Ecuador, Anfang März 2021
Im Regenwald waren wir knapp eine Woche komplett von allen Nachrichten abgeschnitten. Fast wie auf dem Ozean. Im Grunde ein schönes, ja befreiendes Gefühl. Kurz nach Rückkehr werden wir dann auf den aktuellen Stand gebracht. Nein, ich meine hier nicht den allgegenwärtigen Wahnsinn der heutigen Welt. Ganz banale Dinge. Die Natur meldet sich zu Wort.
Da ist zunächst der Vulkanismus. Schon Ende Februar hat der Ätna Rauch und Asche gespuckt. Letztere wurde wohl auch auf der Zugspitze registriert. Das hätten wir schon früher mitbekommen können, haben wir aber nicht. Ehrlich gesagt sind da die aktuellen Informationen aus Ecuador auch interesanter für uns.
Der Vulkan Sangay spuckt auch schon seit dem 6. März kilometerhoch Asche. Nicht zu knapp. Der letzte Höhepunkt war in der Nacht auf den 11. März. Bis acht Uhr morgens ist es in den umliegenden Regionen dunkel wie die Nacht. Zur Erinnerung: Sonnenaufgang ist hier ganzjährig kurz vor halb sieben.
Warum uns das interessiert? Der Sangay liegt südlich von Quito in einer Gegend, die wir vor weniger als zwei Wochen mit dem Mietwagen erkundet haben. Vor gut einer Woche fuhren wir durch die Stadt Riobamba und ärgerte uns über den dichten Verkehr. Heute ist diese Stadt von einer Ascheschicht überzogen.
Natürlich wäre es reizvoll, dieses Naturspektakel mit eigenen Augen zu sehen. In der Tat sind nicht wenige Schaulustige unterwegs. Andererseits sind wir froh, gerade jetzt nicht dort vor Ort zu sein. Vorhin hat unser Gastgeber in der Nähe des Cotopaxi (Cuello de Luna) eine offizielle Information weitergeleitet, nach der in der auch von uns befahrenen Region Chimborazo der Notstand ausgerufen wird und damit unter anderem alle privaten und öffentlichen Aktivitäten bis auf Weiteres ausgesetzt sind. Das hätte uns wahrlich einen großen Strich durch die Planung gemacht.

Die Asche erreicht auch Guayaquil, die an der Küste gelegene, größte Stadt des Landes. Doch das ist dort noch nicht alles. Schließlich steht da noch das Wort „Wasser“ in der Überschrift.
An der Küste ist Regenzeit. Wenig überraschend kommt es dabei zu Regenfällen. Durchaus auch mal stärker. Dazu dann noch Springzeit (also starkes Hochwasser) und schon ist schnell mal die halbe Stadt überflutet. Über 60 einschlägige Notmeldungen wurden verzeichnet, weite Teile der Stadt sind kaum noch passierbar. Die ohnehin unterdimensionierte, zudem von Abfällen und dazu nun auch noch Asche verstopfte Kanalisation ist hoffnungslos überfordert.
Wundert sich jemanden darüber, dass das keinen vor Ort überrascht? Solche Überflutungen sind ein jährlich wiederkehrendes Ereignis. Immer wieder werden ritualisiert die gleichen Entschuldigungen und Beschwichtigungen vorgebracht. Aber ändert sich was? Nun ja, wir gehen auf Halbmond und damit gemäßigte Gezeiten zu. Doch für den nächsten Vollmond (also Springzeit) wird schon mal vorsorglich gewarnt. Déjà-vu…
Und was machen wir? Dem Donner lauschen und den nachmittäglichen Regen erwarten. Auch hier in Mindo, auf ca. 1500m mitten im Nebelwald, ist Regenzeit. Trotzdem bereuen wir nicht, unsere großen Ecuador-Rundreise hier entspannt ausklingen zu lassen. Noch zwei Nächte und wir kommen nach Hause auf unsere Samai. Niemand von der Familie kann abstreiten, sie zu vermissen.
Dann lassen wir auch wieder häufiger von uns lesen. Versprochen. Also bis bald!