Alltagsprobleme in der Antarktis: Wassertiefe

Dieses Thema hat mehrere Aspekte, von denen einige jedoch an anderer Stelle besprochen werden:

  • Wie tief liegt der Anker? → Alltagsproblem Ankern!
  • Wie tief soll es hier sein? → Alltagsproblem Seekarten!
  • Wie tief ist es hier nun eigentlich? → Darum soll es gehen!

Wenn man auf dem Ozean segelt zeigt der Tiefenmesser üblicherweise einfach nur „—“ an. Das liegt doppelt in der Natur der Messung begründet. Zur Tiefenbestimmung wird ein Signal nach unten geschickt und die Zeit gemessen, bis das am Grund gespiegelte Echo wieder beim Boot angekommen ist. Zu diesem Zeitpunkt des Empfangs sollte sich das Boot dann natürlich so ungefähr noch dort befinden, wo es beim Senden war. Wenn es nicht allzu tief ist, stellt das kein Problem dar. Dafür ist ein Segelboot einfach nicht schnell genug. Wenn es an größere Tiefen geht, kann es aber durchaus passieren, dass das Boot einfach schon weg ist und das relativ lang unterwegs gewesene Signal den Empfänger nicht mehr findet. Und dann ist Meerwasser (auch mit allem, was darin kreucht und fleucht) natürlich auch noch ein Medium mit gewissem Potential zu Widerstand und Ablenkung. Ab einer gewissen Wassertiefe kommt also nicht mehr genug gespiegeltes Signal (wenn es denn überhaupt den Grund erreicht hat) beim Boot an, um gemessen zu werden. Bei nicht allzu schneller Fahrt und sauberen Wasser kann man daher schon mal Tiefenangaben über 200m sehen, aber das war es dann eigentlich auch schon.

Nun gibt es aber auf den Meeren der Welt das gar nicht so seltene Phänomen, dass die angezeigte Tiefe nicht so ganz mit der Seekarte übereinstimmt. Anders gesagt: Es wird eine Tiefe angezeigt, obwohl es hier eigentlich mehrere tausend Meter runter geht. Diese Anzeigen zeichnen sich durch Sprunghaftigkeit aus. Die drei Striche wechseln beispielsweise auf 11m, dann auf 8m und dann wieder auf „—“. Ohne es mit eigenen Augen gesehen zu haben liegt die Vermutung nahe, dass da gerade irgendetwas unter dem Tiefenmesser herumschwimmt und das Signal reflektiert. Möglicherweise hatten wir ja genau das vor unserer Antarktischen Nachtfahrt, als wir Massen von diesen mit roten Kernen versehenen Glibberketten (Salp) im Wasser sahen. Wie auch immer, dieses Phänomen zeichnet sich dadurch aus, dass es wirklich sehr sprunghaft und eher kurzlebig ist.

In der Antarktis gibt es dann aber noch eine andere Spielart davon. Langlebiger. Man fährt minutenlang in entweder sicher oder (weil „unsurveyed“) höchstwahrscheinlich sehr tiefen Wasser, aber es wird sehr konstant eine Tiefe von beispielsweise 7m, gerne aber auch mal 3m angezeigt. Wenig Änderung. Nur selten springt es mal beruhigend auf „—“ und offenbart somit seine wahre Natur, die nichts mit dem Meeresgrund zu tun hat. Wir hatten dieses Phänomen insbesondere in der Nähe vieler großer Eisberge oder auch bei Gletschern. Des Rätsels Lösung ist dann auch deren Schmelzwasser, das im salzigen Meer Schichten bildet, von deren Rand wiederum das Signal reflektiert werden kann. Im Grunde also harmlos, aber ein komisches Gefühl ist es trotzdem… gerade wenn die 3m in der Nähe einer doch etwas flacheren Stelle in der ansonsten weißen Seekarte auftaucht. Glücklicherweise scheint es sich nur um eine recht schwache Reflexion zu handeln. Nach unserer Erfahrung wird es von echten Tiefenangaben überlagert, sobald es dafür flach genug ist.

So bleibt also die beruhigende Erkenntnis, das bei aller Verwirrung dort, wo es wirklich darauf ankommt, doch ein gewisses Maß an Vertrauen in die angezeigte Tiefe gerechtfertigt ist. Also zumindest, wenn man dabei die Position des Tiefenmessers im vorderen Bereich des Schiffes bedenkt. Gerade bei engen Kurven oder gar Rückwärtsfahrt kann eine scheinbar sichere Angabe dann doch in einer (uns bisher jedoch noch nicht unterlaufenen) Grundberührung am Heck enden. Doch das ist ein anderes Thema, über das wir (abgesehen von beabsichtigtem Trockenfallen) hoffentlich nie etwas schreiben müssen.

