5. Juli 2021
Das San Blas Archipel ist jetzt zumindest bei Europäern nicht so bekannt wie es die Balearen oder Kanaren sind. Viele Blauwassersegler haben aber sicher schon davon gehört. Vor der panamaischen Küste am südwestlichen Ende der Karibik liegt es weitab vom östlichen Inselbogen der klassischen Karibik. Lediglich die Nähe zum Panamakanal bringt es auf den Törnplan nicht weniger Segelboote. Diese schwärmen dann meist vom „schönsten Flecken der Karibik“. Nun gut. Wir segeln ja „falsch herum“ und werden die „klassische“ Karibik nicht eingehender erkunden. Doch San Blas lassen wir uns nicht entgehen! Nennt man das schon „Rosinenpicken“?! ;-)
Das Gebiet erstreckt sich über fast 200km panamaische Küste. Dabei ist das westliche Drittel ganz klar das Zentrum touristischer und seglerischer Aktivität. Er ist leichter erreichbar und umfasst die meisten der insgesamt etwa 350 Insel(che)n.
Der Name „San Blas“ ist im Grunde veraltet und insbesondere bei der lokalen Bevölkerung wenig beliebt. Dazu muss man wissen, dass der gesamte Küstenstreifen bis runter nach Kolumbien ein seit 1930 von den indigenen Kuna Indianern autonom verwaltetes Gebiet ist. Und diese nennen ihr Land nun einmal „Guna Yala“ Der Name „Archipiélago de San Blas“ ist dagegen (natürlich) spanischer Provenienz.
Für deutsche Augen durchaus gewöhnungsbedürftig ist die alte, von 1925 bis 2010 geführte Flagge des in dieser Zeit so genannten Kuna Yala. Vor spanisch anmutenden Farben stellt eine Swastika (also nichts anderes als ein Hakenkreuz) den nach lokaler Überlieferung die Welt erschaffenen habenden Oktopus dar. Auch heute noch wird diese Flagge in Gedenken an die Dule-Revolution von 1925, welche letztlich in die Teilautonomie mündete, gerne geführt und oft gesichtet.

Hier tummeln wir uns nun also schon gut eine Woche. Ja, es ist schön. So richtig klischeehaft ankern wir von Korallenriffen geschützt neben kleinen Palmeninseln. Rundherum platschen Pelikane auf der Jagd ins warme Wasser. Wir tun es ihnen zum Vergnügen gleich. Beim Schnorcheln sehen wir viele Fische und Korallen, hin und wieder auch mal Rochen und Haie. Fast schon paradiesische Zustände?!
Andererseits merkt man zumindest im westlichen Teil des Archipels schon eine gewisse Orientierung auf die segelnden Devisenbringer. Bezeichnet der (im übrigen hervorragende!) Revierführer von Eric Bauhaus so manche Insel noch als „uninhabited“, sieht die Realität anders aus. Auf praktisch jedem kleinen Flecken Land finden sich ein paar Hütten, teilweise wohl nur vorübergehend, faktisch aber meist durchgängig bewohnt. Mancherorts werden Ankergebühren (z.B. 10$ pro Monat als Mindestzeitraum in den Holandes Cays) oder sogar Strandnutzungsgebühren (z.B. 3$ pro Person auf BBQ Island) erhoben. Meist mehrmals am Tag kommt ein Boot vorbei und bietet Langusten, Molas oder sonst etwas feil. Von den vielen anderen Segelbooten und vor allem (gerne Charter-)Katamaranen will ich hier jetzt gar nicht erst anfangen. Und leider sehen wir auch immer wieder in Plastik daherkommende Umweltsünden vorbei treiben. Willkommen in der Karibik?!
Wir haben uns inzwischen Gedanken darüber gemacht, wo wir Panama verlassen wollen. Die ursprüngliche Option Linton Bay Marina (Peruto Lindo) bedeutet vom potenziellen Wendepunkt eine Rückfahrt von mindestens 60sm sowie dann etwa 250sm bis ins kolumbianische Cartagena. Daher haben wir uns nun für die Alternative entschieden. Wir tingeln etwa 90sm weiter an der Küste durch das ganze Gebiet der Kuna. Richtung Südost soll es wohl auch ursprünglicher und weniger touristisch sein. Mal schauen. In Obaldia nahe der kolumbianischen Grenze klarieren wir dann aus und haben nur 150sm bis nach Cartagena vor uns. Das ist insgesamt also kürzer und abwechslungsreicher.
Wir halten euch auf dem Laufenden! Zumindest bis Obaldia werden wir aber voraussichtlich kein „normales“ Internet haben. Berichte werden daher ohne Bilder daher kommen. Diese werden gegebenenfalls (wie gewohnt) nachgereicht.
