Crashkurs „Ecuador“ bei unserer Anreise zum Test

12. Februar 2021

Der große Tag ist da. Nach so langer Zeit auf dem Boot und dann doch so kurzer Vorlaufzeit beginnen wir unsere Rundreise durch Ecuador. Einen ganzen Monat werden wir unterwegs sein. An dieser Stelle auch ganz viele liebe Grüße und großer Dank an Volker von Salsareisen, der uns die ganze Tour so schnell, kompetent, unkompliziert und flexibel zusammengestellt hat. Immer erreichbar, immer hilfsbereit… perfekt!

Die erste Etappe führt in die Hauptstadt Quito. Eigentlich sollten wir „urbane Zentren“ meiden, doch um Quito kommen und wollen wir dann doch nicht herum. Von hier startet der Flug zu den Galápagos-Inseln und hier können wir kurzfristig den obligatorischen Test machen. Insgesamt haben wir heute zwar nur etwas mehr als 400km vor uns, aber in Ecuador kann sich das ziehen. Statt deutscher Autobahnen ohne Tempolimit geht es über kurvige Straßen von der Küste in die zentrale Sierra auf bis über 4000 Höhenmeter. Mit Mittagspause werden wir gut 8 Stunden unterwegs sein. Also los.

Wir sind bereit!

Um acht Uhr kommt unser Fahrer Fredy. Was wir schon wissen ist, dass er gut deutsch spricht. Gerade für die Verständigung mit den Kindern ist das ein unschätzbarer Vorteil. Was wir bei Abfahrt noch nicht wissen, aber schon bald kennen lernen ist, dass er ein ausgesprochen mitteilsamer „Guide der alten Schule“ ist. Trotz der langen Fahrt kommt keine Langeweile auf. Seitenweise mache ich mir Notizen, viel zu viel, um sie hier auch nur ansatzweise vollständig wiederzugeben.

Tuk Tuks in Pedernales

Natürlich gibt es eine kleine Einführung in die gesichtete Tierwelt, von Aasgeiern mit schwarzem, weißen oder rotem Kopf, diversen Reihern, Kolibris und mehr. Gerade in der flachen Costa sowie auch im schon etwas höher gelegenem Nebelwald werden die Pflanzen am Straßenrand sowie auch der durchfahrenen Plantagen identifiziert… Papaya, Mango, Maracuja, Banane, Kakao, Kaffee, Reis und so viel mehr.. Wir erfahren, dass die wichtigsten Utensilien bei der Arbeit in der Natur eine Machete und Gummistiefel sind. Erstere hilft beim Durchkommen, letztere gegen Schlangen. Schlangen sind neben Überflutungen auch ein Grund, warum in der Costa viele Häuser auf kleinen Stelzen stehen… natürlich müssen es quadratische Stelzen sein, damit die Reptilien nicht hoch kommen.

Natürlich wird auch beklagt, dass inzwischen immer mehr große Garnelenfarmen den ehemaligen Platz von Mangroven einnehmen. Immerhin muss heute aufgeforstet oder empfindlich Strafe gezahlt werden. Trotzdem ein schwacher Trost wenn man bedenkt, dass Mangroven für 3m etwa 100 Jahre lang wachsen müssen.

Als wir erstmals am heutig Tag den Äquator überqueren, kommt das Gespräch unweigerlich auf das leidige Wasserstrudel-Thema. Bekanntermaßen in der Theorie korrekt, in der Praxis aufgrund anderer Störungen (alleine schon die Art des Eingießens) jedoch irrelevant. Wohl aber wachsen Schlingpflanzen auf der Nordhalbkugel gegen, im Süden dagegen im Uhrzeigersinn… wird uns erzählt…

Das Thema kommt auch auf Politik und Gesellschaft Ecuadors und Fredy erzählt erfrischen offen und ehrlich. Zur Wahlpflicht klärt er uns auf, dass dessen Erfüllung über ein bei Stimmabgabe erhaltenes Zertifikat bei nahezu allen Behörden- und Bankbesuchen nachzuweisen ist… auch hier droht Strafe! Das gilt im Übrigen auch für Analphabeten… es gibt schließlich Fotos.

