Ende Dezember 2021
Der Bonaire National Marine Park muss geschützt werden. Da sind sich alle einig. Alleine über die Prioritätensetzung gibt es hier aktuell einige Diskussionen. Obwohl es sich dabei eigentlich weniger um Diskussionen als die Information über vollendete Tatsachen handelt. Es geht um die Abwasser im Allgemein und die Segler im Besonderen.
Menschliche, insbesondere mit Fäkalien versetzte Abwasser sind nicht unbedingt das Beste für eine blühende Rifflandschaft, wie es sie hier in Bonaire gibt. Das steht außer Zweifel, selbst wenn andere Faktoren wie globale Erwärmung, Plastikmüll etc. bequemer Weise ignoriert werden. Folgerichtig ist man auf Bonaire dabei, die gut 20.000 Bewohner der Insel nebst diverser Hotels endlich mal an eine funktionierende Kanalisation mit Abwasseraufbereitung anzuschließen. Sehr löblich. Wenn auch fast 90% noch entweder eine veraltete Sickergrube oder eine etwas modernere, inzwischen aber auch oft leckende Abwassergrube haben. Wie gesagt… kleine Schritte auf einem richtigen und lobenswerten Weg.
Doch dann kommt jemand auf die Idee, uns Segler mal so richtig ins Visier zu nehmen. Hier gibt es etwa 50 Mooringbojen für meist besuchende Segelboote. Dazu kommen noch ein paar Marinaplätze. Das sind bei einer typischen Besatzung von 2 Personen, einigen größeren Crews, aber sicher auch einigen aktuell verwaisten Booten also vielleicht so 200 bis maximal 300 Personen. Und alle diese Boote liegen an einem schmalen Küstenstreifen zwischen Kralendijk und Klein-Bonaire. Trotzdem tragen genau sie nach der durchaus plakativ formulierten Titelstory im lokalen 2-Wochenblatt „The Reporter“ Ende November eine signifikante Mitschuld am Leid der Riffe rund um die Insel: „HV yacht pumpout could save our reefs“. (The Reporter, year 28, issue 22, page 1)

Wer diesen und andere Artikel gerne im Original lesen möchte, kann sich alle Ausgaben des Reporters hier runterladen.
Die Diskussion wird aktuell wirklich hochgekocht. In jeder Ausgabe des Reporters lesen wir Neuigkeiten. Ein sachlicher Leserbrief fordert die federführenden Organisationen des „Water Circles team“ zu einem offenen Gespräch auf. Der Termin findet tatsächlich noch kurz vor Weihnachten statt. Eher einer Informationsveranstaltung: „Many of the yachties reported they felt that their voices were not being heard, that the meeting was designed to manupulate the discussion, and that they were not being treated fairly.“ (The Reporter, y28, i24, p9)
Wie auch immer. Wir wollen uns als Kurzzeitgäste nicht einmischen, sondern an dieser Stelle anderen Segler einen kurzen Überblick geben, was Besucher dieser wunderschönen Insel zukünftig erwartet (Quelle: The Reporter, a.a.O.)
- Bereits seit November gibt es eine erste, für 30.000$ installierte Abpumpstation in der Harbour Village Marina. Aktuell ist diese für Segler noch kostenlos, doch das wird sich voraussichtlich ändern.
- Ab 1. Januar dürfen Besucheryachten maximal 3 Monate bleiben.
- Ab 31. März soll es (endlich) ein Online-Reservierungssystem für Moorings geben.
- Ab diesem Zeitpunkt dürfen Boote ohne Fäkalientank die Insel nicht mehr anlaufen. Das Ablaufventil des Tanks wird bei Ankunft versiegelt.
- Ab dem 1. Juli steigt die Gebühr für eine Mooringboje von aktuell gut 10$ auf 45$ (sic!) pro Nacht… plus Steuern.
- Ab diesem Zeitpunkt dürfen lokale Dauerlieger diese Moorings nicht mehr benutzen, sondern müssen sich um eine private Mooring gekümmert haben. Für die sind dann 1.000$ pro Jahr zu entrichten.
- Absolut unklar bleibt, wann das angekündigte, mobile Abpump-Boot zur Verfügung steht. Dieses soll die Yachten direkt an der Mooring ihrer Abwasser und des (aktuell im Hafen abzugebenden) Mülls entledigen, sowie Trinkwasser und „environmental products“ anbieten. Angeblich als Gegenleistung für die drastisch erhöhten Mooringpreise. Wann? Unklar. Zu welchen Kosten? Verschwiegen. Klar scheint nur, dass dieses Boot wohl überhaupt erst durch eben diese ab Juli drastisch erhöhten Mooringpreise finanziert werden soll.
- Ebenso wage bleiben die von „Water Circles“ gemachten Aussagen über zusätzliche Service-Dienstleistungen „like a dinghy dock so the cruisers can spend money on shore, laundry facilities and showers“. Abgesehen davon, dass die Nautico Marina für 10$ pro Woche bereits ein (leider oft auch „schwarz“ benutztes) Dinghy-Dock anbietet, ersparen wir uns einen persönlich Kommentar zu der überaus interessanten Logik, dass eine Preiserhöhung von 10$ auf 45$ pro Tag mehr Geld zum Ausgeben an Land übrig lässt…
Zusammenfassend sind wir bei diesen Ausblicken über unser Timing heilfroh!

Abschließend noch ein kleiner „fun fact“: Viele Segler haben ja die Angewohnheit, ihre Toiletten mit Salzwasser zu spülen. Das Problem ist nur, dass die hiesige, neue Abwasseraufbereitung mit dem einhergehenden Salzgehalt gar nicht klarkommt. Aktuell werden alle abgepumpten Abwässer daher in Tanks gesammelt, bis man sich über die weitere Vorgehensweise einig ist. Es sieht so aus, dass man sie so langsam in das System einleiten möchte, dass der Salzgehalt durch die übrigen Abwässer der Insel (wenn denn mal genug Haushalte angeschlossen sind) auf ein handhabbares Niveau verdünnt wird.
In diesem Sinne alles Liebe und immer klare Sicht beim Schnorcheln und Tauchen an den schönsten Stellen der Welt… einige sind sicher und bleiben hoffentlich auch hier in Bonaire zu finden und zu erhalten!