uns dieser auch im Englischen verwendete Name besser… „cloud forest! Was ist Nebel letztlich anderes, als eine Wolke am Boden?! Und was ist eine Wolke letztlich anderes, als Wasser in der Luft?!?! Da ist es bis zum Regen nur noch ein ganz kleiner Schritt.

Beim Aufbruch zu unserem Wandertag ist es noch trocken. Wir gehen den kurzen Weg zur Teléferico Montañero, lassen die obligatorische Temperaturmessung über uns ergehen und steigen ohne große Vorstellung der Fahrt in die Gondeln. Es wird eine sehr beeindruckende Fahrt, bei der auch dem Skipper zugegebener Maßen ganz kurz ein ganz klein wenig mulmig wird…


Einen kurzen Spaziergang später steigen wir um in die Tarabita. Ein gelber, natürlich frisch desinfizierter Korb bringt uns gut 500m über das Tal. Und da beginnt dann auch der Regen. Noch sind wir optimistisch. Bei der Sichtung unserer Wanderoptionen sind die Regensachen noch im Rucksack… nicht mehr lange. Wir entscheiden uns für Ruta 3… fünf Wasserfälle stehen auf dem Programm. Im Grunde nahe liegend… wenn schon nass, dann doch bitte gründlich. So machen wir uns auf den Weg…

Es bleibt nass und wird nasser. Schon früh kommt Maila auf die Idee, ein großes Blatt als portablen Regenschutz zu verwenden. Samuel führt diese Kopfbedeckung noch lange weiter. Und selbst der Skipper greift nun zu einem Regencape, der Rucksack will geschützt werden. So wandern wir also hinab ins Tal zum Fluss der Wasserfälle. Die anfangs noch gegebene Illusion, zumindest das Schuhwerk halbwegs trocken halten zu können, zerplatzt mit den ersten den Weg kreuzenden und entlangfließenden Wasserläufen. Ja, der heutige Tag wird wohl insgesamt sehr nass werden.



Nach gut einer Stunde erreichen wir Wasserfall Nummer 4. Doch wo ist der Weg? Ach ja… da drüben auf der anderen Seite. Wo ist die Brücke? Hmmm… nicht vorhanden. La Skipper ist begeistert. Tapfer kämpft sich die kleine Truppe durch die reißenden Fluten. Nur zwei kurze spitze Schreie stören für einen Augenblick die Idylle ursprünglicher Natur. Damit sind dann auch die Hosen unserer Damen endgültig durchnässt.


Kurze Zeit später erreichen wir den Wendepunkt. Nass von oben, nass von unten und alles andere ist unter der nur bedingt atmungsaktiven Schutzkleidung schlicht nass geschwitzt. Aber wir haben Spaß!


Auf dem Rückweg fassen ¾ der kleinen Expeditionsgruppe einen fast spontanen Entschluss. Am zweiten Wasserfall wird kurzerhand gebadet. Unsere Jüngste zieht ihr Badekleid an, die Jungs gehen schlicht im Schlüppi rein… geht ja nicht an, dass da noch ein letzte Kleidungsstück trocken bleibt.
Und es hört auch danach nicht auf zu regnen. Auf dem Hinweg noch bescheidene Rinnsale stürzen den Weg hinab. Der Vorschlag des Skippers, noch einen kleinen Abstecher zum Nambillo-Wasserfall zu machen wird mit deutlicher ¾-Mehrheit abgelehnt. Wir werden ihn an einem trockeneren Tag besuchen…


Irgendwann erreichen wir wieder die Tarabita. Selbstverständlich wird erneut gründlich desinfiziert. Im strömenden Regen. Das medizinisch vorgebildete Familienmitglied fragt sich still nach Sinn und Unsinn dieser Aktion, aber so ist das heutzutage nun einmal.

Die auf der Hinfahrt noch genossene Aussicht hat sich eingetrübt. Das Seil der Teleférico Montañero verschwindet in der Wolke, wir hinterher.


Abends sitzen wir dann endlich mal gut geschützt im Pavillon unserer Unterkunft beisammen, genießen die trockenen Kleider, die leckere Pizza und den Ausblick… muss ich es noch extra betonen?!?… es regnet!