Grandioser Neumayer Channel

Antarktis, Ende Februar 2020

Der Neumayer Channel gilt als eine der schönsten und beeindruckendsten Gegenden der Antarktischen Halbinsel. Ja, ich weiß, dass ich so etwas in der Art schon ein paarmal geschrieben habe, aber auch hier stimmt es einfach nur. Und wenn man dann (wie wir) auch noch das Glück hatte, diese Passage bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein zu machen, dann sollte sich der Autor vielleicht auch mal etwas zurück halten und den Fotografen seine Arbeit präsentieren lassen…

Natürlich schauten auch immer mal wieder die Finnen von Walen aus dem Wasser herausschauen… mal näher, mal weiter weg. Und später sahen wir dann mal wieder eine besetzte Scholle… noch eine Robbe? Doch nein, es handelte sich tatsächlich um einen ausgewachsenen Seeleoparden. Dieser steht hier unten an der Spitze der Nahrungskette und zeigte sich entsprechend unbeeindruckt von unserem Besuch. Mit großem Gähnen präsentierte er seine imponierenden Zähne und wenig höflich sorgte er sogleich noch für eine größere Fläche gelben Schnees… es floss direkt an ihm runter.

Alltagsprobleme in der Antarktis: Temperatur

Nein, wir hatten keinen Dauerfrost und von den in der Antarktis gemessen Kälterekorden von fast -100°C waren wir glücklicherweise sehr weit entfernt. Immerhin besuchten wir sie ja im Hochsommer, und wenn die Sonne mal vom strahlend blauen Himmel schien, war es richtig gehend angenehm warm an Deck. Selbst wenn wir auch von dem zeitgleich gemessenen gut 20°C Wärmerekord der Antarktis weit entfernt waren, konnte man dann mal ohne Jacke raus gehen. Trotzdem sollte man sich von Fotos in vermeintlich leichter Bekleidung nicht täuschen lassen. Die Regel waren auch hier mehrere Lagen an Kleidungsschichten aus Thermo-Unterwäsche, Haushosen (Mehrzahl!), T-Shirts, Pullis und Jacken verschiedener Dicke etc. … Zwiebelprinzip halt.

Nachts pendelte sich das Thermometer in der Regel so um den Gefrierpunkt ein. Wenn man sich morgens dann endlich überwunden hatte, aus Schlafsack und/oder mehreren Deckenlagen zu kriechen, empfingen einen so um die 10°C unter Deck. Tagsüber ging es dann meist auf bis zu 15°, bei Sonne etwas mehr, bei Schnee auch mal weniger. Wohlgemerkt hängt das Thermometer bei uns im Salon ca. 30cm unter der Decke. Entsprechend frischer ist es im Bereich der von mehreren Lagen (Winter-)Socken so leidlich warm gehaltenen Füße.

Ja, habt ihr denn keine Heizung an Bord? Doch, eine Dieselheizung ist vorhanden. Und warum heizt ihr dann nicht einfach? Na, das haben wir ja durchaus hin und wieder mal gemacht. Allerdings muss man zweierlei bedenken.

  • Erstens braucht eine Dieselheizung, wie der Name schon sagt, Diesel. Das braucht aber auch die Maschine, die hier unten sehr oft angeworfen werden muss. So kräftig es in der sommerlichen Antarktis auch blasen kann, so ruhig ist es auf der geschützten Seite der Antarktischen Halbinsel an schönen Tagen. Es fehlt einfach ganz oft dieser schön segelbare, mittlere (bevorzugt Halb-) Wind. Folglich sollte man mit dem Diesel haushalten, schließlich liegt die nächste Tankstelle ein paar hundert Seemeilen weiter nördlich.
  • Zweitens bleibt die Wärme ja auch nicht sonderlich lange im Schiff. Die Samai hat zwar eine Isolierung am Rumpf, allerdings wird so etwas nur über Wasserhöhe gemacht. Das GFK-Deck mit den großen Fenstern ist ebenso wenig isolierend wie der Bodenbereich. Der Rumpf nimmt praktisch Wassertemperatur an… also der Flüssigkeit, in dem das ganze Eis schwimmt.

