Cocina Ecuatoriana (7) – Arroz

Denkt ein durchschnittlicher Europäer an Reis, wird als eines der ersten fremden Länder wohl China im Kopf umherschwirren. Das ist ja auch nicht falsch. Doch gleich danach sollte man sicherlich auch an Ecuador denken. Ja, dieses kleine Land am Äquator ist ein echtes Reisland.

Erstmals bekomme ich den Eindruck bei der Fahrt von Bahía de Caráquez nach Manta. Eine vom Fahrer genommene Abkürzung führt durch ein offensichtlich nicht sehr wohlhabendes, bäuerlich geprägtes Gebiet. Überall neben der – ich nenne es mal wohlwollend – „Straße“ liegen Reisfelder. Viele Reisfelder. Da sind die großen Säcke Reis im Straßenverkauf nur folgerichtig. Auch im Supermarkt ist die Reisabteilung ausgesprochen gut bestückt. Die Verpackungsgrößen gehen über 10kg noch hinaus.

So lernen wir schnell, dass Reis das wichtigste Grundnahrungsmittel des Landes ist. Im Grunde gehört es immer dazu. Bei der Fastfood-Kette KFC gibt es Teller mit Hühnchen, Reis und Bohnen. Beim günstigen Mittagsgericht (Almuerzo) ist es natürlich Pflichtbeilage. Auf den Galapagos-Inseln war eine der Essensschalen am Buffet grundsätzlich dem Reis vorbehalten. Beim Camping im Regenwald bestand das Mittagessen aus morgens frisch zubereiteten Gemüsereis.

Der für uns eher ungewohnte Umstand, dass beim ecuadorianischen Churrasco der Reis neben Pommes liegt, hat einen ganz einfachen Grund. In diesem Land sind Kartoffeln keine Sättigungsbeilage, sondern ganz normales Gemüse. Dementsprechend gibt es auch nicht die bei uns übliche entweder-Reis-oder-Kartoffeln-Mentalität. Kartoffeln sind wie Mais, Erbsen oder Bohnen zu sehen. Immerhin sind sie meistens auf eine essbar-weiche Konsistenz gekocht… beim übrigen Gemüse hat man dagegen oft schon mal das Gefühl von Rohkost.

Kurz und gut… ohne Reis geht so gut wie gar nichts. Maila – als größte Liebhaberin unserer Familie – neigt inzwischen sogar dazu, gerne auch mal eine Schüssel Reis zum Frühstück zu nehmen. Nun gut, das mindert immerhin etwas die Problematik der Resteverwertung, wenn der Skipper am Vortag mal wieder etwas zu viel Grundnahrungsmittel in die Brühe geworfen hat: Arroz!

Quito Colonial

Quito, 13. Februar 2021 (nachmittags)

Nach dem ersten Pflichtbesuch bei der Virgen de El Panecillo geht es zum nächsten Pflichtbesuch, dem Weltkulturerbe Quito Colonial. Wir beginnen den Rundgang in der Vergnügungsmeile Calle de La Ronda. Sie ist wie ausgestorben, nur 2-3 Restaurantwerber halten uns erfolglos ihre Speisekarten unter die Nase. Wahrscheinlich ist es aber auch noch etwa zu früh am Tage?!

Calle de La Rondo
Altes Stadttor

Alleine hier in der Altstadt finden sich etwa 30 römisch-katholische Kirchen. Deren älteste steht am Plaza de San Francisco und ist bei diesem Namen wenig verwunderlich eine Franziskanerkirche nebst Kloster aus dem 16. Jahrhundert. Es ist geöffnet und sogar die Kinder sträuben sich nicht gegen einen Besuch.

Plaza de San Francisco

Zunächst genießen wir die Stille der Klosterhöfe, die wir fast für uns alleine haben. Es finden sich heute tatsächlich mehr Papageien als andere Menschen. So schlendern wir zwischen in den Himmel ragenden Palmen, intensiv duftender Zitronenmelisse und großem Rosmarin umher.

Verwaister ertster Innenhof
… im zweiten Innenhof

Es schließt sich ein kleiner Museumsrundgang an. Und wieder sind viele Beispiele des hierzulande typischen Synkretismus zu entdecken. Natürlich finden sich mehrere Versionen der berühmten Jungfrau von Quito. Die Statuen sind allgemein sehr naturgetreu gestaltet. Ihre Augen aus Glas und die intensiven rote Wangen seien ein indigener Akzent der Künstler. Auffällig ist auch, dass sich in den Bildern immer wieder in einer Ecke oder einer Höhle dunkelhäutige Menschen (gerne mit Hund oder Ziege) finden lassen. Wie oft auch in der europäischen Kunst haben sich die Maler hier selbst verewigt… nur halt weniger versteckt, da eindeutig indigen.

