Casco Viejo

16. Juni 2021

Panamá City wurde im Jahr 1519 als erste spanische Kolonie an der Pazifikküste gegründet und wuchs schnell zu einer wichtigen Handelsstadt heran. Bis 1671 der Freibeuter Henry Morgan kam. Die Reste der durch den Überfall fast komplett zerstörten Stadt sind heute als „Panamá Viejo“ zu besichtigen, doch außer ein paar Ruinen ist nicht viel übrig geblieben.

Zwei Jahre später im Jahr 1673 wurde etwas weiter westlich eine neue Siedlung errichtet. Diese sogenannte Casco Viejo, historischer Kern der heutigen Metropole Panamá City, wurde zusammen mit mit den Ruinen ihres Vorläufers im Jahre 1997 zum Weltkulturerbe erklärt. Ein touristischer Pflichtbesuch.

Am besten lässt sich die Altstadt in einem Spaziergang erkunden. Wir beginnen am nach einem General des 19. Jahrhundert benannten Plaza Herrera am Rand des eigentlichen, historischen Kerns. Schon in der erste Kirche bekommen wir dann auch für nur einen Dollar einen Faltblatt-Führer. Der zweisprachige Hinweis „gratuita / free“ wurde von Hand sorgfältig durchgestrichen. Sehen wir es als Spende an.

Die Iglesia de San José ist aber auch wirklich gleich mal ein ersten Höhepunkt. Insgesamt eher nüchtern gehalten, fällt sofort der große, vergoldete Barock-Altar auf. Die zweite Attraktion verpassen wir fast. Eine nette Dame führt uns durch ein unscheinbare Tür vorbei an alten Holzstatuen in einen weiteren Raum. Dort erwartet uns eine große Miniaturwelt. Mit einer fast unglaublichen Detailverliebtheit werden hier wichtigen Stationen des neuen Testaments dargestellt. Da stecken viele Stunden Arbeit drin.

Die dritte, von der ganzen Familie genossene Attraktion der Kirche ist die Klimaanlage. Ja, hier in Casco Viejo ist praktisch jedes Gotteshaus klimatisiert. An einem sonnig-heißen Tag wie heute ist das eine wahre Wohltat. So gerne haben auch die Kinder noch nie Kirchen besucht. Doch vor der nächsten Abkühlung spazieren wir erst an der Ruine einer Jesuitenkirche, zugleich Panamas erster Universität vorbei.

Am Plaza Mayor, bzw. dem in süd- und mittelamerikanischen Ländern gerne so genannten Plaza de la Independencia (Unabhängigkeitsplatz) bewahrheitet sich unser offensichtlicher Touristenstatus. Von einem älteren Herrn werden wir konsequent darauf angesprochen. Helle Haut und kurze(!) Hosen… Gringo?!?

Plaza Major im Panorama

Wir flüchten zunächst in ein kleines historisches Museum. Hier bekommen wir als aktuell einzige Besucher dann auch eine kleine Privatführung. Der Mitarbeiter genießt offensichtlich die seltene Abwechlsung.

Gegenüber lockt mit der wohl klimatisierte Kathedrale der Stadt das wichtigste katholische Gotteshaus de Stadt. Ein Déjà-vu. Wieder stehen sehr nüchterne, weiß verputze Säulen und die hierzulande anscheinend typisch schlichte Holzdecke einem prunkvollem Altar gegenüber. Davor die Flaggen Panamas und des Vatikan.

Durch eine Straße der Gegensätze von alt und neu spazieren wir vorbei am besterhaltenen Kolonialhaus des alten Quartiers bis zu den Ruinen von Santo Domingo mit ihrem Arco Chato genannten, ehemaligen Stützbogen des Kirchenchores. Eine Touristenattraktion schon seit dem 19. Jahrhundert, 1941 zum nationalen Monument erklärt, verkörperte er nach mehreren überstanden Erdbeben überdauernde Beständigkeit. 2003 stürzte er dann ganz unerwartet doch noch ein… und schnell wieder rekonstruiert.

