Ecuador, 25.-26. Januar 2021
Ja, die Welt ist verrückt. Das sollte inzwischen jeder mitbekommen haben. Der Eine mehr, der Andere weniger. Wir gehören ganz offensichtlich zu der ersten Gruppe Menschen. Stets an vorderster Front fehlenden Menschenverstandes.
Vor gar nicht langer Zeit hat uns ein befreundeter Segler geschrieben: „Ecuador is brilliant. Its like theres no Covid. The restaurants and shops are open. […] We were sightseeing for a week before we were fully checked in.“ Anscheinend haben sich die Zeiten wieder einmal geändert.
In Puerto Lucia angekommen werden wir vor der Hafeneinfahrt auf einen Ankerplatz gewiesen. Der Skipper soll mit den Unterlagen zum Büro kommen. Dort stößt die Dame sich zunächst daran, dass unser letztes offizielles Zarpe (aus Ushuaia) auf den Mai 2020 datiert. Aus Chile haben wir nur die offizielle Erlaubnis zur Verproviantierung von Anfang September vorzuweisen. Das sei ein Problem. Warum auch immer.
Letztlich teilt sie mir dann die Alternativen mit. Einerseits dürfen wir uns gerne zwecks Heimreise zum Flughafen begeben. Andererseits könne sie aber auch die Autoritäten anrufen. Die kommen dann zu uns an Bord. Wir müssen natürlich Tests machen und dürfen bis zum Vorliegen der Ergebnisse das Boot nicht verlassen. Danach steht evtl. noch eine Quarantäne an das wird nicht so ganz klar. Wie auch immer, letztlich werden wir den Hafen definitiv nicht verlassen dürfen. Nein, auch nicht nach dieser, ich nenne es mal Einreise light für ca. 200$. Wir können uns aber gerne beliefern lassen. Ja, natürlich kenne man auch den von mir genannten Segler, der uns diese vielversprechenden Nachrichten geschickt hat. Er habe wegen seiner schwangeren Freundin eine spezielle Genehmigung gehabt. Unsere Argumente reichen ganz offensichtlich nicht aus.
Der nächste Tiefschlag. Die Entscheidung fällt nicht schwer. Das ganze Prozedere um wieder in einem Hafen gefangen zu sein? Nein Danke! Wir füllen noch den Dieseltank und fahren weiter. Allerdings nicht allzu weit. Nach etwa drei Seemeilen werfen wir bei Salinas direkt außerhalb der Strandbadezone den Anker. Wir haben den Tipp bekommen, dass nicht immigrierte Yachten hier gerne mit dem Dinghy an den Strand fahren, um einkaufen zu gehen. Niemand werde nach den Papieren fragen. Nun ja, das galt immerhin für normale Zeiten. Wir sind noch unschlüssig und gehen erst einmal baden.
Wie geht es weiter? Für die nächste Etappe schwanken wir zwischen zwei Optionen…
Entweder fahren wir direkt nach Panama. Dieses Land hat zumindest ein offizielles Prozedere für die Einreise mit dem Schiff. Auch wenn das zunächst einmal nur 72 Stunden umfasst, so besteht wohl doch die (zumindest theoretische) Möglichkeit einer Verlängerung. Dieser Abschnitt von ca. 670sm hat jedoch das Problem, dass der Wind hier gerne auch mal kräftiger aus Norden, also direkt auf die Nase weht. Wetterwelt verspricht bei heutiger Abfahrt Böen mit über 30kn.
Alternativ laufen wir vorher noch Costa Rica an. Die Strecke ist sogar ein klein wenig kürzer und bietet die Möglichkeit, dem angesprochenen Windfeld etwas ausweichen zu können. Allerdings haben wir aktuell noch keine Informationen dazu, auf welcher Skala der weltweiten Verrücktheit sich dieses Land gerade befindet.
So werden wir also noch mindestens eine Nacht hier liegen bleiben, die Sonne genießen und baden wenigstens eine kleine Abwechslung.
