16. Januar 2021
Wer hat an der Uhr gedreht? Ist es wirklich noch so früh? Heute Nacht stellen wir mal wieder unserer Uhren zurück. Gleich um zwei Stunden geht es von der chilenischen Sommerzeit (UTC-3) auf die peruanisch-ecuadorianische Standardzeit (UTC-5). Damit liegen wir jetzt sechs Stunden hinter der deutschen Standardzeit (UTC+1).
Der Wind ist in der Nacht etwas unruhig. Nicht wirklich wild, mal weht es halt mit etwas über 20kn, also 5-6 Bft. In dieser Situation ist „Winnie“ aber nicht so glücklich damit, dass wir neben dem Groß immer noch die – wenn inzwischen auch gereffte – Fock draußen haben. Das gibt so viel Druck, dass sie dann gleich mal 20° höher an den Wind geht und auch nicht mehr davon weg kommt. Nun gut, holen wir das Vorsegel halt ein. Klappt nur nicht. Nicht mal als Notlösung über die Winsch. Im Gegensatz zu einem fliegenden Fisch auf dem Vordeck ist das wenigstens ein Grund, im Dunkeln vorne rumzuturnen.
An der Bugspitze angekommen bestätigt sich mein Verdacht: die Reffleine bekneift sich auf der Trommel. Nicht schön, aber so etwas passiert schon mal. Bevorzugt natürlich nachts. Da ist altmodische Handarbeit gefragt. Ich rolle die Fock also manuell ein, enttüddel noch die zwei heftig ineinander verwirbelten Fockschoten und räume auf dem Rückweg ins Cockpit gleich mal ein paar Glaskalmare und einen nicht mehr fliegenden Fisch weg. Geschafft. Vielleicht sollte ich bei Gelegenheit doch mal über eine neue, geschmeidigere Reffleine nachdenken. Es ist immer wieder erstaunlich, wie steif die Leinen an Bord durch Salzwasser und UV-Licht werden.
Kurz danach dümpelten wir bei kaum noch 12kn (niedrige 4) rum. Dazu kann sich der Wind nicht so richtig auf die Richtung einigen. Die Bandbreite liegt zwischen 115° und 150° TWD (= true wind direction = wahre Windrichtung). Mal ehrlich, wie soll das arme Mädel da denn geradeaus steuern? Macht sie konsequenter Weise auch nicht. So schlingern wir also weiter durch die Nacht. Bemerkenswert ist eigentlich nur noch, dass wir erstmals seit Valdivia über unseren Echomax ein anderes Radar registrieren. AIS- oder Sichtkontakt bleiben allerdings Fehlanzeige.
Den ganzen Tag haben wir eine gute Windstärke mehr als angesagt. Der Windgenerator dreht wild seine Kreise und wir gönnen Winnie mal eine Pause. Der elektronische Autopilot kommt unter Vollzeug einfach besser mit den Wellen klar. So machen wir ordentlich Strecke!

Rechtzeitig zur Pizza am Abend nähern wir uns der 200sm-Außenwirtschaftszone Perus. Über so etwas möchte die den Seeraum überwachende „Tramar“ immer gerne zeitnah informiert werden. Brav melden wir uns also über UKW-Funk. Keine Antwort. Wie auch? Soweit draußen sind wir natürlich außerhalb jeder Reichweite. Und eine anderes Schiff, das als Relais-Station dienen könnte, ist natürlich auch nicht in Sicht. Trotzdem vermerken wir den Versuch im Logbuch, um bei möglichen Rückfragen unser Bemühen dokumentieren zu können. Auch in der Nacht werden wir die Kontaktaufnahme regelmäßig versuchen und dokumentieren. Bis jetzt (Mitternacht Ortszeit) noch ohne Erfolg…
