C*-Impfung auf Langfahrt

Nein, dieses „krönigliche“ (sic!) C*-Wort war bisher und wird auch zukünftig auf diesem Blog nicht veröffentlicht. Doch wenn man den Nachrichten Glauben schenkt, leben wir nun einmal seit einigen Monaten in einer Pandemie. Da kommt man um dieses leidige Thema nicht herum. Es ist eine neue Normalität geworden. Egal, wo man gerade ist…

Zum Thema. Es gibt seit Monaten mehr oder weniger wirksame Impfstoffe gegen dieses bestimmte Virus. Ziemlich genau so lange war es nicht nur in Deutschland, sondern den meisten anderen (was für eine Schande: nicht-afrikanischen) Ländern auch kein Problem, einem persönlichen Verlangen nach Impfung nachzukommen. Der Staat kümmert sich um seine Bürger. Dass die Situation – wenn man den Nachrichten Glauben schenkt – aktuell reichlich aus dem Ruder läuft, dürfe eigentlich nichts mit fehlenden Impfmöglichkeiten in der Vergangenheit(!) zu tun haben… aktuell ist die Situation natürlich etwas „angespannter“.

Doch was, wenn man gerade nicht zu Hause ist? Was, wenn man (altersbedingt) auch in keiner Prioritätenliste auftaucht? Was, wenn immer mehr Länder für eine Einreise Impfungen mehr oder weniger als selbstverständlich ansehen? Mit anderen Worten… was machen wir hier als „Dauer-Ausländer“ unter Segeln?

Manche Langfahrer und -reisende treffen es nicht schlecht. Nach dem, was wir so mitbekommen, war es in den USA kein Problem, seine Pikser zu bekommen. Von anderen, die z.B. in Mittelamerika unterwegs sind, gibt es weniger gute Neuigkeiten.

Unsere Route war und ist etwas speziell. Wir haben eine erste, allerdings rein theoretische Chance Anfang dieses Jahres in Ecuador. Also in einem Land, dass nicht zuletzt aufgrund von Korruption und Vetternwirtschaft bei der Beschaffung kaum einen Bruchteil seiner eigenen Bevölkerung geimpft hat. Vergiss es. Auch in Costa Rica und Panama haben wir keine echte Chance. Ok, in Panama wäre es ganz vielleicht noch möglich gewesen, irgendwie so halblegal an eine Astra-Dosis zu kommen. Trotzdem fahren wir ohne sie weiter.

Dann kommen wir in Kolumbien an. Auch aufgrund des Blitzschlages ist hier ein längerer Aufenthalt geplant und wir beschäftigen uns ernsthaft mit den Optionen. Offiziell ist das ganze Prozedere auf Kolumbianer zugeschnitten. Ohne irgendeine kolumbianische Identifikationsnummer verweigern die einschlägigen Webseiten und Apps jede Zusammenarbeit.

24. August 2021

Durch Zufall bekommen wir den Tipp, in das Impfzentrum gleich neben der (aktuell leider geschlossenen) Deutschen Kneipe „León de Baviera“ in Getsemaní zu gehen. Einfach mal freundlich fragen. Nun gut, ein Versuch kann nicht schaden. Tatsächlich hat man ein Einsehen mit uns. Nur mit Pass, einer kolumbianischen (Prepaid-)Telefonnummer und der Marina als lokale Meldeadresse bekommen wir Eltern eine erste Impfung. Das übernimmt eine nette, spanischsprachige Schwester. Medizinische Aufklärung? Arzt oder Ärztin? So etwas ist hier nicht nötig. Also rein damit. Leider ist aktuell nur AstraZeneca vorrätig. Aber eine Misch-Impfung soll ja hervorragende Ergebnisse bringen. Tja, das Problem ist nur, dass in Kolumbien grundsätzlich „sortenrein“ geimpft wird. Keine Ausnahmen. Wir bekommen einen Astra-Folgetermin drei Monate später. Lange nach Ablauf unseres Visums. Also fahren wir halb-geimpft weiter.

Gleich hinter der Deutschen Kneipe…
… warten geschäftige Schwestern nur auf uns?!
Kolumbianischer Impfnachweis

4. November 2021

Hier in Aruba haben wir von anderen Seglern gehört, dass das mit der Impfung klappen soll. Doch dann eine kleine Ernüchterung. Man möchte offensichtlich keine durchreisenden Touristen versorgen. Als Voraussetzung für eine Impfung muss man schon ziemlich lange im Land bleiben. Doch das lässt sich mit Hilfe der Marina „arrangieren“. Die nächste Voraussetzung, schon mindestens drei Wochen in Aruba zu sein, sitzen wir einfach aus und stehen exakt 21 Tage nach unserer Immigration bei der Directie Volksgezondheid in Oranjestad. Da die Altersgrenze in immer mehr Ländern runter gesetzt wird, ist auch Samuel dabei. Dreimal BioNTech bitte… Danke!

Unscheinbare Directie Volksgezondheid
Hier sehen wir auch einen „Arts“ :-)

25. November 2021

Die Eltern sind damit im Grunde durch. Aber mit einem handgeschrieben Zettel aus Kolumbien zusammen mit einem nicht vollständigen Nachweis aus Aruba brauchen wir sicher nirgendwo aufzukreuzen. So sind wir also auf den Tag genau nach der Mindestwartezeit von drei Wochen wieder vor Ort und holen uns den nächsten Pickser ab. Damit ist Samuel geimpft und die Eltern sind streng genommen sogar schon einmal „geboostert“.

So extrem wie ein anderer Segler hier vor Ort, der sich gerade unter Vorspiegelung falscher Tatsachen – „Nein, ich wurde noch nie geimpft!“ – die fünfte (sic!) Dosis abgeholt hat, werden wir es sicher nicht treiben. Wir haben den Nachweis aus Aruba und können damit problemlos das digitale EU-Zertifikat anfordern. Das müsste reichen, bis die Samai nächsten Sommer wieder zurück in Deutschland ist.

Wir sind sicher nicht die einzigen mit der Hoffnung, dass sich die Situation bis dahin beruhigt hat. Das leidige Thema wird uns sicher nicht mehr so ganz verlassen. Aber etwas mehr alte Normalität in der Welt wäre inzwischen wirklich mal eine willkommene Abwechslung.