1. Februar 2022, Bordzeit 11:50 Uhr
Position: 13 Grad 47 Minuten Nord / 066 Grad 55 Minuten West
Kaum ist der 100sm-Bericht online, machen wir auch schon eine Wende. Der Grund ist simpel. Wir bekommen gerade noch so einen Nordkurs und entfernen uns damit letztlich vom Ziel. Da kann man dann doch mal über einen Kurswechsel nachdenken. Inzwischen haben wir auch einen guten Sicherheitsabstand nach Venezuela. Dagegen macht sich der Strom sofort bemerkbar. Wir werden spürbar langsamer. Aber immerhin nähern wir uns wieder Barbados.
Dann lässt der Wind weiter nach. Das ist weder unerwartet noch wirklich schlecht. Wir haben uns ja gerade ein möglichst ruhiges Wetterfenster ausgesucht und nutzen die Pause, um unsere Wasservorräte wieder aufzufüllen. Das geht nur unter Motor. Also Maschine angeworfen, direkten(!) Kurs auf Barbados abgesetzt und den Wassermacher eingeschaltet.


Heute zeigen sich auch mal wieder ein paar Meeresbewohner. Oder halt auch nicht so richtig. Der Fisch an der Angel huscht nur kurz in einiger Entfernung nach oben, bevor er sich wieder losreißen kann. Dafür begleitet uns eine Zeitlang ein große Schule Spinnerdelfine. Beidseitig der Samai springen und spielen sie umher. Immer wieder eine schöner Anblick.

Für Mailas dramatischen Moment des Tages sorgt La Skipper höchstpersönlich. Mit einer unbedachten Bewegung fegt sie Diva (den kleinen Plüschesel aus Aruba) aus dem Cockpit. Das arme, verängstigte Kuscheltier kann sich gerade noch so an Deck halten, bis Maila in letzter Sekunde zur Rettung heraneilt und damit ein „Esel-über-Bord“-Manöver vermeidet. Das ist nochmal gutgegangen.
Nach dem Essen legt sich der Skipper vor seiner Nachtschicht nochmal hin. Doch die Ruhe währt nur kurz. Gegen halb neun nimmt der Wind mit einem Mal kräftig zu. La Skipper ist begeistert. Und das völlig zu recht. Einer ersten dunklen Wolke weichen wir mit Kurswechsel aus. Es beruhigt sich. Doch schon wenig später sieht es voraus gleich nochmal eine ganze Portion dunkler und vor allem größer aus. Ist das unser erster atlantischer Squall (tropische Gewitterfront)? Eigentlich soll man die ja sehr gut auf dem Radar erkennen. Aber das ist bei uns ja nach dem Blitzschlag leider immer noch nicht wieder einsatzbereit.
Kurz nach neun holen wir das Großsegel runter ins zweite Reff. Erneute Wende auf Ausweichkurs nach Norden. Rechts von uns erhebt sich im Osten drohend die dunkle Wand vom Wasser bis in den Himmel. Wenigstens sehen wir keine Blitze. Doch die Front kommt schnell näher. Der linke Rand hat gute Chancen uns noch zu erwischen. Ich nehme den Motor hinzu. Schneller! Die Luft wird spürbar kälter. Erster Nieselregen. Eilig hole ich jetzt noch die große Fock rein. Da weht es auch schon mit sechs Windstärken. Damit habe ich im Grunde ja kein Problem. Aus der richtigen Richtung (also von hinten ;-) reite ich auch gerne weit über 30 Knoten mit der Fock ab. Aber bitte nicht gegenan. Das hatten wir schon das ein oder andere mal… muss nicht sein!
Das fast schon schwarze Zentrum geht gerade so hinter der Samai durch. Nur die seitlichen Ausläufer erreichen uns. Letztlich kommen wir glimpflich davon. Bitte nicht falsch verstehen. Es bestand niemals ernsthaft Gefahr für Boot und Crew. Aber so ist schon schöner. Da nehme ich auch gerne einen kleinen Slalomkurs in Kauf. Damit haben wir seit den Gewitterzellen in Mittelamerika und der westlichen Karibik ja reichlich Übung. Und bei denen hat es teilweise geblitzt wie nichts Gutes!

Der Rest der Nacht verläuft ruhig. Wir segeln wieder auf (süd-)östlichem Kurs und peilen so in etwa auf Trinidad. Schnell sind wir nicht. Der Gegenstrom nervt immer mehr. Am frühen Morgen dreht der Wind endlich wieder etwas süd(öst)licher. Wende zurück auf nördlicheren Kurs. Wir müssen endlich aus dieser Strömung raus. Aktuell schiebt sie uns schon wieder gut 20 Grad nach Westen. Weg vom Kurs. Im Wasser segeln wir fast 60 Grad. Das ist gar nicht mal so schlecht. Über Grund sind es aber nur um die 30 Grad. Das ist gar nicht mal so gut.
Nun gut, zum Schluss noch der aktuelle Zwischenbericht „Luftlinie Samai-Barbados“ nach gesegelten Meilen:
- in Bonaire ca. 520sm (auf 84 Grad)
- nach 100sm ca. 485sm (auf 94 Grad)
- aktuell ca. 425sm (auf 95 Grad)
Es liegt noch viel Wasser vor uns…
Ein Gedanke zu „200sm – Slalomkurs nach Osten“