Lemmon Cays – Mangroven und Moskitos

28. – 30. Juni 2021

Eigentlich soll es heute zu einem gleich südlich gelegenen Ankerplatz vor Yansaladup gehen. Zur Erinnerung: Dup = Insel. Dann sehen wir aber, dass das (bei dem beobachteten Anlegemanöver mutmaßlich Charter-)Katamaranduo „Habibi“ und „Zhing“ dort ankern. Die zwei kennen wir schon von der Linton Bay Marina. Ich sage mal „rücksichtsvoll-freundlich“ geht anders (mittelmäßige Sax-Begleitung zu lauter Konservenmusik, grußlos auf dem Steg…). Kurz und gut: Planänderung.

Maila steuert uns sicher aus den Chichime Cays!

Wir ziehen die wenige Meilen südwestlich liegenden „Lemmon Cays“ vor. Auch hier gibt es einen vergleichsweise leicht anzusteuernden und dementsprechend beliebten Ankerplatz, auf dem sich schon einige Boote tummeln. Da lockt eine kleine, perfekt geschützte, von Mangroven umgebene Bucht bei Iskardup schon eher. „Few will venture here because of the complicated approach.“ Der Skipper lächelt leise in sich hinein. Auf diese Ecke habe ich von Anfang an ein Auge geworfen. Jetzt bekomme ich den Segen der Familie.

Geschützte kleine Bucht!

Die Wegpunkte sind im Plotter und doppelt geprüft, die Sonne steht hoch und Samuel klettert auf die erste Saling in den Ausguck. So tasten wir uns den engen Kanal zwischen den Flachs hindurch. Uns bleiben dabei mindestens 3m Wasser unter dem Rumpf. Das reicht locker. Am einsamen Ziel angekommen werfen wir den Anker einfach mitten in die hier 10m tiefe Bucht und geben ausreichend Kette.

Samuel findet den Weg…

Der Motor ist noch nicht aus, da umschwirren uns schon zwei kleine Kuna-Boote. Ein älterer Mann erzählt was vom Anker, doch so richtig verstehe ich ihn nicht. Unverrichteter Dinge zieht er wieder ab. Erst ein paar Tage später dämmert mir, was er eigentlich wollte. Im anderen Boot sitzen zwei Frauen mit drei verkaufs-psychologisch wohlplatzierten Kindern. Ihr Anliegen ist offensichtlich. Sie bieten uns bestickte Hemden, Armbänder, Mundschutz(!) und einiges andere an. Ok, die selbstgenähte Fahne der Guna Yala fehlt uns als Gastlandflagge unter der rechten Saling. Aber 15$ sind mir zu viel. Sie fragen nach ein paar Keksen für die Kinder. Dem kommen wir natürlich gerne nach. Und schon sinkt auch der Preis der Flagge auf zwar immer noch überteuerte, aber halbwegs darstellbare 10$. Nun wehen also die insbesondere aus Sicht der indigenen Bevölkerung „richtigen Farben“ an der Samai.

Wir bekommen noch weiteren Besuch. Zunächst schaut „Mola Lisa“ vorbei. Eine Mola ist DAS typische Souvenir von Guna Yala. In Handarbeit werden mehrere Lagen bunter Stoff zu einem rechteckigen Kunstwerk vernäht. Geometrische Muster sind klassisch, heute werden aber oft auch Tiere und andere moderne Motive verwendet. Die längsseits gegangene „Mola-Meisterin“ verweist stolz auf ihr Bild im Revierführer und präsentiert ihre reichhaltige Auswahl. Wir entscheiden uns für ein klassisches und zwei tierische Motive, bekommen einen kleinen Mengenrabatt und haken den Punkt „Guna Yala Souvenir“ von unserer imaginären Liste ab. Sehr zum Leidwesen eines anderen, kurze Zeit später vorbeischauenden „Mola-Meisters“, der bei uns nun leider leer ausgeht.

Mola Lisa

Ansonsten bekommen wir immer wieder Langusten angeboten. Dieser kulinarische Leckerbissen stößt allerdings nur bei der halben Crew auf Gegenliebe, weshalb wir dankend ablehnen. Anders dagegen, als ein älterer Mann uns drei Fische anbietet. Wir einigen uns auf 5$ und sichtlich erfreut macht er sich noch mit der Machete daran, seinen Fang für uns zu entschuppen. Vielen Dank!

Der Pelikan bekommt nichts von uns ab :-)

Mit aufblasbarer Badeplattform und Schnorcheln erkunden wir die Bucht. Dabei halten wir uns jedoch von dieser kahlen Stelle in den Mangroven fern. Zuerst denken wir an angespülten Meeresmüll. Doch dann sehen wir einen Kuna vorbeipaddeln und einen vollen Plastikbeutel an Land werfen. Also doch eine „wilde“(?!) Müllkippe. Erstmals kommen ernsthafte Zweifel am gerne gezeichneten Bild der naturverbundenen und auf dem Schutz ihres Lebensraumes bedachten Kuna. Da wissen wir (zum Glück) noch nicht, was in den nächsten Tagen so an uns vorbeitreiben wird.

Der Müll ist abgeladen… schnell weg :-(
Typischer Nachmittagsschauer

So schön die kleine Bucht auch ist, sie hat einen ganz gravierenden Nachteil. Moskitos. Also jetzt nicht die normalen Mücken. Es sind dutzende, ach was hunderte kleine, schwarze, fliegende Punkte, denen mit Beginn der Dämmerung kaum ein Mückenschutz zu eng ist. Von der Salondecke wische ich sie mit einem Schwamm ab. Überall juckt es. In der ersten Nacht wird die gesamte Crew zerstochen. Selbst vorbeikommende Kunas beklagen sich am nächsten Morgen über ihre moskitogestörte Nachtruhe und paddeln in langärmligen Sweatshirts. In der nächsten Nacht schützen lange Hosen und dünne Decken so leidlich gegen die kleinen Biester, lassen dafür den Schweiß noch mehr strömen. Wir ergreifen schlicht die Flucht. Nach zwei Nächten geht es weiter.