Riesenschildkröten auf Isla Santa Cruz

Galápagos-Inseln, 18. Februar 2021

Nach einigen Tagen auf nur von Tieren bewohnten Inseln, geht es heute auf einen Abstecher zurück in die Zivilisation. Isla Santa Cruz ist die zweitgrößte, dafür bevölkerungsreichste Galápagos-Insel. Früh morgens erreichen wir das im Süden gelegene Puerto Ayora, mit ca. 15.000 Einwohner größte Stadt und unbestrittenes Touristenzentrum des Archipels.

Quelle: Bittmann / Fugger – „Galápagos“ (mit Ergänzungen von Maja Homberger)

Die Charles-Darwin-Forschungsstation ist ein Pflichtbesuch. Seit über 60 Jahren ist sie der Erhaltung der Umwelt und biologischen Vielfalt auf Galápagos verpflichtet. Ein wichtiger Schwerpunkt der Arbeit ist ein Zuchtprogramm zum Erhalt der berühmten Galápagos-Riesenschildkröten.

Nichts ist so sicher wie die Veränderung…
Die Erfolgsgeschichte mit den Marienkäfern habe ich ja schon erzählt
Natürlich wird auch die Geschichte von Charles Darwin erzählt.

Obwohl man die ja auch nicht in einen großen Topf werfen darf. Auf fast jeder Insel hat sich eine eigene Art herausgebildet. Davon legen nicht zuletzt die unterschiedlichen Formen der Panzer Zeugnis ab. Wächst zum Beispiel die bevorzugte Nahrung auf einer Insel höher, muss dort auch der Kopf weiter nach oben. Da sichert die hilfreiche Sattelform das Überleben. Auf anderen Inseln ist die Situation wiederum eine andere.

Die Geschichte der Galápagos- Riesenschildkröten ist wirklich traurig. Schätzungen zufolge liefen früher bestimmt 200.000 davon über die Inseln. Bei Gründung des Nationalparks waren es kaum mehr 15.000. Ihre Genügsamkeit wurde ihr Verhängnis. Seefahrer fanden heraus, dass man sie einfach unter Deck stapeln kann. Dann verfallen sie in eine Ruhe und brauchen über ein Jahr lang weder Futter noch Wasser. Dazu schmecken sie auch noch gut. Folgerichtig kamen Piraten, Walfänger und alles, was sonst noch auf Schiffen unterwegs war zum „tortoising“. In der Hochzeit der Walfänger zwischen 1800 und 1860 fuhr praktisch kein Schiff mit weniger als 100 frisch eingesammelten Schildkröten in der Vorratskammer weiter. Der Wahnsinn wurde in Logbüchern festgehalten. Da steht „in sechs Tagen 250 Tiere gesammelt“ oder „in neun Tagen 300 Tiere geladen“ oder auch mal etwas von 850 Tieren! Da grenzt es fast schon an ein Wunder, dass überhaupt welche überlebt haben.

Abkühlung im Schatten

Bei Beginn des Zuchtprojektes für die Isla Española fand man beispielsweise nur noch 12 Weibchen und 2 Männchen vor. Dazu kam noch ein seit 1904(!) im Zoo von San Diego gehaltenes Männchen. Alle wurden zur Paarung in die Station gebracht und heute gibt es wieder etwas über 3000 Española- Riesenschildkröten.

Solche Zuchtprojekte gibt es auch für andere Inseln. Dabei wird auch immer penibel darauf geachtet, eine Durchmischung der inseltypischen Arten zu vermeiden. Jede Schildkröte hat zusätzlich zu einem Mikrochip im Nacken auch eine Nummer auf ihrem Panzer, deren Farbe die richtige Insel kodiert. Heute kann man sie aufgrund der sorgfältigen Arbeit eindeutig zuordnen. Nicht so die bei Gründung des Nationalparks hier zusammengeführten, zuvor widerrechtlich „eingesammelten“ Riesenschildkröten. Ohne Genetik war die Ursprungsinsel nicht zu bestimmen, also werden sie auch nicht ausgewildert, sondern haben in der Station ihr neues Zuhause gefunden.

