27. Januar 2022
Die SY Sissi hat aktuell eine 2-Mann-Crew. Jörgs Neffe Eike ist für ein paar Wochen gekommen, um zusammen das Boot von Aruba über Bonaire weiter Richtung Antillenbogen zu bringen. Die erste Etappe hat bekanntlich geklappt… wenn auch nicht frei von Übelkeit. Jetzt liegt die Sissi nicht weit entfernt neben uns. Wie viele Boote muss auch sie hin und wieder den Motor zum Laden der Batterien anwerfen. Eigentlich muss sie dass sogar recht häufig. Schon bald werde ich erfahren, dass zwei der Batterien endgültig die Grätsche gemacht haben. Wie auch immer, es besteht der publizierte Vorsatz, die Motorstunden für Bootsausflüge an die hier überall vorhandenen gelben Tauchmoorings zu nutzen. Aber wenn hinter so einem Vorsatz keine quengelnden Kinder stehen… nun ja, decken wir den Mantel des Schweigens darüber.
Langer Rede kurzer Sinn… wir können es nicht verantworten, dass Eike hier nicht einmal einen Ausflug nach Klein Bonaire unternommen hat und werfen, wie bei einem gemeinsamen Essen bei „Beer & Burgers“ vereinbart, heute morgen kurzerhand das Dinghy an unsere Mooring und gleich danach die Leinen los. Ein kleiner Tagesausflug zu fünft. Das machen wir auch wirklich gerne. Ich hatte ja schon einmal erwähnt, dass man keine zweite Chance für einen ersten Eindruck bekommt. Es ist aber auch unbestritten so, dass man ein Buch nicht nach dem Einband beurteilen soll. Das ist auch ein Leitspruch von Eike und wir merken sehr schnell, dass hinter dieser auf den ersten Blick ungewöhnlichen Fassade eines 23-Jährigen ein echt netter Kerl steckt!

Dazu ist er auch noch gelernter Bäcker. Schon vor ein paar Tagen hat er uns ein echt leckeres Zwiebelbrot vorbei gebracht. Heute ist er für die Frühstücksbrötchen zuständig und der Skipper erkennt neidlos an, dass das die mit Abstand fluffigsten Brötchen sind, die unser Ofen jemals ausgespuckt hat. Sehr lecker… vielen Dank!

Das Wetter ist heute etwas wechselhaft. Einmal zieht gar eine dicke Wind-und-Regen-Front durch. Unserem Spaß tut das keinen Abbruch. Wir tingeln von Mooring zu Mooring und erkunden die Unterwasserwelt. Das Riff und die Vielfalt hier in Klein Bonaire bieten dann doch noch mal etwas anderes, als die Schnorchelausflüge an der Mooring vor Kralendijk. Einfach nur toll. An dieser Stelle nur ein paar wenige, unkommentierte Eindrücke…









Irgendwann, kurz nachdem Samuel unserem Gast die Maststufen der Samai gezeigt hat, höre ich hinter mir Eikes leises Murmeln, dass es jetzt wohl ein schlechtes Vorbild sei, wenn er von der ersten Saling springen würde. Nö! Wieso? Ich frage Samuel schon länger, wann er sich das denn mal traut. So ist es nun also Eike, der den ersten Sprung aus gut 7m Höhe von der ersten Saling der Samai wagt.


Samuel schaut anfangs noch recht skeptisch. Eike ist dagegen kaum noch zu bremsen. Beim ersten Mal sich noch sehr langsam voran tastend, wird er immer sicherer. Ein ums andere Mal klettert er hoch und spring runter. Das Grinsen geht im nicht mehr aus dem Gesicht!

Dann schließlich nimmt auch Samuel sein Herz in die Hand und klettert auf die ihm ach so bekannte Höhe. Schon in der Antarktis und natürlich auch in San Blas / Guna Yala hat er der Samai von der ersten Saling schon oft den rechten Weg gewiesen. Heute nun tastet er sich erstmals an den Rand… und… springt! BRAVO!!!
Derweil geht Eikes Blick hoch zur zweiten Saling. Ich sage ihm gleich, dass er da definitiv nicht ungesichert hochgehen wird. Danach dauert es nur etwa eine halbe Stunde, bis ich die im Grunde erwartete Frage höre: „Micha, kannst Du mich sichern?“ Ok, warum nicht. Mit Klettergurt am Gennakerfall gesichert klettert er den Mast bis zur zweiten Saling hoch. Das sind dann so etwa 14m über der Wasserlinie. Und da fühlt sich jeder Zentimeter von oben nochmal doppelt so hoch an, wie von unten betrachtet. Er stellt sich hin und überschreitet den „Point of no return“. Nach dem Lösen der Sicherung bleibt als einziger Weg nach unten der Sprung ins Wasser.


Es bleibt heute der einzige Sprung aus dieser Höhe. Danach lassen es sich unsere mutigen Jungs aber nicht nehmen, noch einmal parallel ins Wasser zu springen.
Wir lassen den Ausflug so langsam ausklingen. Noch eine kleine Kajak-Tour. Noch etwas Schnorcheln. Und zugegebener Maßen auch noch ein Bierchen. So kommt jeder auf seine Kosten und wir machen uns glücklich, aber auch ein bisschen müde auf den Rückweg.



Der Ausflug mit Eike nach Klein Bonaire hat sich für uns alle gelohnt… ein wirklich schöner Tag!
Hallo Michael und Familie, wir, die Eltern von Jörg, lesen mit Begeisterung regelmäßig euren Blog und erfreuen uns immer wieder an den tollen Fotos. Danke, dass ihr unserem Enkel einen so schönen Tag ermöglicht habt. wir wünschen euch für die Weiter(Heim)Reise alles Gute und immer eine Handvoll Wasser unterm Kiel.
Glückwunsch an die Saling-Springer, da gehört schon eine Portion Mut dazu 👍
Liebe Grüße,
Roland