Nachbarn kann man sich nicht aussuchen…

Bonaire zum Jahreswechsel 2021/22

Was das Thema Bootsnachbarn angeht, haben wir bisher ja kaum Grund zur Klage. Mal abgesehen von einem gewissen Holländer in La Graciosa (bei Lanzarote) und einem jungen, ich sage mal böse „Möchtegernsegler“ mit leidlich interessanten C*-Ansichten und schlecht erzogener Pipi-Bordkatze in Santa Marta bleiben wir von schlechten Erfahrungen weitgehend verschont. Dabei kommt uns sicher zugute, dass wir lange in eher abseitigen Regionen fahren und die dort getroffenen Segler halt in der Regel auch „echte“ Segler sind. Doch nun sind wir in der Karibik unterwegs. Und schon haben wir mal wieder einen Nachbarn, den man sich nicht ausdenken könnte…

Dieses Mal ist es ein 50‘er Katamaran mit niederländischer Flagge. Schon sein erster Anleger sorgt für Erstaunen. Hier in Bonaire werden besetzte Moorings mit einem angebundenen Dinghy, zumindest aber großem Fender markiert. Die etwas abseitig gelegene Boje von einem der Ausflugskatamarane hat sogar zwei dicke, große, knall-orange Fender. Folgerichtig wird der zu diesem Zeitpunkt seitlich (sic!) dort festgemachte Neuankömmling schnell weggeschickt. Daraufhin beschließt er, sich an die freie Mooring hinter uns zu legen.

Kaum fest, sorgt er auch schon für musikalische Unterhaltung der näheren Umgebung. „You never get a second chance to make a first impression!“ Auf Zuruf eines anderen Nachbarn verkürzt er immerhin noch seine für das recht enge Feld überlangen Mooringleinen, an denen ja immerhin noch 50 Fuß-plus hängen. Mitdenken würde helfen.

Tja und dann ist da noch die erstaunliche Fähigkeit mancher Skipper, selbst an einer Mooring mit vollständig geborgenem Segelkleid zu segeln. Zumindest wenn man den die ganze Nacht hindurch blendenden Positionslichtern glauben schenkt. Einige Tage später ist es sogar die Festtagsbeleuchtung inkl. Dampferlicht, Decksbeleuchtung und Ankerlaterne. Es dauert drei weitere Tage (und für den im Cockpit schlafenden Samuel helle Nächte), bis an Bord der Schalter für die Beleuchtung wiedergefunden wird. Nur gut, dass die ganze Nacht gut vernehmlich der Generator vor sich hin brummt. Schließlich ist ja auch noch die in diesen Kreisen obligatorische blaue Unterwasserwasserbeleuchtung zu versorgen.

Neuer Nachbar an der Mooring!

Ein ungeschriebenes Gesetz, an dass sich alle Segler in Bonaire halten ist, dass man mit dem Dinghy innerhalb des Mooringsfeldes langsam und vorsichtig fährt. Das ist auch gut so, denn hier tummeln sich praktisch den ganzen Tag Schwimmer, Schnorchler, Taucher, Wasserballer, SUPs, Kajaks und mehr. Rücksicht ist da gesunder Menschenverstand. Und dann brettert da dieses 40PS-Fahrersitz-Dinghy unseres neuen Nachbarn mit Vollgas den direkten Weg von der Mooring einmal quer durch das Feld zum Steg. Keine Ahnung, was der Skipper mit dieser Show kompensieren möchte. Wenigstens nimmt er sich nach deutlicher Aufforderung zur Mäßigung (meist) zurück.

Doch es gibt einen Hoffnungsschimmer. Fast täglich verabschiedet sich unser ganz spezieller Nachbar auf einen Ausflug. Bei jedem Ab- und Anleger muss übrigens eine der (mutmaßlichen) Töchter ins Wasser springen. Anders klappt das nicht. Aber auch etwas anderes klappt nicht. Der Skipper versäumt es, die Mooring während seiner Abwesenheit als belegt zu kennzeichnen (Dinghy/Fender). Da kann es durchaus passieren, dass ein unbedarfter Neuankömmling in gutem Glauben diese offensichtlich freie Mooring für sich beansprucht. Ende der Woche erwarten wir die SY Sissi hier. Vielleicht kann man sich seinen Nachbarn ja manchmal doch aussuchen… ;-)