Das hat jedoch auch unbestritten Vorteile. Der Kühlschrank verbraucht bei niedrigen Außentemperaturen weniger Strom und wird für Getränke praktisch nicht benötigt. Alles was in der Bilge (also unter den Bodenbrettern) verstaut ist kommt automatisch auf Kühlschranktemperatur. Lebensmittel halten sich allgemein einfach länger und Probleme mit lebendigen Inhaltsstoffen in Gewürzen, Mehl oder anderem gibt es bei diesen Temperaturen auch nicht.

Andererseits nehmen selbst in den normalen Schapps verstaute Lebensmittel gerne eine für die Verwendung eher hinderliche Konsistenz an.

Nutella wird nicht geschmiert sondern gebröckelt.
Die Wurst links ist Olivenöl.

Und nach dem Essen kommt bekanntlich der Abwasch. Schon mal mit kaltem Wasser abgewaschen? Also so richtig kaltem Wasser? Da hilft selbst Spülmittel kaum noch. Ok, wir haben einen Boiler an Bord und damit auch einen gewissen Vorrat warmes Wasser. Zumindest immer dann wenn der Motor läuft oder vor nicht allzu langer Zeit für Nachschub gesorgt hat. Direkt aus dem Tank sind wir dagegen wieder beim Thema der umgebenden Wassertemperatur.

Ein anderes Thema waren die Batterien. Die mögen Kälte sogar noch weniger als die Crew. Mehr als einmal ist es passiert, dass die Heizung gar nicht erst ansprang, sondern eine dafür zu geringe Spannung meldete… obwohl die Verbraucherbatterien laut Anzeige alles andere als leer waren. Da mussten wir dann erst einmal den Motor anmachen, damit die Lichtmaschine für die der Heizung genehmen Rahmenbedingen sorgen konnte. Wenn er denn anging. Damit hatte er nämlich auch manchmal seine Probleme. Nun gut, teilweise war es unsere eigene Nachlässigkeit, den Starterknopf nicht lange genug gedrückt zu halten. Aber manchmal lag es auch an der Starterbatterie, die ob der niedrigen Temperaturen selbst ungenutzt hinreichend Spannung verlor und es nach einer gewissen Zeit einfach nicht mehr schaffte, den Motor alleine zu starten. Dann mussten mal wieder die nicht allzu weit weggelegten Starthilfekabel ran, damit die Verbraucherbatterien helfen konnten.

Warmer Kaffe und Kleidungsschichten machen es erträglich.

Zusammenfassen war es also kalt. Insbesondere was die Wohlfühltemperatur von La Skipper angeht sogar deutlich zu kalt. Allerdings war das natürlich auch keine Überraschung. Schließlich sind wir durchaus in Kenntnis der einschlägigen Klimadiagramme (falls man diese für den Zusammenhang Antarktis = kalt überhaupt benötigt) hier runter gesegelt. Und eines kann und wird jeder an Bord einer noch so kalten Samai bestätigen: Es hat sich gelohnt!

Port Lockroy (2) – Tourist Trap?!

Antarktis, Ende Februar 2020

Wir hatten zwar Wind, dabei aber meist strahlenden Sonnenschein und am letzten Tag diesen wunderschönen Naturhafen sogar für uns alleine. Abgesehen von den vier Damen und dem einen Herren, die aktuell in der Museums-Station Port Lockroy Ihren Dienst verrichteten.

Die britische Base A, Port Lockroy ist (vergleichbar mit dem Wordy House bei Vernadsky Station und anderen Stätten) eine im Jahr 1962 aufgegebene Forschungsstation. Diese wurde 1996 renoviert und in ein vom UK Antartic Heritage Trust betriebenes Museum inkl. Souvernierladen und (Pinguin-) Postamt umgewandelt. Mal schauen, wie lange die Postkarten nach Deutschland unterwegs sind.

Anlegen bei der Station
Freundlicher Empfang
Neues Wohnhaus
Schuppen

Die Chefin der Saison war Lucy. mit bestem britischen Akzent und der inseltypischen Mischung aus Freundlichkeit und Höflichkeit über Funk immer erreichbar, hieß sie auch uns kleinen Familiensegeler aufs Herzlichste willkommen. Wir konnten sogar einen individuellen Besuchstermin vereinbaren, bei der wir die auch dieses Mal von einer Kolonie Eselspinguinen umgebene Station praktisch für uns alleine hatten. Auch hier lagen die Wuschelbälle (aka Baby-Pinguin) gerne mal einfach so auf dem Weg rum.

