Golfito, Mitte April 2021
Nach langem Liegen in dem Fluss von Ecuador, sieht unser Unterwasserschiff aus wie Hölle. Das kostet uns auch einige Knoten Geschwindigkeit, weshalb wir zwei Tage später als geplant in Costa Rica angekommen sind.
Da ist es naheliegend, dass der Bewuchs weg muss. Es gibt eine einfache Lösung. Samuel mag das Wasser, kann gut tauchen und ist recht kräftig. Ich habe mich also bereiterklärt, unter das Boot zu tauchen und die Pocken, die den Rumpf säumen, zu entfernen. Leider ist das Wasser in der Bucht, in der wir liegen, nicht sehr viel klarer als in Ecuador. Trotzdem nehme ich mir einen Holzspachtel und kratze drauf los.

Die Pocken sind sehr zäh und wollen nicht abgekratzt werden. Zu allem Überfluss nutzt sich das Holz ab und gerade, als ich mein Ziel den Propeller erreicht habe, beginnt die Strömung und ich muss das Wasser verlassen. Wir liegen vor Anker und treiben an ihm hin und her. Mein Ziel war der Propeller, um ihn zu säubern, aber wie gesagt, begann die Strömung und es ging nicht.


Am folgenden Tag gehe ich wieder runter. Die Samai hat sich an einen Schwimmsteg verholt. Leider genau mit der Seite zum Steg, an dem ich angefangen habe zu kratzen. Ich kann dort also nicht weitermachen und fange erneut an. Diesmal beginne ich hinten. Der Weg ist zwar deutlich weiter und ich muss länger die Luft anhalten, aber es sind auch weniger Pocken auf diesem Weg. Genau vor dem Propeller sind dabei die wenigsten und somit ist es doch dankbar.


Als ich anfangen will, den Propeller zu entpocken, dreht er sich aber einfach weg. Eine Frechheit! Der Holzspachtel ist inzwischen auch schon so ausgenudelt, dass es mich doppelt so viel Kraft und Luft kostet, um die Hälfte der Pocken zu entfernen. Da erinnere ich mich, das Papa mir einen Metallspachtel angeboten hat. Ich tauche wieder auf und bitte Papa darum. Damit geht die Arbeit deutlich leichter und mir fällt etwas auf, was mir vorher entgangen ist. Die ganze Zeit sind kleine Fische um die herunterfallenden Pocken geschwommen und haben etwas gegessen.


Am nächsten Tag gehe ich schon wieder runter. Ich habe mir die Hände an den Pocken aufgeratscht und komme eigentlich jeden Tag mit neuen Verletzungen aus dem Wasser. Heute sehe ich noch mehr Fische, die mich unter Wasser erwarten. Es sind wieder die schwarz-gelben Fische, die auch am Tag zuvor dabei waren. Dann sehe ich dieselbe Fischart in winzig und eine andere Art mit spitzen Zähnen. Dann sehe ich die Fische mit den spitzen Zähnen mit einem roten Bauch. Zwischenzeitig taucht auch ein Fisch auf, der so hoch ist wie meine ausgestreckte Hand, aber der ist schnell wieder weg.

Also fange ich an zu kratzten in der Gewissheit, dass ich damit die Fische füttere. Ich arbeite wieder mit dem Metallspachtel, zumindest so lange, bis er mir aus der Hand fällt und in dem drei Meter tiefen Wasser versinkt. „Dann tauche doch einfach hinterher!“, sagt ihr? Könnte ich, aber die Sicht ist so schlecht, dass man nur maximal einen halben Meter sehen kann.
Am darauffolgenden Tag nehme ich einen neuen Spachtel von Papa und binde ihn an meiner Hose fest. Außerdem nehme ich die GoPro mit unter Wasser. Alle Bilder in diesem Eintrag stammen von ihr!


Ich werde auch in den folgenden Tagen ins Wasser gehen, um das Boot zu reinigen. Zu meiner Freude bekomme ich für jeden vernünftigen Tauchgang auch ein kleines Geschenk. Bei den ersten beiden war es ein Puzzle und bei den anderen ein wenig mehr iPad-Zeit und ein Kindle-Buch.
Samuel