18. Januar 2021
Tramar, Tramar, Tramar for sailing vessel Samai, Samai, Samai
Langsam kann ich es nicht mehr hören, bzw. sagen. Seitdem wir in peruanischen Gewässern sind, schicken wir diesen Ruf alle drei Stunden über UKW-Funk raus. Antwort Fehlanzeige. Kein Wunder, soweit draußen wie wir noch sind. Aber „Tramar“ soll wohl echt wenig erfreut über Meldeversäumnisse sein. Also rufen wir brav weiter und tragen jeden Fehlversuch im Logbuch ein. Doch dann, der 16. Versuch bringt eine Antwort… „Tramar“ meldet sich! Allerdings ist man eher uninteressiert. Wie weit weg wir seien, wird gefragt 23sm sind es noch. Wir mögen uns doch bitte wieder melden, wenn wir auf 15sm ran sind. Ok das kam eher unerwartet. Aber in dieser Hinsicht werden wir heute noch mehr als einmal überrascht.

Beim nächsten Ruf werden dann tatsächlich einige Information über uns abgefragt. Das Übliche halt Bootsname, Flagge, Rufzeichen, Anzahl Personen, Rumpffarbe, Tonnage, Maritime Agent Moment mal, wie war das? Einen maritimen Agenten haben wir nicht. Brauchen wir aber. Und kurz danach bekommen wir auch noch die Info, dass der als Ziel angegebene Yacht Club Peruano nichts von uns weiß. Hmmmm ich hatte ja drei Emails geschickt unbeantwortet da ist wohl irgendwas falsch gelaufen.
Kurz danach rufen sie uns schon wieder. Das Interesse ist offensichtlich erwacht. Man gibt uns eine Position durch, bei der wir Anker werfen sollen. Nur, dass diese Koordinaten 2sm neben dem Yacht Club in einem als Pilot-Area gekennzeichneten Bereich liegen auf gut 20m Wassertiefe. Aber wir sind ja folgsam und tun, wie uns geheißen. Da liegen wir nun. Nicht weit entfernt parken die vielen großen Pötte, Pilot-Boote fahren regelmäßig an uns vorbei. Manche kommen nahe und schauen interessiert. Im Grunde sind wir in diesem Moment ein „Segelboot auf Reede“.


Obwohl „Moment“ auch nicht passt. Nach 1½ Stunden reicht es uns. Der Tag neigt sich dem Ende und unsere Funkrufe werden konsequent ignoriert. Da teilen wir schlicht mit, dass der Platz für die Nacht nicht sicher sei und wir jetzt zum Yachtclub fahren. Motor an, Anker auf und los. Da erwacht das Interesse von „Tramar“ erneut.
Samai!
Stop your engine!!
Go back to your last place!!!
Authorities are coming to you!!!!
Lernkurve: Ohne Aktion reine Reaktion!

Zurück auf dem alten Platz kommt dann auch zeitnah ein Boot der Küstenwache vorbei. Ein Steuermann, der wohl noch etwas übt und drei Männer mit Handys auf dem Vordeck. Erstmal werden wir umfassend fotografiert. Dann erbittet man die Schiffspapiere. Wir reichen unser deutsches, in zartem Rosé gehaltenes Schiffszertifikat rüber. Doch so richtig glücklich scheint man nicht zu sein. Warum ist hier auch keine Tonnage verzeichnet? Diese Info scheint wahrlich von größter Bedeutung zu sein. Erst kommt einer an Bord, letztlich sind alle drei bei uns im Cockpit. Wir einigen uns auf die weltweit leidlich verständliche Sprache „Google Translate“.


Wir brauchen einen „Maritime Agent“ ein solcher ist zum Einklarieren in Peru zwingend notwendig. Ja, so etwas in dieser Art haben wir kürzlich schon mal gehört. Aber woher nehmen und nicht stehlen? Doch im krassen Gegensatz zum chilenisch-paragrafenorientierten Starrsinn scheint hier perunanisch-pragmatischer Lösungswille zu herrschen. Der Kollege führt ein paar Telefonate, fotografiert die benötigten Unterlagen schlicht ab und schreibt in schönster Handschrift sorgfältig eine halbseitige „Acta de intervención“. Darin steht mehr oder weniger, dass wir den notwendigen Agenten mit dem Yachtklub organisieren sollen, die Crew vorher allerdings nicht von Bord dürfe. Passt!
Das alles geschieht in entspannt freundlicher Atmosphäre. Zum Abschied bittet er einen seiner Kollegen noch, ein Foto von sich mit dem Skipper der Samai aufzunehmen. Ich nutze die Gelegenheit und lasse so ein Foto auch für mich schießen…

Haben wir noch Fragen? Nein, eigentlich nicht. Obwohl da gibt es doch diese wenig erfreulichen Geschichten über das Einklarieren von Segelyachten in Peru. Wie sieht er das? Glaubt er, dass da Schwierigkeiten auf uns zukommen? Nein, er sehe keine Probleme. Alles gut. War das jetzt eine keine Ahnung, ich sage einfach mal was Nettes oder doch eine ehrliche Antwort? Wir wissen es nicht. Bei all dem nicht darf man auch nicht vergessen, dass die Seegrenze offiziell angeblich noch geschlossen ist. Wir sind leidlich perplex.
Die Küstenwache verabschiedet sich wieder. Kurz danach ruft „Tramar“ durch und informiert uns, dass ihnen nun die notwendigen Unterlagen vorliegen. Wir dürfen gerne zum Club rüberfahren. Machen wir natürlich auch. So liegen wir hier jetzt nahe der Hafeneinfahrt vor Anker und wissen nicht, was wir von der ganzen Sache halten sollen. Es wäre ja echt zu schön um wahr zu sein, aber vielleicht haben wir ja mal Glück. Das wird sich zeigen, wenn der Skipper zum Büro des Yachtclub übersetzt und versucht die Geschichte mit dem Agenten zu klären natürlich in der universellen, leidlich verständlich Weltsprache „Google Translate“ ;-)