Nach dem interessanten Rundgang nutzen wir natürlich ausgiebig die angebotene Möglichkeit zur Erleichterung der Bordkasse. Dank Satellitenverbindung war selbst das Bezahlen mit Kreditkarte kein Problem. Neben den obligatorischen Andenken für den Nachwuchs gab es für die Erwachsenen Nachschub eines bevorzugt mit Knistereis genossenen Getränkes: Shackleton-Whisky!

Der berühmte Polarforscher hatte auf einer seiner Expeditionen Teile seines Whisky-Vorrates zurücklassen müssen. Dieser wurde ein Jahrhundert später wieder gefunden und ein Flasche davon in die ursprüngliche Destillerie gebracht. Dort hatte ein engagierter „Master Blender“ es sich zur Aufgabe gemacht, den Tropfen möglichst originalgetreu nachzubilden. Und das Ergebnis wird heute unter anderem in der Antarktis verkauft. Nicht exklusiv, aber nur hier gibt es frisches, authentisches Original-Knistereis dazu… und damit schmeckt der Tropfen gar nicht mal schlecht.

Wir brauchten noch frisches Knistereis… direkt vom Gletscher!
Zum Wohl!!!

Zum Abschied bekamen wir (lustiger Weise in einer Svalbard-Tüte) noch eine kleine Spende für unsere Vorräte mit. Die Station wird von den ein- bis zweimal täglich vorbeikommenden Kreuzfahrern so großzügig versorgt, dass das alles gar nicht verzehrt werden kann. Insbesondere die mitgegebene Schokolade fand reißenden Absatz bei den jüngeren Crewmitgliedern.

Schließlich machten wir noch einen Besuch bei den Pinguinen der Nachbarinsel. Das Geruchsaroma war wie immer atem(be)raubend, doch war das hier unsere letzte Chance für so einen Ausflug. Dazu lagen dann auch noch pittoreske Walknochen herum und erwähnte ich schon den Sonnenschein?

Die Umgebung hier ist wirklich unbeschreibliche schön…

Südlicher Neumayer Channel
British Base A
Port Lockroy mit Samai
Fief Mountains auf Wienecke Island

Allerdings brachte der klare Himmel auch frische Temperaturen mit sich. An unserem letzten morgen fanden wir die Samai tatsächlich optisch eingefroren. Die „Fahrspur“ hinter dem Boot ist dadurch entstanden, dass die lediglich dünne Eisschicht an uns vorbeitrieb.

Nach drei (aus den im letzten Beitrag geschilderten Gründen mehr oder weniger) entspannten Tagen und Nächten wurde es dann auch für uns wieder Zeit weiter zu fahren. Wir hatten immer noch strahlend blauen Himmel und vor uns lag DIE „Scenic Route“ der Antartis…

Auch in der Antarktis nicht aus der Welt…

Port Lockroy (1) – Wenn Profis ankern…

Antarktis, Ende Februar 2020

Neben Deception Island und Petermann Island ist Port Lockroy der touristisch überlaufenste Ort der Antarktis. Hier wurde eine alte britische Station wieder in den Zustand von 1962 zurückversetzt und steht nun als Museum (mit Postamt) zur Besichtigung offen. Dazu noch eine große Kolonie Eselspinguine und ein grandioses Bergpanorama. Und schließlich wurden wir auch noch mit strahlendem Sonnenschein empfangen, als unser Anker in der Mitte dieses Naturhafens mit 80m Kette auf gerade mal 11m Tiefe fiel. Hintergrund waren die recht stark angesagten Ostwinde, vor denen wir hier recht gut geschützt sein sollten. Das sahen unter anderem zwei deutsche „Australis“-Charteryachten, die kurz nach uns eintrafen, offenbar genau so.

Traumhafter Ankerplatz in Port Lockroy

Der Wind legte in der Nacht wie vorhergesagt zu, die Böen gingen regelmäßig über 30kn, aber unser gut eingefahrener Anker hielt wie gewohnt perfekt. Eine der anderen Yachten hatte bei slippendem (also nicht fest haltendem) Anker leider eine weniger ruhige Nacht. Folgerichtig wurde dort auch eine menschliche Ankerwache eingeteilt. Bei über 10 Personen an Bord kein Problem. Bei uns übernimmt das der automatische Ankeralarm des Plotters. Auch dieser schlug in der Nacht zwar mehrmals an. Grund war jedoch immer eine aufgrund wechselnder Winde seitliche Bewegung. Nach hinten zeichnete der Track einen nahezu perfekten Kreisausschnitt um den markierten Anker. Da sollte eigentlich auch dem für den nächsten Nachmittag geplanten Museumsbesuch nichts entgegenstehen. Doch dann kam Christian auf eine grandiose Idee.

