8./9. Februar 2022
Das offizielle Einreiseprotokoll von Barbados sieht zurzeit eigentlich vor, dass man vor Abreise eine Health Declaration inklusive negativem PCR-Testergebnis übermitteln muss. Das Problem ist der Zeitrahmen: innerhalb von 1-3 Tagen vor Ankunft. Wir planen für die Überfahrt von Bonaire nach Barbados gut eine Woche. Und ehrlich gesagt sehen wir es auch nicht so richtig ein, mehrere hundert Dollar für eine familiäre PCR-Testrunde „auf Verdacht“ rauszuwerfen. Letztlich beruhigt uns das vorab angeschriebene „Visit Barbados“, dass wir das alles auch vor Ort erledigen könnten. Wir fahren also einfach mal los.
Insgesamt sind wir dann ja acht Tage unterwegs. Und irgendwie haben wir bei Ankunft auch nicht so richtig Lust, gleich zu den offiziellen Stellen zu hetzten. Erst einmal eine Nacht schlafen. Das erweist sich als gute Entscheidung. Unser belgischer Ankernachbar macht sich abends auf den Weg zum Ausklarieren. Dabei fragt das nette Pärchen für uns nach, ob wir mit der ganzen Familie antanzen müssen, oder der Skipper die Formalitäten auch alleine erledigen kann. Die gute Nachricht: der Skipper kann!
So steige ich am nächsten Vormittag in das Dinghy und rausche zum Zollpier in den großen Hafen. Der Weg ist recht weit, doch alleine bekomme ich unser Beiboot in schnelle Gleitfahrt. Das macht Spaß! Mit einem Grinsen im Gesicht mache ich direkt vor einem >300m-Kreuzer an einer Piertreppe fest und gehe frohgemut zu den Autoritäten.

Health
In der heutigen Zeit führt der erste Weg normaler Weise zu den Gesundheitsbehörden. Im kleinen Büro fülle ich allerlei Formulare aus. Darunter scheint auch die obligatorische Health Declaration zu sein. Dann führt mich der nette Mann zu einer Krankenschwester. Sie soll unsere Impfnachweise prüfen. Ich zeige ihr die Dokumente aus Aruba auf dem Handy, die sie mit sicherem Auge und ganz ohne QR-Scanner schnell als echt und gültig anerkennt.
Nun muss ich noch zum Arzt. Wiederum ein sehr netter, dieses Mal etwas älterer Herr. Ich erzähle ihm unsere Geschichte. Ganze neun Tage waren wir alleine auf dem Boot. Das erkennt er durchaus an. Allerdings wären 10 Tage wohl besser gewesen. Ich schlage vor, einfach morgen wiederzukommen. Er lächelt. Mehrmals fragt er nach unseren letzten PCR-Tests. Nun ja, die waren bei Einreise in Aruba Ende Oktober. Noch vor unserer Impfung! Hmmm… das hilft nicht. Doch ganz offensichtlich bemüht er sich um eine unkomplizierte Lösung für uns.
Schließlich fragt er, ob meine Frau und ich einen Schnelltest machen können. Für mich kein Problem, Sandra ist allerdings an Bord in der Ankerbucht. Soll ich sie jetzt extra dafür ranholen? Wir leben auf einem 12m-Boot. Wenn einer es hat, dann haben es alle! Er muss wiederum lächeln und nickt. Zusammen gehen wir zu seinem Auto. Vom Rücksitz holt der einen Schnelltest, der seinem Namen alle Ehre macht und schnell ein negatives Ergebnis anzeigt. Das reicht dem Doktor. Wir bekommen die offizielle Erlaubnis zur Einreise nach Barbados. Schriftlich!

Ach ja, normalerweise werden für den Schnelltest 60$ berechnet. Nicht nur, dass er darauf netter Weise verzichtet. Zusätzlich bietet er uns seine Hilfe an, falls wir vor unserer Weiterreise noch Tests benötigen. Die bekommt man zwar auch bei diversen Stellen in der Stadt, muss dort aber um einiges mehr dafür bezahlen. So nett!
Migration
Mit der gesundheitlichen Freigabe ist der Rest schnell erledigt. Die nette Dame im Migration-Büro ist zu einem Plausch aufgelegt. Wir unterhalten uns nett, sie freut sich über meine mitgebrachte Crew-Liste und interessiert sich für unsere Geschichte. Auf einer Karte zeige ich ihr unsere bisherige Route. Nebenbei werden unsere Pässe gestempelt. Alles ganz entspannt.
Customs
Genau so geht es eine Etage höher bei der netten Dame im Customs-Büro weiter. Kein Wort darüber, dass ich in ihr Mittagessen rein platze. Sie hatte mich schon gesehen und erwartet. Auch hier sind noch ein paar Dokumente auszufüllen, für das sonst immer kopierte Schiffszertifikat interessiert sie sich nur aus der Ferne, die Dame von der Migration bringt noch eine Kopie meiner Crew-Liste, ich bekomme ein Papier ausgehändigt und schon ist alles erledigt. Wir sind offiziell in Barbados eingereist.
Wähle den richtigen Weg!
Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass ich mehrfach gefragt werde, wie ich hergekommen sei. Offiziell (so auch auf Noonsite geschrieben) hätten wir wohl mit der Samai direkt an den Zollpier kommen müssen. Damit soll vermieden werden, dass die Einreisewilligen ohne Test und Prüfung potenziell infektiös quer durch die Stadt laufen. In der Tat machen das wohl einige gedankenlose Segler. Umso erfreuter sind alle, dass ich den langen Weg mit dem Dinghy zurück gelegt habe. Da macht sich rudimentäres Mitdenken gleich als klares Plus im persönlichen Umgang bemerkbar.
Ausreise
Für die Ausreise werden ich ich wieder an den Zollpier müssen. Als erstes sind dann 50$ Gebühr zu bezahlen. Die anschließenden Besuche bei Migration uns Customs sollten mindestens so unkompliziert ausfallen wie heute.
Insgesamt gestalten sich die Formalitäten in Barbados (die aktuell nur zum Ausklarieren alternativ zu Bridgetown auch im nördlichen Port St. Charles erledigt werden können) also erfreulich entspannt und pragmatisch. Eine schöne Erfahrung in den heutigen Zeiten!