Ausnahmezustand in Salinas

Ecuador, 29. Januar 2021

Als vor ein paar Tagen unser Anker auf ca. 5m Wassertiefe fiel, da haben wir ihn natürlich eingefahren. Auch wenn wir dabei nicht zu 100% überzeugt waren, beließen wir es dabei. Der Anker sollte uns mit 35m Kette bei dem angesagten, ablandigen Schwachwind von maximal 3 Bft. trotzdem sicher halten. Tat er auch. Alles kein Problem.

Doch dann kommt der Morgen des 29. Januars. Kurz vor sieben Uhr zieht eine dunkle Wolke mit unbarmherziger Gewalt von Norden heran und fegt gnadenlos über das Anker-/Mooringfeld hinweg. In Spitzen haben die Böen über 20kn!!!

Moment mal wie jetzt will der uns veralbern? Kaum 6 Bft. sind doch nun alles andere als heftig. Stimmt! Die Samai dreht sich um 180° mit dem Heck zum Land. Naturgemäß braucht der Anker bei so einem Richtungswechsel einen Moment, bis er wieder richtig greift. Tut er dann nach einigen Metern aber auch ganz brav. Unangenehm ist eigentlich nur die kurze Welle, die der nun auflandige Wind mit sich bringt. Selbst als der Spuk schon längst vorbei ist, schaukelt es uns immer noch ganz schön durch.

Wir sitzen also an Deck und schauen uns um. Moment mal wie jetzt lag das Boot da hinten vorhin nicht noch an einer großen, gelben Mooringtonne? Jetzt treibt es neben dem langen Pier Richtung Strand. Wenigstens kann es nicht weit kommen. Große, mit einem starken Schwimmseil verbundene Tonnen sperren den Badebereich großzügig ab. An diesem Seil bleibt dann auch das losgerissenen Segelboot hängen. Kurz danach wird man auf das Problem aufmerksam. Ein Motorboot wird klargemacht und plötzlich steht auch jemand an Deck des Seglers. Entweder hat jemand unbemerkt übergesetzt oder die Person hat einen außerordentlich gesegneten Schlaf. Leinen werden geworfen, wieder aus dem Wasser gezogen, erneut geworfen, irgendwann steht die Verbindung und das Motorboot zieht den Segler langsam raus. Es bleibt jedoch erst einmal beim Versuch. Anscheinend hat sich das dicke Schwimmseil irgendwie und -wo am Kiel und/oder Ruder verhakt. Männer springen ins Wasser. Bei der kurzen Welle ein gewagtes Unterfangen, doch ihnen passiert nichts. Insgesamt vergehen fast 2 Stunden, bis der Segler wieder an seiner Mooring hängt. Hoffentlich hält sein Festmacher jetzt besser.

Die Verbindung ist hergestellt…
… und irgendwann wird das Segelboot auch rausgezogen.

Derweil schweift der Blick immer wieder umher. Moment mal wie jetzt war der kleine Segler backbord querab nicht eigentlich schräg vor uns? Ja, war er. Er hat sich aber auch nicht losgerissen, sondern treibt schaukelnd mitsamt seiner Mooring langsam aber sicher auf dieses dicke Schwimmseil zu. Das Heck hängt schon weit in den Badebereich, als zwei kleine Motorboote auf ihn aufmerksam werden und recht schnell raus ziehen können. Mal sehen, ob seine neue Mooring besser hält.

Der nächste Problemfall…
… wurde schon entdeckt.

Zum Glück ist es vor uns weitgehend leer. Erst in einiger Entfernung ankern ein paar Boote. Wobei das große Motorboot gestern auch noch nicht so direkt mitten in der Hafeneinfahrt lag. Es hilft sich selbst, holt den Anker ein und versucht es weiter draußen erneut.

Knapp drei Stunden später normalisiert sich die Situation. Die vielen kleinen, durch das Anker-/Mooringfeld schwirrenden Motorboote haben sich zurück gezogen. Erste Badegäste erscheinen trotz geschlossener Wolkendecke und leichtem Nieselregen am Strand und auch ein Jet-Ski braust schon umher. Der Wind ist ohnehin schon lange durch, nur die Welle wird uns dagegen noch etwas erhalten bleiben. Als kleine Erinnerung an diesen Morgen im ecuadorianischen Ausnahmezustand…

Bald schon ist alles wieder gut.

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