Gegensätze
Besterhaltenes Haus der Kolonialzeit
Arco Chato im Panorama

Nach einer weiteren kurzen Abkühlung im kleinen benachbarten Museum für religiöse Kunst spazieren wir um die das Casco Viejo abschließende Halbinsel mit alten, dicken Verteidigungsanlagen, darunter die dicken Mauern von Las Bovedas (ehemaliges Stadtgefängnis), vorbei am Monumento al canal zurück über die Esteban Huertas Promenade mit Panoramasicht auf das neue Panamá City.

Monumento al canal
Der Skipper ist auch dabei ;-)

Den Abschluss der Besichtigungstour bildet der Plaza Bolivar mit dem Teatro Nacional sowie der 1810 umgestalteten (und natürlich klimatisierten ;-) Iglesia San Francisco de Asis.

Plaza Bolivar
Iglesia San Francisco de Asis

Dann haben wir für einen tropischen Sommertag aber auch wirklich genug Weltkurlturerbe für einen Tag besichtigt. Zum Ausklang genießen die Kinder noch ein leckeres, hausgemachtes Eis, La Skipper einen Eiskaffee und der Skipper – na was wohl – ein Balboa(-Bier ;-).

Ok, auf dem Weg zur Fußgängerzone nebst großen Supermarkt schauen wir dann doch noch in die Iglesia Nuestra Señora de la Merced. Diese endgültig letzte Kirche auf unserem Spaziergang hat als einzige im alten Quartier noch Holzdecke und -säulen im Original aus der Kolonialzeit. Ansonsten fällt ein kleiner Seitenaltar auf, an dem die Panamaer offensichtlich Segen für das eigene Heim erbitten.

Iglesia Nuestra Señora de la Merced

Nach einem kleinen Einkauf bestellen wir (insbesondere für die Kinder: endlich!) den Uber zurück zur Marina. Kaum eingestiegen staunen wir jedoch nicht schlecht über die Gegend, durch die wir gleich neben Casco Viejo fahren. Vorsichtig ausgedrückt sind die Mieten, so denn überhaupt gezahlt, hier ganz offensichtlich nicht besonders üppig. Nur gut, dass wir uns hier nicht zu Fuß rein verirrt haben. Da weiß ich allerdings noch nichts über meine Irrwege am nächsten Tag… doch davon in einem anderen Beitrag mehr.

7 Kommentare zu „Casco Viejo“

    1. Tja, Peru haben wir leider ausgelassen. Nicht nur in Lima hätten wir uns schon gerne umgeschaut. Die Einreise mit dem Boot war uns aber echt zu teuer!
      Der böse Alltag verhindert so einiges, was man (gerne?! ;-) schaffen möchte. Selbst hier an Bord. Die letzten Wochen gab es bei uns aber auch nicht wirklich viel zu lesen. Das wird sich jetzt wieder ändern… viel Spaß?!…
      Liebe Grüße,
      Micha

      1. Leider wird man als Gringo ab und zu abgezockt. Für mich war oder ist Peru das Land mit der besten colonialen Kultur in Südamerika. ;-) Aber vieles in den Fotos empfinde ich ähnlich wie in Lima. Eine der alten spanischen Goldrouten ging ja von Lima nach Panama und dann über Land. Zuviel Routine geht manchmal an die Nerven. Ne ruhige Fahrt ohne Piraten. ;-)

      2. Das mit den Kosten der Einreise ist nicht einmal „Gringo-Abzocke“. Da werden große Containerschiffe und kleine Segler schlichtweg über das gleiche Protokoll und insbesondere auch die gleiche Preisliste abgearbeitet.
        Über zu wenig Routine können wir uns aktuell auch nicht beklagen. Aber davon berichten wir später noch… soviel vorab: über Piraten machen wir uns (noch ;-) keine Gedanken.
        Liebe Grüße,
        Micha

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