Isla Santa Fé und Plaza Sur

Galápagos-Inseln, 20. Februar 2021

Nach halb durchfahrener Nacht, erreichen wir im Morgengrauen die ausgesprochen trockene Isla Santa Fé. Hier erwartet uns wieder einmal ein weltweit einzigartiges Tier: der Santa Fé – Leguan. Ja, schon gut… wieder ein Leguan, den ein Laie kaum von seinen Verwandten auf anderen Inseln unterscheiden kann?! Mitnichten. Seine Besonderheit ist, dass seine Nackenstacheln im Gegensatz zu allen anderen Leguanen nicht aufgestellt sind, sondern konsequent nach rechts fallen. Also immer. Wahrscheinlich war irgendwann mal ein Tier mit solch einem Nackendefekt auf der Insel und hat die hiesige Population begründet.

Das Problem ist, dass man diese Tiere wieder einmal nur früh morgens beobachten kann, wenn sie zum Fressen aus ihren Höhlen kommen. Folgerichtig jagt uns Maja mal wieder früh aus den Federn. Trotzdem macht sie uns bei der Besprechung am Vorabend keine großen Hoffnungen. Es gab die letzten drei Jahre fast nichts Grünes zu fressen. Wir können froh sein, wenn wir vielleicht fünf (der insgesamt ca. 2000) Exemplare sehen.

Quelle: Bittmann / Fugger – „Galápagos“ (mit Ergänzungen von Maja Homberger)

Wir ankern vor einer großen Lagune und fahren mit den Zodiacs rein. An der Wasseroberfläche wuseln Schwärme von Doktorfischen, auf den Steinen am Ufer stehen Blaufußtölpel und natürlich gibt es auch ein paar Seelöwen.

An Land werden wir dann erstaunlich schnell fündig und sehen einige der speziell frisierten Langleguane. Die sind hier übrigens ganz scharf auf gelb. Es ist wohl kein Zufall, dass das auch die Farbe der Kaktusblüten ist. Da ist es nur logisch, wenn ein gelber Schirm, bunte Schnürsenkel oder auch eine Mütze die Neugier wecken. Gerade in der Trockenzeit können die ansonsten doch eher trägen Leguane da erstaunliche Geschwindigkeiten erreichen.

Zwischen den Büschen und auch auf dem Weg liegen immer mal wieder Seelöwen. Einige sind farblich markiert, um die Standorttreue bzw. Wanderlust zu erforschen. Ein Jungtier hat dagegen ganz andere Probleme. Wir können nur hoffe, dass es sich von seiner Augenverletzung erholt.

Gute Besserung!

Ansonsten fallen hier wieder einmal die Kakteen auf. Wie Bäume stehen diese Überlebenskünstler in einer ansonsten weitgehend trostlos wirkenden Landschaft.

Doch wird uns versichert, dass das bei Regen hier sehr schnell ganz anders, viel grüner aussieht. Und die Anlagen dafür sind alle auf dem ausgedörrten Boden vorhanden. Darum ist es auch hier wieder so wichtig, dass wir die Wege nicht verlassen. Ohne es zu wissen, würden wir dabei einiges zerstören.

Erst etwas näher an der Küste wird es etwas farbiger. Der Spaziergang führt uns zurück zu einem von neugierigen Seelöwen bevölkerten Strand und durch die Lagune geht es zurück an Bord.

Früher durfte man noch in der großen Lagune schnorcheln. Inzwischen ist das zu gefährlich geworden. Es treiben sich nun viele „Machos“, also tendenziell raufwillige Seelöwen-Männchen, umher. Darüber hinaus sind auch größere, vor allem Tiger- und Bullenhaie gekommen, die mit ihren 3-4m Länge auch für Menschen gefährlich werden können.

Da ist es nur vernünftig, dass wir unseren Schnorchelausflug des Tages ein Ecke weiter unternehmen. Und dieser ist heute ziemlich verregnet.

Hier unten brauche ich keinen Regenschirm

Zum Glück ist das im Wasser nicht wirklich ein Problem. Das sehen die vielen Fische, zwei verspielte Seelöwen und selbst ein paar jagende Pelikane genauso.

