15. Juli 2021
Inzwischen tingeln wir seit mehr als zwei Wochen durch die westliche Inselwelt des San Blas Archipels bzw. Guna Yala. Inseln voller Palmen, mal unbewohnt mal mit kleinen Häuschen, Mangroven, Badespaß, Korallenriffe, Schnorcheln und mehr.
Mal finden wir eine Bucht für uns alleine, mal sehen wir andere Segler. Wenn es gefällt, bleiben wir 2-3 Tage. Wenn nicht, ziehen wir nach einer kurzen Nacht weiter. Wir lassen uns treiben. Insgesamt ist es trotz der für uns immer noch etwas ungewohnten Zahl immer wieder gesichteter Segelboote recht leer. Dafür sorgen Regenzeit und Pandemie.

Auch in der Regenzeit haben wir neben grau-in-grau durchaus auch mal Tage mit sonnigen Stunden. Nachts ist es dagegen normalerweise mindestens regnerisch, oft recht windig, regelmäßig mit Wetterleuchten oder so manchem handfestem Gewitter. Abwechslung auf allen Ebenen.


So steuern wir heute zur Abwechslung unsere erste größere Siedlung in Guna Yala an. Auf zwei der Mündung des Rio Diablo vorgelagerten Inseln liegen die Kommunen Nargana und Corazon de Jesus. Die Einwohner haben beschlossen, dem traditionellen Lebensstil der Kuna nicht zu folgen. Hier soll es sogar Internet geben und auch der Biernachschub kein Problem sein. Dazu vielleicht noch etwas frisches Gemüse und Sachen für den Grill? Schließlich lockt der nahe Rio Diablo zu Dinghy-Erkundungen und Spaziergängen an seinem Ufer. Klingt vielversprechend, doch es kommt mal wieder anders.



Bei der Einfahrt in die große Ankerbucht sehen wir einen deutschen Katamaran, den wir schon aus der Linton Bay Marina kennen. Kurz danach geht sein Dinghy längsseits. Dabei ist der auch im Revierführer genannte lokale Guide Federico. Er begrüßt uns mit der ernüchternden Information, dass wir nicht anlanden dürfen. Für einen Besuch der Siedlungen Nargana und Corazon de Jesus gibt es kein „Permit“. Damit nicht genug. Gleiches gilt für den Rio Diablo. Keine Ausflüge. Faktisch sind wir damit auf unsere Samai beschränkt.




Das kommt uns irgendwie unangenehm bekannt vor. Es ist nun tatsächlich schon ein ganzes Jahr her, als wir am Ende unserer Fahrt durch die chilenischen Kanäle Patagoniens die Insel Chiloé erreichen. Auch dort wurde uns jeder Landgang verboten. Aus dem gleichen Grund wie hier. Natürlich stellen wir (damals wie) heute nach (monate- bzw.) wochenlanger Bootsquarantäne keine gesundheitliche Gefahr dar. Das ist in diesen Zeiten jedoch kein Argument, das offene Ohren findet.
Dann ist da noch etwas anderes, das uns bekannt vorkommt. Sei es aus erster Hand am ecuadorianischen Wahltag oder in der Quarantäne von Bahía de Caráquez. Sei es als glaubwürdige Information aus zweiter Hand als disziplinierende Maßnahme in Französisch-Polynesien und auf anderen Inseln: Alkoholverbot. Federico kann uns gerne Obst und Gemüse besorgen. Bier? Keine Chance. Wegen der Pandemie.


Nun gut. Auf die Bestellung frischer Ware verzichten wir. Andere Segler berichten über teilweise enttäuschende Qualität. Da würden wir also gerne selbst aussuchen. Geht aber nicht. Und wenn es dann noch nicht einmal Gerstenkaltschale gibt hält und nichts. Nicht der herüberwehende Geruch der Stadt, nicht das zu keinem Bad einladende trübe Wasser, nicht die Aussicht auf landseitige Ansammlungen von Plastikmüllsäcken… nach einer kurzen Nacht fahren wir weiter.






Ein Gedanke zu „Rio Diablo – Déjà-vu“