Als Höhepunkt besuchen wir die Kirche. Und es ist gerade Hochzeit. Daher schauen wir nur vom hinteren Chor in den großzügig ausgestalteten Raum hinein. Ach was… das ist fast schon übertriebene Opulenz, deren goldener Schein uns fast blendet.

Da hinten steht auch das Original der Jungfrau von Quito…
Auf der ersten Hochzeit des Tages…
Decke im Chor

Weiter geht der Spaziergang durch die engen Straßen der Altstadt. Die Iglesia La Compañia de Jesús aus dem 17. Jahrhundert gilt manchen (vor allem Ecuadorianern ;-) als schönstes Gotteshaus der Welt, zumindest aber doch im lateinamerikanischen Raum. Mehr als eine Tonne Gold soll hier verarbeitet und schönste Kunstwerke der Escuela Quiteña darin enthalten sein. Leider geschlossen. Uns bleibt nur der Blick von außen.

Rechts die Fassada der Iglesia La Compañia de Jesús

Im Zentrum der Altstadt liegt der Plaza Grande, bzw. auch Unabhängigkeitsplatz. Sehr gepflegt, mit Palmen und Bänken versehen sowie einem großem Heldenmonument (Monumento a la Independencia) in der Mitte lädt er zum Verweilen ein und bildet so einen Anziehungspunkt für die Quiteños. Selbst heute. Es ist wirklich ziemlich voll. Für unsere Zeiten ungewohnt voll. Nicht nur hier herrscht leider fremd gewordene Normalität. Es ist nicht immer leicht, den heutzutage als sittlich empfundenen Abstand zu halten. Doch wir geben uns Mühe. Zur Not meiden wir besonders belebte Ecken und laufen Umwege.

Besser zu meidende Nebenstraße des Plaza San Francisco
Definitiv zu meidende Nebenstraße des Plaza Grande
Entspannter Rückweg mit Blick auf die Virgen de Panecillo

In der Umgebung des Platzes finden sich wenig überraschend einige Sehenswürdigkeiten. Die eher spartanische Kathedrale (Catedral Metropolitana de Quito) ist gerade geschlossen. So entgeht uns leider das schon erwähnte Abendmahl mit Meerschweinchen im Original. Am Präsidentenpalast (Palacio de Carondelet) stehen noch Absperrungen. Der aktuelle Bewohner hatte wohl eine Zeitlang etwas zu viel Angst vor etwas zu viel Volksnähe…

Präsidentenplalast
Plaza Grande
Catedral Metropolitana de Quito

Wir gehen in einen kleinen, mit weitgehend leeren Restaurants gefüllten Hof im Bischofspalast (Palacio Arzobispal). Nur wenige Besucher tummeln sich in der Mitte und am Rand. Gerade beginnt die Vorführung eines traditionellen Faschingstanzes. Es ist bunt und laut, die Akteure versprühen Lebensfreude und doch will der Funke zum Publikum nicht so recht überspringen. Schade, aber dann doch wieder verständlich. Bei aller einheimischen Aktivität auf den Straßen fehlt doch offensichtlich der sonst übliche Touristenstrom. In dieser Hinsicht sind wir unübersehbar die Exoten.

Den Abschluss unserer kleinen Tour bildet die neugotische, nach über 100 Jahren Bauzeit inzwischen (fast) vollendete Basilika del Voto National. Angedacht ist, auch ob der fortgeschrittenen Stunde, lediglich ein Blick von außen. Doch der Skipper möchte gerne rein. Die Crew fügt sich leise murrend. Es lohnt es sich. Auch, wenn wir wieder in eine Hochzeit platzen.

Auf der zweiten Hochzeit des Tages…

Nun gut, natürlich halten wir uns am Rand und versuchen unseren Rundgang möglichst leise und unauffällig zu gestalten… doch wenn die neuen Sohlen auf dem glatten Steinboden quietschen… ups… für manchen Hochzeitsgast sind wir dann doch eine (jedoch nie unfreundliche!) Kopfdrehung wert.

Unser abschließender Blick fällt draußen auf die vielen verschiedenen Wasserspeier der Basilika. Hier vermischen sich Fantasiewesen mit landestypischen Tieren wie Affen, Schildkröten, Krokodilen, Jaguaren, Ameisenbären, Pelikane oder auch Albatrossen. Das ist an einer Kirchenfassade eher selten zu sehen. Ein denkwürdiges Bild zum Abschied aus Quito Colonial.