11. April 2021
Eigentlich ist die Frage nach dem Wochentag auf einem Langfahrtboot ziemlich überflüssig. An Bord ist uns nun schon seit über 1½ Jahren herzlich egal, ob wir nun gerade Montag oder Freitag haben. Und in Ländern ohne Ladenschlussgesetz muss man selbst bei der Einkaufsplanung nicht wirklich darauf achten, ob nun zufällig gerade Sonntag ist oder nicht. In Ecuador sind die Supermärkte selbst am Ostersonntag geöffnet!
Einzig die Kinder haben ein gewisse Motivation auf die Wochentage zu achten. Sonntags ist schulfrei. Dieses kleine Privileg wird dann auch eisern von ihnen eingehalten und verteidigt, eine Ausnahme nur in wohl begründeten Notfällen zähneknirschend toleriert. Heute ist also Sonntag.


Dummerweise ist heute echt nicht viel los. Kein Wind, Segel unten, der Motor läuft, die Sonne scheint, kein Fisch beißt an… puh, da kann sich die Zeit schon mal etwas ziehen. Also nicht unbedingt für die Eltern. Der Skipper holt fehlenden Schlaf der Nachtwache nach, La Skipper frönt immer gerne ihrem Segelmodus und hört Podcasts. Am Vormittag sind die Kinder ausgesprochen entgegenkommend. Samuel schreibt, liest und hört gerne Geschichten, Maila liest und hört auch oder tanzt im Boot. Doch irgendwann wird auch das langweilig. Was nun?
Eine gern gesehene Option unseres Großen beinhaltet ein Handy bzw. iPad und die Abwesenheit der Eltern. Gerne Stundenlang. Da haben aber wiederum eben diese Eltern ein Problem mit. Die zwei hängen ohnehin schon zu viel an den elektronischen Geräten… also wir hatten früher nicht… ok, lassen wir diese unglaubwürdigen Plattitüden… ;-) Geht trotzdem nicht!

Doch wir sind ja ein Familienboot und als solches mit einer durchaus signifikanten Anzahl an Spielen ausgestattet. Der in dieser Hinsicht positive Nebeneffekt des fehlenden Windes ist die ebenso fehlende Welle. Das eröffnet Optionen jenseits des Kartenspiels. Das eigentlich Problem ist also weniger die fehlende Auswahl als die zu findende Übereinkunft. Kurze Diskussion… nein Samuel, wir spielen nicht die „Legenden von Andor“ (kooperatives Heldenepos mit Gors und Trollen), das geht nur im heißen Salon und hat selbst für diesen kaum vorhandenen Seegang zu viele Teile auf dem Spielbrett… nein Maila (und Papa ;-), auch „Kitchen Rush“ (geniale Echtzeit-Restaurant-Simulation) geht nicht, das ist doch das mit den Sanduhren… und wir einigen uns auf „Flügelschlag“. In diesem grandios illustrierten Spiel einer echten Ornithologin versuchen wir die schönsten, nützlichsten und am meisten Siegpunkte bringenden Vögel in unser jeweiliges Revier zu locken. Viel Liebe zum Detail, informativ und immer öfter mit Aha-Effekt: Den haben wir doch auch schon gesehen!. Dazu passt es gut auf den Cockpittisch und entgegen aller Befürchtungen übergeben wir auch keines der kleinen bunten Holzeier dem Meer.

Zum Abendessen gibt es auf allgemeinen Wunsch deftige arme Ritter und der Tag soll mit einem Film beschlossen werden… Déjà-vu… das Problem ist weniger die fehlende Auswahl…
Alles in allem also ein ganz entspannter Familiensonntag auf dem Pazifik. Muss auch mal sein!

Ein Gedanke zu „Familiensonntag auf dem Pazifik“