Ausblick nach vorne…

Da sein Anker nicht hielt, wurde sich verholt (also an eine andere Stelle in der Bucht gewechselt). Ich wurde schon etwas stutzig, als die deutlich größere Segelyacht dicht an uns vorbeifuhr. Ich rief zur Sicherheit unsere Kettenlänge hinüber, aber das wurde vielleicht auch als Aufforderung für das folgende Manöver missverstanden. Zielstrebig steuerte man auf den geschätzten Standort unseres Ankers zu und warf direkt daneben das eigene Grundeisen ins Wasser. So ganz genau konnten wir das leider nicht nachvollziehen, da diese Charteryacht nach eigener Angabe (sic!) und unserer Ansicht nach fahrlässiger Weise keinen AIS-Sender an Bord hat. Wie auch immer, die Crew holte große Fender raus, Skipper Christian schaute kurz hervor, rief und zeigte etwas von „längsseits gehen“ und war wieder verschwunden. Ungläubig verfolgte ich das Geschehen. Teilweise weniger als einen Meter trieben sie vorbei und kamen schließlich unmittelbar hinter uns zu stehen.

… und nach hinten (ohne Nachbarn ;-)

Und dann endlich wurden wir auch mal über Funk angerufen. Wir könnten doch noch 20m Kette geben und längsseits gehen. Ihr Anker halte 15t mehr. Nein danke!!! Keiner kann vorhersagen, welcher Anker wie belastet wird, wenn zwei so unterschiedliche Schiffe daran hängen und schwojen. Schließlich schaffte es ihr eigener Anker letzte Nacht ja nicht einmal das eigene Boot sicher zu halten. Da werde ich den Teufel tun und uns in Abhängigkeit daneben legen. Das lehrt mich die Erfahrung!

Na dann sollten wir doch bitte 10m Kette einholen um etwas mehr Abstand herzustellen. Da blieb mir ehrlich gesagt der Mund offen stehen. Ich käme nie und nimmer auf die Idee, einer anderen ankernden Yacht in einer wahrlich nicht überfüllten Bucht so etwas zu sagen… schon gar nicht, wenn ich mich gerade direkt daneben geworfen hätte (was ich allerdings ohnehin nicht tun würde). Immerhin gaben sie dann noch den Rest Ihrer Kette.

Außerdem hatte Christians Manöver auch noch den Effekt, dass sich unser Schwojkreis nach hinten(!) veränderte. Offensichtlich hatten sie den sicheren Sitz unseres Ankers beeinflusst. Gaaaaaaanz toll. Und zu allem Überfluss hatte man uns nun der Möglichkeit beraubt, die als Sicherheitsreserve noch im Ankerkasten vorhandenen 20m Kette zu stecken. Die Krönung war schließlich die Empfehlung an unsere kleine Familiencrew, doch auch eine Ankerwache einzurichten. „Wir sprechen aus Erfahrung!“. Im Grunde verständlich wenn man so ankert, ansonsten aber ohne Worte…

An diesem Tag waren wir wieder alleine in der Bucht.

Wie auch immer, der Test mit Motor rückwärts erbrachte zwar, dass der Anker in der neuen Position anscheinend fest saß und uns auch bei erneuten Böen über 30kn sicher im neuen Schojkreis hielt. Trotzdem waren wir mit der Situation nicht wirklich glücklich. Wenn Christian mal einen Perspektivenwechsel vollzöge, käme er sicher zu der gleichen Ansicht. Daher sagten wir den für den Nachtmittag vorgesehenem Besichtigungstermin ab und waren glücklich zu hören, dass wir sicher auch am folgenden Mittag noch eingeschoben werden könnten. Bis dahin würde es in der Bucht, sicherlich aber direkt hinter uns, hoffentlich wieder etwas leerer sein.

Epilog: Am nächsten Morgen war es endlich so weit. In einem sage und schreiben 30-minütigen Manöver (mit dem Unterhaltungswert einer Wiederholung der Golden Girls bei SAT1 Gold) holte unser Nachbar seinen Anker ein. Hin und wieder schob ich uns mit dem Bugstrahlruder etwas zur Seite und seine zahlende Crew stand mit Fendern in der Hand an Deck. Dabei ergab sich durchaus noch das ein oder andere nette Gespräch. Nur der andere Skipper selbst würdigte uns keines Blickes, Grußes oder gar einer Entschuldigung ob seiner Aktion. Wahrscheinlich waren wir es, die da etwas grundsätzlich falsch gemacht hatten… manchmal genügt dafür ja auch schon die bloße Existenz.