Mittagspause im Nebelwald
Wilde Orchideen
Ungewohnte Kombination, aber lecker: käsegefüllte Empanadas mit Kaffee
Ausblick beim Essen.

Wenigstens nimmt die Analphabetenrate ab. Offiziell herrscht ab dem Kindergarten eine 13-jährige(!) Schulpflicht, doch die Praxis zeigt Schwächen. In einer Klasse sitzen gerne mal 60 Schüler. Dementsprechend ist es wichtiger ordentlich nachzusprechen und Dinge stur auswendig zu lernen, als Zusammenhänge zu verstehen und zu hinterfragen. Seit einigen Jahren gibt es einen landesweit einheitlichen, leistungsunabhängigen Schulabschluss. Das soll für gleiche Voraussetzung und somit mehr Entscheidungsfreiheit der Schüler sorgen. Bei Mädchen wird aber gerade in ärmeren Gegenden immer noch allzu oft ein allzu großer Wert auf die Vorbereitung als Mutter und Hausfrau gelegt. Ob nun Mädchen oder Junge… in der Praxis braucht man für gute Aussichten zwingend ein „Doktorat“ aus dem Ausland (USA, EU, Brasilien). Da liegt es nahe, dass die „Eliten“ ihre Kinder ausschließlich auf Privatschulen schicken. Parallele Leben…

Sierra bei Quito
Wie war das doch gleich mit Abstandsregeln?!

Natürlich geht es auch um Korruption, doch das würde in diesem Artikel wohl zu weit führen. Nur die kleine Anekdote von kurz nach unserer Abfahrt: Fredy biegt ab und fährt unverhofft in eine mehrspurige Einbahnstraße. Natürlich in falscher Richtung. Natürlich kommt direkt ein Polizeiwagen entgegen. Blaulicht an, schnell gewendet und an die Seite gewunken. Unser Fahrer geht vor zum Streifenwagen, ein kurzes Gespräch, ein Händedruck, er kommt zurück. 10$ habe ihn das jetzt gekostet… und ich liege wohl nicht falsch damit, dass das nicht die offizielle Strafe für Falschfahren in der Einbahnstraße ist.

Falsche Richtung? Da kann man doch drüber reden…

Am frühen Abend, in Äquatornähe also kurz vor Sonnenuntergang, erreichen wir Tababela, einen kleinen, mit „Landgasthäusern“ vollgestopften Vorort von Quito direkt neben dem neuen Flughafen. Hier bleiben wir zwei Nächte. Die Pflicht steht an. Ohne negativen Test kommen wir nicht auf die Galápagos-Inseln.

Schade… ich hatte mich schon so darauf gefreut, mein Klopapier ins Badezimmer zu werfen ;-)

Abends schaut also eine offiziell zertifizierte, mobile Testeinheit vorbei. Die Dame legt ihre einem Ebola-Ausbruch würdige Schutzkleidung an und bittet uns auf den Stuhl. Na so schlimm wird das mit dem Stäbchen in der Nase schon nicht werden. Denken wir zumindest. Eindrucksvoll wird uns praktisch demonstriert, dass es zwischen Nase und Rachen ganz offensichtlich eine Verbindung gibt, die zudem gefühlt einmal quer durch die vorderen Gehirnlappen führt. Boahhhhh… ist das unangenehm. Zum Glück müssen das die Kinder nicht über sich ergehen lassen. Unter 18 Jahren braucht man keinen Test. Über den (Un-)Sinn dieser Regel brauchen wir nicht diskutieren… wir nehmen sie dankbar hin.

Jetzt heißt es warten. Am nächsten Abend sollen die Testergebnisse vorliegen. Wir wollen den Tag für einen Ausflug nach Quito nutzen. Wie sollte in einer, wie schon bei Ankunft eindrucksvoll bemerkt, voll gepackten Großstadt schon die Gefahr bestehen, ein vorher eingereichtes Testergebnis zu kompromittieren?!

Wie jetzt… die Gefahr besteht?… aber nicht doch… das wäre ja logisch! ;-)