Pelikane bei der Jagd von unten

Eine wirklich auffällige Entwicklung ist bei Maila auszumachen. An den ersten Tagen wollte sie, obwohl eigentlich sichere Schwimmerin, beim Schorcheln gerne noch einen Ring zum Festhalten mitnehmen. Auch wenn der dann immer recht schnell an Mama abgegeben wurde. Inzwischen ist sie sicherer und mutiger geworden. Ok, an ihrem im Wasser zum Fisch mutierenden Bruder kommt sie noch nicht ran. Das schafft keiner aus der Familie. Aber auch unsere Jüngste taucht inzwischen schon selbstständig in immer größere Tiefen.

Toll!!!
Quelle: Bittmann / Fugger – „Galápagos“ (mit Ergänzungen von Maja Homberger)

Der Empfang für unseren Nachmittagsspaziergang könnte schöner kaum sein. Mehrere Landleguane und nistende Gabelschwanzmöwen unter blühenden Kaktusbäumen.

Sehr idyllische und ein Anblick, an dem wir uns kaum sattsehen können. Doch als dann ein Leguan beschließt, vergleichsweise dicht an einem Nest vorbeizugehen, zeigen die Gabelschwanzmöwen, dass sie unter „Idylle“ einen gewissen Mindestabstand verstehen.

Plaza Sur ist ein nur etwa 200m breites Inselchen. Unter „Machos“ ist sie für ihren Erholungsbereich bekannt und beliebt. Mit seinem Harem von 3-4 Weibchen hat ein männlicher Seelöwe zwar Spaß, aber keine Ruhe. Oft findet er weder Schlaf noch Zeit zum Essen. Die Pflicht zur Verteidigung verlangt alles ab. Nach ca. 15 Tagen wird es zu viel, die Niederlage gegen einen ausgeruhten Herausforderer ist unvermeidlich. Dann braucht man erst einmal Ruhe. Genau dafür kommen erschöpften Männchen hierher. Die abgewetzten Steine und ein gewisses Aroma zeugen von der jahrelangen Nutzung dieser Junggesellenkolonie. Heute ist jedoch niemand anzutreffen. Dafür sehen wir kurz danach die andere Seite der Paarung… eine Seelöwenmutter säugt ihr kleines Kind.

Leere Junggesellenbude
Mutter und Kind

Auch was den Vogelreichtum angeht, ist das kleine Fleckchen Land beeindruckend. Doch hier fasse ich mich zugunsten der nächsten „Tierwelt“ kurz und beschränke mich auf eine kleine Bilderauswahl.

Schließlich ist auf Plaza Sur noch ein Wiederaufforstungsprogramm erwähnenswert. Eine eingeschleppte Maus verhinderte lange Zeit, dass sich die hier heimischen Kakteen fortpflanzen konnten. Nach und nach starben viele von ihnen ab. Inzwischen ist die Maus von der Insel verbannt und es wird anhand alter Fotos von Kakteenwäldern wieder aufgeforstet. Natürlich nur dort, wo sie früher waren und natürlich nur mit der inseltypischen Art. Und solange sie jung sind, werden sie zur Sicherheit noch vor den hungrigen Leguanen geschützt.

Hier soll es irgendwann wieder aussehen wie früher.
Ein Teppich von Sesuvium-Pflanzen bedeckt den Boden.

Am Abend fahren wir bei Hochwasser durch die Meerenge zwischen Santa Cruz und Baltra. Trotzdem werden Kurs und Fahrwasser penibel eingehalten. Hier ist schon mehr als ein Schiff verunglückt. Nach der Passage erwarten uns ein großes Ankerfeld voller momentan zur Untätigkeit verdammter Kreuzfahrer. Kaum eine Handvoll Schiffe ist aktuell auf Fahrt. Da liegen Existenzen, soweit möglich vor Schaden bewahrt, und warten auf einen Zeitenwechsel. Aber damit sind sie in diesen Tagen, Wochen, ja inzwischen sogar Monaten wahrlich nicht alleine.

Da müssen wir rechts dran vorbei…