Alltagsprobleme in der Antarktis: Wetter

Das Thema Wetter gliedert sich hier in zwei Teilbereiche.

1. Wo bekomme ich meinen Wetterbericht her?

Ich sage mal so: Windy funktioniert nicht. Es gibt hier in der Gegend einfach viel zu wenige Hotspots. Handynetz oder Internet? No way!

Daher bedienen wir uns einerseits einer relativ alten, lang erprobten Technologie sowie einer eher modernen Alternative. Gemeinsam ist die programmatische Oberfläche „Sailmail“. Dabei handelt es sich um eine, sagen wir mal freundlich „lange erprobtes“ Software (mit dem Charme von Windows NT) für Email-Verkehr über Kurzwelle (alte Technologie) oder ersatzweise das Iridium-Satellitentelefon (neue Technologie). Direkt aus dem Programm kann man für einen frei definierbaren Bereich von Saildocs die Grib-Daten des amerikanischen GFS-Modells anfordern.

Alternativ bietet auch der Deutsche Wettergott Meno (Wetterwelt) die Möglichkeit aus seiner Software heraus eine kleine Datei zu generieren, mit der man seine auf dem europäischen Modell basierende, aber auch andere Informationen berücksichtigende Grib-Daten anfordern kann.

Die Antarktis bietet z.B. bei Anvers Island durchaus mal Sonne, …

Diese Daten kann man dann in entsprechender Software (z.B. Xy-Grib oder Seaman Pro) anschauen und analysieren, was die verschiedenen Kristallkugeln denn so zeigen. Gerade kurzfristig zeigt sich dabei eine zugegebenermaßen nur mäßig erstaunliche Übereinstimmung der verschiedenen Modelle. Wenn es einige Tage weiter geht, dann gibt es aber schon teils erhebliche Unterschiede. Das führt uns direkt zum zweiten Punkt…

2. Was hat die Wettervorhersage mit dem tatsächlichen Wetter gemein?

Nun ja, manche halten Roulette ja auch für ein Strategiespiel. Aber mal im Ernst. Je näher die aktuelle Vorhersage dem aktuellen Moment kommt, desto genauer ist sie auch. Mit jedem Tag in die Zukunft steigt die Unsicherheit, was sich ja auch schon in den Unterschieden der Vorhersage zeigt. Wetterwelt setzt die vorhergesagten Böen beispielsweise grundsätzlich höher an als Saildocs. Andererseits können sich auch beide in der Vorhersage einer ruhigen Nacht einig sein, wohingegen Windböen mit über 40kn über das Deck fegen.

… solchen Ausblicken bei der windigen Pleneau Island, …

Aber ich möchte die Kollegen nicht schlecht machen. Ich sehe absolut ein, dass die Vorhersage in gewissen Bereichen der Welt gelinde gesagt herausfordernd ist. Das war schon bei der Atlantiküberquerung in Äquatornähe so und warum sollte es in dieser unwirtlichen Gegend anders sein?

Wichtig ist unseres Erachtens nicht nur, aber insbesondere auch hier dreierlei:

  1. Besorge Dir aktuelle Wettervorhersagen
  2. Lies die Informationen mit einer gesunden Portion Skepsis
  3. Sei darauf vorbereitet, dass es gaaaaanz anders (also schlimmer) kommt

Dann hat man auch hier keine größeren Probleme mit dem Thema, das uns Segler wohl wie kaum ein anderes beschäftigt: Wetter!

… oder gene auch mal Schneefall bei den Melchior Islands!