Auf der Höhe von Peru (2) – Ziel Callao

17. Januar 2021

Sind die jetzt komplett durchgedreht? Zugegeben, der Gedanke mag manchem kommen. Peru hat unter Seglern nicht gerade den besten Ruf. Das Einklarieren, also die Einreise mit einem (Segel-)Boot, sei schwierig und teuer. Segler würden faktisch wie jeder große Frachter behandelt. Auf Noonsite, eine der wichtigsten Anlaufstellen für Blauwassersegler auf der Suche nach einschlägigen Informationen, liest man eine wahre Horrorgeschichte dazu. Andererseits gibt es (vereinzelt) auch andere Berichte. Die einschlägige Literatur für Blauwasserrouten listet Callao als natürlichen Zwischenstopp und der ansässige Yacht Club Peruano gilt als gastfreundlich und hilfsbereit. Wie nun?! Zumindest zwei Dinge sind sicher.

Erstens: Es fahren nicht allzu viele Segler nach Peru. Das hängt aber auch mit den vorherrschenden Südwinden und dem nordsetzenden Humboldtstrom zusammen. Die meisten Pazifik-Segler kommen durch den Panamakanal. Von dort ist die Reise entlang der Küste nach Süden eine wahre Tortur. Wer in die Südsee möchte, fährt daher direkt dorthin oder maximal bis nach (Nord-)Ecuador. Wer nach Patagonien möchte, bevorzugt erst einmal einen großen Bogen vor der südamerikanischen Küste. Nach Peru verschlägt es einen wenn überhaupt, dann in erster Linie aus dem Süden kommend.

Zweitens: Wenn Peru, dann Callao. 1537 vom berüchtigten Inka-Eroberer Francisco Pizarro gegründet, bildet der Ort inzwischen eine urbane Einheit mit Lima. Es ist der Hafen der Hauptstadt, ja der Hafen des Landes und bewältigt ganze 75% der Im-/Exporte Perus. Gute Infrastruktur, sichere Marina mit bewachtem Bojenfeld, Nähe zur Hauptstadt im Grunde – Achtung: böses Wort! – „alternativlos!“ ;-)

Wir haben lange hin und her überlegt. Ursprünglich war eigentlich ziemlich klar, dass wir es versuchen wollen. Dann waren wir, nicht zuletzt auch wegen Noonsite, wieder davon abgekommen. Ich habe Emails an den Yacht Club Peruano geschrieben, bekam aber bisher noch keine Antwort. Warum auch immer. Ebenso habe ich zwei deutsche Honorarkonsuln mit der Bitte um eine Einschätzung angeschrieben. Auch hier bisher nur Schweigen.

Dazu kommt die allgemein nicht ganz unbekannte C*-Situation. Fakt ist, dass die Einreise über den (übrigens auch in Callao liegenden) Flughafen möglich ist. Fakt ist aber auch, dass Land- und Seegrenzen offiziell geschlossen sind. Im Grunde also ganz genau so, wie in Chile. Was das bedeuten kann, haben wir am eigenen Leib erfahren dürfen. Im Grunde aber auch ganz genau so, wie in Ecuador. Hier dagegen kennen wir persönlich Segler, die problemlos einreisen durften und auch unser lokaler Kontakt vor Ort hat nichts als seine Freude auf unsere Ankunft beteuert. Andere Länder, andere Herangehensweisen.

Wir wissen einfach nicht, wie diese Situation in Peru gehandhabt wird. Trotzdem haben wir uns vorgestern nun doch dazu entschieden, es zu versuchen. Ganz ehrlich was soll uns schon passieren? Ja, man könnte uns tatsächlich die Einreise verwehren, vielleicht sogar den Landgang verbieten! Oh weh!! Na das wäre ja mal eine ganz neue Erfahrung!!! Dann müssten wir ja wirklich unverrichteter Dinge weiter fahren. Und wenn wir zwar einreise dürfen, sich das aber tatsächlich als eine teure Odyssee anbahnt, na dann lassen wir es halt sein und fahren unverrichtete Dinge weiter.

Wie auch immer sollte es zumindest für einen kurzen Ankerstopp unter gelber Quarantäneflagge ausreichen. Das hat den unbestreitbaren Vorteil, dass wir Mailas Geburtstag nicht auf einer schaukeligen Passage verbringen, sondern in Ruhe feiern können. Da grillt es sich auch einfach entspannter. Wir halten euch auf dem Laufenden…

Und auch heute geht die Sonne unter…

4 Kommentare zu „Auf der Höhe von Peru (2) – Ziel Callao“

    1. Ja, wir haben ja leider nur einen flüchtigen Eindruck vom Wasser aus erhalten. Beeindruckend war allerdings, wie konsequent so manche Funkrufe von uns ignoriert wurden… das hatten wir vor Peru auch noch nicht so extrem. War wahrscheinlich der besonderen Situation geschuldet?!
      Liebe Grüße,
      Micha

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