Samuels erste Fahrtstunde

1. Dezember 2021

Nein, nicht verlesen! Ich habe mich wirklich hinters Steuer gesetzt und bin einige Meter Auto gefahren! Zugegeben, ich habe etwas Angst davor, den roten Flitzer (die Schrottmühle, die wir uns gemietet haben) gegen einen Baum oder wahrscheinlicher einen Kaktus zu semmeln. Doch zum Glück ist meine Angst unberechtigt. Bevor ich beginne zu erzählen sollte noch erwähnt werden, dass das Auto einen starken Rechtsdrall hat.

Seit einigen Tagen will Papa mit mir eine Fahrstunde machen, doch irgendwie fehlt immer die Zeit. Bis zum 1. Dezember 2021. Ich mache wie jeden morgen meine erste Schulstunde und danach geht es los. Papa und ich steigen in das Auto und Papa fährt den Wagen auf die Einbuchtung der normalerweise leeren Küstenstraße direkt vor dem Hafengelände. Auch heute ist die Küstenstraße wenig befahren, aber dennoch befahrener als sonst. Na toll!

Dort stellt er den Motor ab und schickt mich hinters Steuer. Meine Angst wächst immer mehr. Doch nachdem Papa mir die Theorie halbwegs nahegebracht hat, schalte ich den Motor an und die Angst hört auf zu wachsen. Wenig später, nicht mal eine Minute später, habe ich ihn bei einem Anfahrversuch abgewürgt. Welchen Autofahrer passiert es nicht auch ab und zu. Wenn es den Profis passiert, dann darf es doch mir auch passieren.

Motor also wieder an und zweiter Versuch. Wir beginnen einfach. Ich soll nur die Kupplung im ersten Gang zum Fahren benutzen. Bei einer kurzen Kurve würge ich den Motor aber wieder ab. Das geschieht in meiner ersten Fahrstunde häufiger als mir lieb ist.

Die Kupplung habe ich praktisch verstanden. Jetzt geht es zum Gas. Ich nutze nun die Kupplung nur noch zum Anfahren und nutze dann das Gaspedal. Das üben wir einige Zeit lang und meine Angst wird weniger, bis sie sich schließlich in Spaß umwandelt.

Dann geht es zu Lernschritt 2. Gang hochschalten! Es sieht bei Papa immer so leicht aus, doch als Anfänger ist es dann eher weniger leicht. Gleichzeitig Kupplung treten, vom Gas runter gehen, auf die Straße schauen und den Gang umlegen. Ich brauche einige Versuche bis ich es schließlich schaffe. Ich habe manchmal den Gang auch nicht rein bekommen, weil ich nicht über den Leerlauf hinweg gekommen bin. Im zweiten Gang fahren wir einige Runden auf der Straße und einige hundert Meter weiter um einen Baum herum. Dann wieder zurück.

Darauf folgt der vorletzte Lernabschnitt für diesen Tag. Das Herunterschalten. Es ist etwas kniffliger als das hochschalten, ich schaffe es aber dennoch nach einigen Versuchen, den Gang halbwegs vernünftig herunterzuschalten. Es passiert aber auch hier, das ich den Gang nicht treffe und plötzlich im Leerlauf bin.

Der letzte Abschnitt meiner Fahrstunde besteht darin, das Auto einzuparken. Ich fahren mit dem Fuß auf der Bremse langsam das Gefälle zum Hafengelände hinunter. Mein Herz beginnt vor Aufregung wieder wie wild zu schlagen. Ich will einfach kein anderes Auto anrammeln. Verständlich oder? Wie dem auch sei, Papa deutet auf eine leere Stelle neben einer Laterne, wo ich kein anderes Auto treffen kann. Ich beruhige mich etwas und lasse das Auto sanft in die sehr große Parklücke neben dem Laternenpfahl ausrollen.

Es war meine allererste Fahrstunde und ich finde, dass ich mich trotz meiner Angst sehr gut geschlagen habe. Wer von denen, die nun Autofahren können, hatten am Anfang keine Angst? Das Autofahren hat, nachdem ich meine Angst überwunden habe sogar Spaß gemacht.

Und wenn mich jemand fragt, wo ich das erste Mal Auto gefahren bin, ist die Antwort: „Das war mit einer Schrottkarre in Aruba!“. Wer kann das schon von sich behaupten? :-)

Samuel

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