Beim Rundgang stutzen wir zunächst weniger über die Zäune, als mehr noch die allgegenwärtigen Kameras. Leider sind sie nötig, auch hier sind die Tiere nicht sicher. Gerade erst vor gut zwei Jahren, im Oktober 2018 wurden aus einer Aufzuchtstation auf Isla Isabella sage uns schreibe 123 Baby-Schildkröten gestohlen. Man vermutet, dass sie über Peru nach China geschafft wurden, um dort als Haustier verkauft zu werden. Geschätzter Endpreis bis zu 50.000$. Seitdem gibt es Kameras.

Kinderstube jetzt mit Videoüberwachung!

Nerd-Wissen: Bei Schildkröteneiern bestimmt die Temperatur das Geschlecht. Darüber wird in der Zucht das gewünschte Verhältnis von 1/3 Männchen (28°C) und 2/3 Weibchen (29,5°C) hergestellt.

Ein kleines Museum gibt es natürlich auch

Zum Abschluss besuchen wir dann noch den einsamen Georg. Er war das letzte, von „Sammlern“ vermutlich als Jungtier übersehene Schildkröten-Männchen der nördlichen Isla Pinta. Alle Versuche der Fortpflanzung scheiterten. Normalerweise bekommt man Schildkrötensperma in 10min. Nicht aber von Georg. Nach seinem Tod im Jahre 2012 zeigte die Obduktion den Defekt eines verschlossenen Samenausgangs. Was für eine Ironie des Schicksals!

Anschließend haben wir etwas Zeit, in Puerto Ayora unseren touristischen Pflichten nachzukommen. Ein Souvenirladen reiht sich an den nächsten und natürlich lassen auch wir ein paar Devisen hier.

Danach geht es wieder zum Hafen. Im Wasser schwimmen ein paar Baby-Haie umher, auf den Bänken dösen immer noch Seelöwen, auf dem Geländer sitzen Pelikane… alles sehr idyllisch.

Ja, die sind echt!

Der größte Vogel im Hafen ist jedoch ein Albatros und stammt aus der Hand des Mannes unserer Führerin Maja. Einweihung war zufälliger Weise auf den Tag genau vor 26 Jahren!

Am Nachmittag gibt es noch mehr Riesenschildkröten. Mit dem Bus fahren wir in das Hochland der Insel zu der direkt an der Grenze des Nationalparks gelegenen Rancho Primicia.

Der Farmbesitzer hat in den bei ihm frei lebenden Tieren eine Chance gesehen und als erster Touristen auf sein Land gelassen. Natürlich nimmt er einen kleinen Eintritt, hat einen Souvenirladen und ein Restaurant. Daneben lassen sich die Dimensionen der Panzer am eigenen Leib erfahren.

Na hier ist doch richtig viel Platz drin!
Hmmm… ein bisschen eng ist es schon ;-)

Doch die wahren Attraktionen genießen auf der Wiese und in den Tümpeln entspannt den Tag. Sie gehören niemanden, kommen und gehen wie sie wollen, lassen sich trotzdem entspannt fotografieren und sind letztlich die wahren Nutznießer der neuen Geschäftsidee.

Gerade noch rechtzeitig vor einem kleinen Wolkenbruch beenden wir unseren kleinen Rundgang.

Rechtzeitig vor einem kleinen Wolkenbruch sind wir zurück…
… und müssen erst einmal warten.

Auf dem Rückweg besuchen wir noch einen Lavatunnel. Auch dieser gehört zur Ranch, hat sogar eine notdürftige Beleuchtung bekommen. Der etwa 400m lange Spaziergang unter der Erde ist feucht. Nach dem gerade abgeklungenen Regenschauer tropft es durch das poröse Vulkangestein. Und dann ist da auch noch diese flache Stelle. Selbst unsere Kleinste muss sich hier noch kleiner machen. Doch letztlich schafft es sogar der Skipper darunter hindurch.

Zurück an Bord gibt es heute ein frühes Abendessen. Für die Nacht steht uns eine lange Fahrt zur Isla Española bevor. Wieder schlafen wir hervorragend. Da hilft auch die Aussicht, dass für morgen eine Strandpartie eingeplant ist…

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

%d Bloggern gefällt das: