Bahía de Caráquez, 15./16. März 2021
Nein, es geht hier nicht noch einmal um die in der mörderischen Sturmfront von Salinas treibenden Boote… aber wir sind immer noch in Ecuador! ;-)
Nicht weit weg von unserem aktuellen Bojen-Liegeplatz tummelten sich immer auch einige Boote, die ihre besten Tage offensichtlich schon überschritten haben. Im 3er-Paket hingen sie an einer gemeinsamen Boje… oder lagen sie doch vor Anker?! Das in schönem Wechsel auf- und ablaufende Wasser tat jedenfalls sein Übriges. Die Rümpfe rieben aneinander, es wurde nicht besser. Das hat hier aber auch niemanden so recht interessiert. Wie wir inzwischen erfahren haben, handelt es sich um vom Zoll beschlagnahmte Boote… da ist es mit der Sorgfaltspflicht wohl nicht so weit her?!
Eines ruhigen Abends, die Sonne ist schon untergegangen und wir sitzen gerade auf der Terrasse eines netten, kleinen Restaurants, da bekommen wir ein wohl eher unfreiwilliges Unterhaltungsprogramm geboten. Es ist Springzeit, das kräftig ablaufende Wasser geht im Einklang mit der Strömung des Flusses und auf den dunklen Fluten erkennen wir drei dicht gedrängte, munter vor sich hin treibende Boote. Ungläubig fragen wir uns, ob das eventuell so gewollt ist. Sozusagen eine „unkomplizierte“ Entsorgung?! Aber das können wir uns nicht ernsthaft vorstellen. Auf einem der Boote erkennen wir dann eine herumturnende Gestalt. Auch ein kleines Motorboot, wahrscheinlich vom Puerto Amistad, kreist um das treibende Bündel. Der Vorfall bleibt nicht unbemerkt. Geschäftiges Treiben. Das ist bestimmt keine Absicht!
Dann erreicht das Paket zwei andere kleine Boote, die bis dato friedlich an ihren Bojen hängen. Es kommt wie es kommen muss. Masse und Impulserhaltung schlagen Boje und Anker, aus drei werden fünf treibende Boote, die im Dunkel der Nacht flussabwärts entschwinden.
Einige Zeit später bekommen wir die Bestätigung, dass es keine geplante Aktion ist. Ein größeres Motorboot schleppt einen der Segler stromaufwärts zurück und legt ihn an einen Schwimmsteg. Nach und nach kommen auch die anderen Ausreißer wieder in Sicht. Letzte Gewissheit bringt das nächtliche Status-Foto des Sicherheitschefs unseres Hafens… sie schleppen einen kleinen Segler.
¡Muchas gracias Miguel! – Vielen Dank für die nächsten Bilder…





Großes Kompliment an alle nächtlichen Helfer. Am nächsten Morgen sind alle vermissten Rümpfe wieder zurück, liegen allerdings nicht mehr im Päckchen an ihrem angestammten Platz. Dort findet sich nun nur noch einer. Die zwei anderen wurden kurzerhand am Ufer vertäut. Dort bietet sich nun zweimal täglich das gleiche Schauspiel. Bei Hochwasser schwimmen sie – gerne auch mal gegen die Kaimauer stoßend – umher, bei Niedrigwasser liegen sie darnieder. Und dass der Mast dabei quer über den Gehweg ragt, stört hier anscheinend niemanden. Na wenigstens erreicht er die Laterne nicht… also jedenfalls nicht, als wir uns das aus der Nähe anschauen…

