Jahreszeiten am Äquator

Ecuador, 25. März 2021

Vor ein paar Tagen war die März-Sonnenwende. Frühlingsanfang. Zumindest in Europa. Wir turnen aber seit Ende 2019 auf der Südhalbkugel herum. Da ist das bekannter Maßen Herbstanfang… worauf ich gerade auch in einem sehr netten Telefonat mit Chile hingewiesen wurde. Aber was ist das eigentlich hier in Ecuador? In Äquatornähe gibt es in der Regel genau zwei Jahreszeiten: Regenzeit und Trockenzeit. Obwohl auch das eigentlich nicht so ganz richtig ist.

Der zwischen den Wendekreisen wandernde Sonnenzenit „nimmt“ die sogenannte „innertropische Konvergenz“ (ITC) mit. Das ist eine in der Regel nur wenige hunderte Kilometer breite Tiefdruckrinne rund um den Globus. Im Grunde ist es ganz einfach. Die intensive Sonneneinstrahlung erhitzt Erd- wie auch Wasseroberfläche, warme Luft steigt nach oben und unten bleibt ein Tiefdruckgebiet. Darüber bildet sich ob eben dieser aufsteigenden Luft oft eine starke Quellbewölkung, aus denen es dann halt gerne mal intensiv regnet. In so einer Wetterzelle kann es dann auch gerne stürmische Böen geben, ansonsten ist es in der ITC eher windarm. Unter Seglern sind das die berüchtigten Kalmen, im Atlantik auch Doldrums genannt. Uns wurde diese Großwetterlage auf dem Atlantik eindrucksvoll vorgeführt.

Langer Rede kurzer Sinn: steht in Äquatornähe die Sonne im Zenit ist Regenzeit, sonst ist Trockenzeit. Konsequent weitergedacht gibt es genau am Äquator dann aber doch wieder vier Jahreszeiten: 2x Regenzeit jeweils zur Sonnenwende, 2x Trockenzeit dazwischen. Hier in Ecuador ist also gerade Regenzeit.

Der Temperatur ist das übrigens weitgehend egal. Unter Deck haben wir hinreichend konstant 30°C. Unsere Bettdecken liegen schon lange unbenutzt in der Ecke. Lediglich am frühen Morgen, kurz vor Sonnenaufgang spürt man kurz einen minimal kühlenden Lufthauch über dem ansonsten schweißnass durchtränkten Körper. Tagsüber kommen die Kopfkissen zum Durchtrocknen in die Sonne. Wie immer „Jammern auf allerhöchstem Niveau!“

Und dann ist da noch die Hurrikan-Saison. Notwendige Voraussetzung zur Entstehung eines solchen Sturms ist eine Wassertemperatur von mindestens 27°C. Nicht in der Badewanne, auf dem offenen Ozean! Das schafft die Sonne selbst in Äquatornähe gerade mal so in den jeweils wärmsten Monaten des Jahres. Folglich muss man auf der Nordhalbkugel in etwa von Mai bis November aufpassen… in diesem Zusammenhang ein ganz lieber Gruß an alle demnächst auf der alljährlichen „Flucht“ befindlichen Karibik-Segler ;-). Auf der Südhalbkugel ist die gefährliche Zeit entsprechend umgekehrt von November bis April. In unmittelbarer Äquatornähe wiederum gibt es gar keine Wirbelstürme. Mangels der (ohnehin nur scheinbaren) Corrioliskraft können hier keine Luftwirbel in notwendigem Umfang entstehen. Gut für uns!

Wir werden damit zwar grenzwertig unangenehm warm gehalten, sind aber sicher. Und auch, wenn wir uns demnächst auf den Weg ins nördlicher gelegene Costa Rica machen, so halten wir uns damit weiterhin südlich der „offiziellen“ Gefahrenzone. Das soll dann natürlich auch auf unserer weiteren Fahrt so bleiben… doch das ist ein Thema für einen anderen Eintrag.

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