Naguargandup Cays – Wind, Müll und erster Landgang

7. – 9. Juli 2021

Der Vormittag empfängt uns ungewohnt windig. Das ist für ein Segelboot jetzt nicht das Schlechteste. Allerdings sollte die kräftige Brise nicht unbedingt genau aus Richtung des geplanten Ziels kommen. Der Wetterbericht verspricht Änderung zum Mittag und entgegen vieler Vorhersagen der letzten Wochen, behält er heute sogar mal Recht. Das Unglaubliche passiert: Die Samai kann ENDLICH mal wieder segeln. Ich mag es ja kaum sagen, aber seit unserer Abfahrt aus Costa Rica haben wir die Tücher nicht mehr rausgeholt. So schön es in Panama auch sein mag, ein Seglerparadies im eigentlichen Wortsinn ist es eher weniger. Zumindest zu dieser Zeit und auf unserer Route. Umso mehr genießen wir das Rauschen von Wind und Wellen auf dem kurzen Weg zu den Naguargandup Cays.

Damit es sich auch lohnt, peilen wir das weiter weg gelegene östliche Ende an. Dort liegt vor Morbedup (wieder einmal) ein beliebter Ankerplatz, der sich bei Anfahrt verwaist präsentiert. Allerdings zeigen sich an Land (wieder einmal) einige Häuser und ein fester Steg. In Erinnerung an Chichime und Swimming Pool halten wir da lieber etwas Abstand und werfen den Anker eine Insel weiter, westlich vor Nabadup auf eine 3m-Untiefe. Und weil er nicht hält, werfen wir ihn gleich nochmal. Und weil er immer noch nicht hält, schauen wir noch etwas weiter westlich und werfen ihn noch einmal. Nun auf 9m. Die Familie ist schon bei einem erfrischenden Bad als der Entschluss fällt, die Samai noch etwas dichter zur Insel zu verholen. Also fällt der Anker ein viertes Mal. Nun auf ca. 16m. Wir stecken 70m Kette und sind zufrieden. Das sollte halten.

Das tut es dann auch. Die Nacht ist windig und regnerisch. Fast gewohnt, aber doch etwas mehr als sonst. Die letzten Tage ist es schon so, dass die Nacht eher regnerisch und der Morgen noch bewölkt ist. Doch jeden Tag klart es wieder auf und spätestens gegen Mittag haben wir Sonne und strahlend blauen Himmel. Heute nicht. Der Tag bleibt lange grau in grau. Trotzdem lassen wir uns unseren ersten, längst überfälligen richtigen Inselbesuch nicht entgehen. Nabadup ist tatsächlich unbewohnt. Also von Menschen. Wir sind noch nicht richtig am kleinen Strand, da fängt es überall an zu jucken, teils sogar richtiggehend zu pieksen. Moskitos!

Die Kinder flüchten ins Wasser und La Skipper spaziert möglichst weit vom Ufer entfernt auf den vorgelagerten Flachs, während der Skipper zurück zur Samai fährt um „Repelente de Insectos“ zu holen.

Trotzdem wird es ein kurzer Besuch. Die mitgenommene Slackline bleibt im Beutel. Der Skipper macht einen kurzen Spaziergang. Nicht über die Insel, sondern im flachen Wasser. Maila posiert tapfer auf der fotogenen Palme und sogleich bläst La Skipper zum Aufbruch. Samuel schwimmt schon mal vor.

Am Nachmittag zeigt sich dann sogar etwas Blau am Himmel. Trotzdem könnte ich heulen. Es geht kein Wind, nur eine leichte Strömung. Und die treibt unentwegt Müll am Boot vorbei. Zwischen kleinen Pflanzenteilen schwimmen unzählige Plastikabfälle, kleine Schnipsel verschiedenster Farben, Tüten fast jeder Größe… mal vollständig… mal zerfetzt, teils schon bewachsene Umverpackungen, ein Wasserkanister… so geht das weit über eine Stunde lang! Fassungslos kann ich die Augen von diesem Anblick des Grauen nicht abwenden, werde still, werde wütend, resigniere ob der Menschheit. Warum???

Später kommt etwas Wind auf. Der Spuk zieht vorbei. Also zumindest an dieser Stelle. Verschwunden ist er nur aus dem Blick, nicht aus dem Meer. Wir lenken uns mit einem Sprung in das nun wieder sauber erscheinende(?!) Wasser ab. Die Badeplattform kommt voll zum Einsatz.

Der frisch eingeholte Wetterbericht verspricht wenig Besserung bei der Bewölkung, dafür aber eine ruhige Nacht. Es kommt (mal wieder) anders. So gegen 22 Uhr geht es los. Unentwegt ziehen wetterleuchtende Zellen mit 5+ Bft. aus Nordnordost über uns Richtung Küste. Wenn ich an Patagonien zurück denke, dann ist das zwar nicht mehr als eine frische Brise, inzwischen aber durchaus etwas ungewohnt. Dafür haben wir uns halt umso mehr an dieses immer wieder faszinierendes Schauspiel gewöhnt: „Wetterleuchten“. Man wähnt sich fast schon in einer Disko und trotzdem ist außer Wind und immer mal wieder (teils heftigem) Regen nichts zu hören. Die zweite Nacht in Folge gönnen wir uns einen Ankeralarm. Dieser geht glücklicherweise nicht oft an. Die Windrichtung ist doch recht beständig. Bis halb fünf. Da dreht er spontan auf Süd und die gerade noch durchgezogenen, immer wieder aufleuchtenden Wolken über Land liegen nun wieder genau vor uns. Zum ersten Mal hören wir auch Donner. Eine unruhige Nacht.

Der Morgen empfängt uns wie erwartet grau in grau. La Skipper bleibt gleich mal länger liegen. Der Wind kommt wieder aus der Richtung, in die wir heute eigentlich weiter fahren wollen. Da heißt es also noch etwas warten… zumindest laut Wetterbericht sollte er eigentlich… ;-)

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