30. Juni – 2. Juli 2021
Die östlichen Lemmon Cays halten mit dem Wrack bei Dog Island einen touristischen Hotspot bereit, den auch wir uns nicht entgehen lassen können. Der Revierführer schlägt vor, südlich davon vor dem Strand zu ankern. Auf dem AIS sehen wir dort auch immer mal wieder andere Boote. Bei den aktuell südlichen Winden gefällt mir das jedoch nicht wirklich. Warum schaukeln, wenn direkt auf der anderen Seite eine kleine Bucht lockt. Ok, eine Detailkarte oder gar Wegpunkte gibt es nicht. Ein Luftbild sieht jedoch vielversprechend aus. So hangeln wir uns am nördlichen Riff der schmalen Durchfahrt entlang und haben tatsächlich immer mindestens 5m Wassertiefe!

Dahinter öffnet sich fast kreisrund eine bis zu gut 10m tiefe Mulde von etwa 80m Durchmesser. Mitten rein werfen wir den Anker und geben (nur!) 30m Kette. Für diese Wassertiefe eigentlich viel zu wenig, aber wir wollen ja nicht auf ein Flach schwoien. Ganz klar nicht mehr als ein Tagesankerplatz bei ruhigen Bedingungen. Für jetzt also perfekt. Wie auch der Schnorchelgang, von dem Samuel ja schon berichtet hat.





Danach fahren wir immer brav der empfohlenen Route folgend in großem Bogen weiter in Richtung der vor einigen Tagen verworfenen Yansaladup. Zwar liegt nur ein anderes Boot in der Nähe dieser offiziell bewohnten Insel, doch der Skipper möchte mal wieder weiter. „An average yacht can be taken all the way to Misdup through the coral studded-lagoon.“

Wir halten uns an die erprobte Prozedur: Wegpunkte doppelt geprüft im Plotter, Samuel auf der ersten Saling, hochstehende Sonne und langsame Fahrt voraus. Wieder geben nur Verfärbungen im Wasser Hinweise auf Flachstellen und Riffe. Am Ziel werfen wir weit weg von der nächsten Insel, gefühlt mitten im Nirgendwo den Anker. Um uns herum springen Fische, doch zaghafte Angelversuche sind leider nicht von Erfolg gekrönt. Während sich etwas entfernt gut ein halbes Dutzend Boote am „popular anchorage“ tummeln, genießen wir die Ruhe.


Doch die Nähe der „Zivilisation“ holt uns auch hier schnell ein. Immer wieder treiben Inseln von abgerissenen Pflanzenteilen (nicht weiter schlimm) und Plastikmüll (Grmpf) an uns vorbei. Die Zusammenstellung deutet wahrlich nicht auf typischen Schiffsabfall hin. Ein paar besonders schöne Exemplare (z.B. einen nahezu leerer Kanister Motorkühlmittel) fischen wir heraus, doch das meiste müssen wir (auch platzbedingt) weitertreiben lassen. Man sollte meinen, dass ein Volk, das am, im und vom Meer lebt ein wenig aufmerksamer mit seiner wichtigsten Ressource umgeht. Doch es sind halt auch „nur Menschen“…

Nicht weit entfernt ragen die spärlichen Reste einer Hütte aus dem Wasser. Der Plotter verzeichnet dort noch eine Insel, doch die ist inzwischen wohl Geschichte. Mit dem Dinghy fahren wir rüber. Der in stoischer Ruhe auf einem Holz sitzende Vogel zeigt sich von uns völlig unbeeindruckt. Derweil laufen wir meist nicht einmal knietief über den sandig-steinigen Grund mitten im Meer. Die Kinder finden ein paar schöne Muscheln und große Seeigelgehäuse.






Samuel: Kurz bevor wir weiterfahren wollen, findet Mama noch eine Muschel. Weil sie sich nicht traut sie aufzuheben, werde ich gerufen und hebe sie auf. Sofort steigt uns ein beißender Gestank in die Nase. Wir spülen die Muschel aus und eine brauen Flüssigkeit, die einen verwesenden Geruch hat, kommt heraus. Wir entscheiden uns, diese Muschel dem Meer zurückzugeben.
Idylle pur.




Einen zweiten kurzen Stopp machen wir bei einer Sandbank. Abrupt steigt der Meeresboden von fast 10m auf unter 1m. Feinster Sand unter unseren Füßen. Ohne die leider wieder herantreibenden Plastikreste wäre es perfekt.



Doch viel Zeit bleibt uns ohnehin nicht. Der Blick zur südlichen Küste verheißt nichts Gutes. Dunkel zieht die Wetterfront heran. Auf dichter vorgelagerten Inseln regnet es schon. So machen wir uns recht schnell auf zur (inzwischen wieder moskitobefreiten) Samai. Morgen geht es weiter. Es gibt noch viel zu entdecken.


