Isla Redonda, 28. Mai 2020
Wir waren in den letzten Tagen ja schon recht zuversichtlich, was eine mögliche Weiterfahrt in Richtung der chilenischen Kanäle angeht. Ein Capitán aus Validivia meinte, dass wir gerne direkt von Ushuaia nach Valdivia kommen könnten und unser Honorarkonsul in Ushuaia nutzte die Zeit der ersten Quarantäne-Lockerungen dazu, den Behörden gut zuzureden und im Hintergrund ein paar Fäden zu ziehen.
Wir nutzten die Zeit dagegen, um unsere Vorräte wieder aufzufüllen. Schon in den Tagen zuvor brachte ich vom La Anonima immer auch lang haltbare Sachen von der ganz großen Einkaufsliste mit. Der knall-orange Bollerwagen war stets gut gefüllt und der große Mann mit der gelben Segeljacke im Supermarkt inzwischen bekannt und gegrüßt.
Mit Hilfe des guten Fahrrades unseres brasilianischen Stegnachbarn Eduardo waren auch weiter entfernte Ziele gut erreichbar und am Dienstag kam dann sogar Skipper Henk vorbei, um mir bei der großen Einkaufstour zu helfen. Wir füllten die Gasvorräte, bestellten das am Abend zuverlässig an den Steg gelieferte Obst und Gemüse, besorgten vakuumverpacktes Fleisch und nutzten die Zeit im Wagen natürlich für einen ausgedehnten Plausch. Es war wirklich schön, dass wir uns nochmal gehen haben. Henk… so vielen Dank für alles, Deine Tipps und Hilfe in der Antarktis sowie Ushuaia, ein tolles Asado bei Dir zu Hause und jede Minute, die Du für uns erübrigt hast.
Der gestrige Vormittag stand dann im Zeichen der Formalitäten. Um neun Uhr war unser Honorarkonsul im Hafen. Die erwartete Prefectura Naval ließ sich aufgrund eines langen Frühstücks jedoch noch nicht blicken. So sind wir erstmal zur Migracion gefahren, wo unsere Pässe Ihren Ausreisestempel bekamen. Zurück zum Hafen war die Prefectura inzwischen mit der Inspektion der Sicherheitsausrüstung unserer Samai fertig. Das war für La Skipper ein ganz besonderes Erlebnis. Dann stellte man fest, dass ein Stempel vergessen wurde und wir warteten. Mit dem Stempel auf den Papieren ging es zum AFIP (Zoll) und wieder zurück zur im Hafen wartenden Prefectura (ist schon ein harter Job!), letzter Stempel, letzte Unterschrift und wir waren frei!
Um 15:15 Uhr Ortszeit dann der große Moment. Der Motor wurde angelassen, die lieben Stegnachbarn der letzten Wochen, ja Monate standen zum Abschied auf dem Steg, die Leinen gelöst, abgestoßen und weg. Nur 12sm zur Isla Redona standen auf dem Programm. Auf dem Weg gleich schon wieder Gruppen von Seelöwen, Wale in einiger Entfernung sowie auch ein Schiff der chilenischen Armada am Südlichen Ufer.
Die auf Isla Redonda stationierte Station der Prefectura Naval meldete sich natürlich über Funk, wir fanden die empfohlene Bucht, der Anker ging auf 7m runter und… Ruhe! Was für eine ohrenbetäubende Stille. In Ushuaia gab es immer Hintergrundgeräusche von der Stadt, dem Entladen der Containerschiffe, dem Motor des Stegnachbarn und so vielem mehr. Hier dagegen nichts außer leisem Gezwitscher und säuselnden Wellen. Bis dann die herangeeilte Prefectura uns vom Land aus begrüßte. Ein Gespräch über mehr als 50m war kein Problem, man verstand jedes Wort… also wenn man Spanisch kann.
In der Nacht kamen ein paar Böen, die uns nicht wie sonst auf einen Steg drückten. Der Anker hielt wie (bisher) immer zuverlässig. Natürlich ist es ein kalter Morgen, aber eben auch wunderschön. Umgeben von dichtem Wald geht hinter uns die Sonne über den Bergen am Beagle-Kanal auf. Und doch ist das hier nur ein kurzer Zwischenstopp. Wir sind schließlich immer noch in Argentinien. Gleich werden wir den Anker aufholen und in Richtung chilenische Hoheitsgewässer fahren. Drückt uns die Daumen!
P.S. Dieser Eintrag wurde per Satellit eingestellt und beinhaltet daher keine Bilder. Auch Kommentare können erst wieder lesen, beantworten bzw. auch nur die zur Veröffentlichung notwendige Genehmigung erteilen, wenn wir wieder Internetzugang haben ( das soll jedoch bitte niemanden vom Schreiben abhalten ;-).
Toll das es endlich geklappt hat und ihr wieder unterwegs seid👍 Fair winds⛵️