Isla de Chiloé (3) – Canal Chacao & Estéro Chaular

16. – 18. August 2020

Canal Chacao

An dieser Stelle wurde schon mehrfach davon berichtet, dass den Gezeiten und damit einhergehenden Strömungen eine nicht zu unterschätzende Bedeutung bei der Törnplanung in den chilenischen Kanälen zukommt. In dieser Hinsicht nun haben wir uns das Beste für den Schluss aufgehoben: Canal Chacao. Dieser trennt die Nordseite der Isla de Chiloé vom chilenischen Festland. Die Gezeiten strömen hier mit 4-9 Knoten durch. „Slack“, also das Stillwasser, im Zuge dessen sich die Strömung umkehrt, dauert nur wenige Minuten. Steht der teils kräftig kanalisierte (oft West-)Wind gegen den rasanten (ablaufenden) Strom entsteht eine konfuse Welle. Immer wieder finden sich auf der Seekarte die Zeichen für „Wasserturbulenzen“. Ganz offensichtlich brauchen wir auf dem Weg vom Golfo de Ancud zum Pazifik also Ebbe und ruhiges Wetter. Und wir haben Glück.

Gut 1 ½ Stunden nach Abfahrt aus Puerto Hueihue erreichen wir um halb zwei Punta Barranco am Ostende des Canal Chacao. Das Tageshochwasser ist durch und wir bekommen den Schub immer stärker zu spüren. Bildlich vorgeführt wird es an den Beinen einer mittig im Kanal verankerten Arbeitsplattform… das kommt nur von der Strömung!!!

Solche Stromverwerfungen haben wir wirklich noch nicht gesehen. Ausweichen ist unmöglich. Das Ruder fest in der Hand spüre ich immer wieder, dass unsere Samai fast schon wie eine Jolle verschoben wird. In der Spitze rasen wir mit fast 12kn über Grund.

Um zwei Uhr werden wir mittendrin angefunkt. Es meldet sich – kein Scherz! – der Faro Punta Corona! Ein Kanal wie dieser ist natürlich lückenlos überwacht und durch unsere allabendlichen Berichte wissen die Autoritäten zumindest ungefähr, wo wir am nächsten Tag sein müssten. Auch ohne AIS werden wir, das mutmaßlich einzige Segelschiff weit und breit, korrekt mit Namen angerufen. Wir geben die gewünschten Informationen und machen uns auf die letzten 13 Meilen zur Ankerbucht. Leider kommt nun etwas mehr Gegenwind auf. Erwähnte ich schon, dass das auch bei ansonsten ruhigen Bedingungen zu einem konfusen Wellenbild führen kann?

Ok, da versuchen wir dann doch besser soweit möglich vorbei zu fahren…

2.1 Estéro Chaular

Kurz vor 16 Uhr, nach insgesamt nur knapp 4 Stunden, sind die knapp 30sm des Tages geschafft. Wir fahren durch den von anderen Yachten genutzten, uns jedoch zu unruhigen Puerto Inglès in die deutlich besser geschützte Estéro Chaular. Die laut Karte lediglich 2,5m Wassertiefe in der Einfahrt können uns nun wirklich nicht schrecken… ;-)

Empfangskomitee auf Punta Largo

Wir haben gerade den Ankerplatz abgefahren, da funkt uns schon wieder die Armada an. Anscheinend haben die Kollegen unscharfe Vorstellungen von den Möglichkeiten einer ständigen Funkwache bei kleiner Familiencrew. Wir können die Störung kurz halten und schließen das Ankermanöver kurz danach ab. Noch ist es schön und einige Zeit hell, so dass wir den Abend für einen kleinen Strandspaziergang der Landzunge Punta Larga nutzen. Traurig aber wahr, hier am letzten Ankerplatz, setzen wir zum ersten (und letzten) Mal einen Fuß auf die Isla Chiloé.

Los geht es!!!
Blick auf die Einfahrt zur Estero Chaular
Sicher und gut geschützt vor Anker

Zurück an Bord schicke ich unseren täglichen QTH ab. Auch die chilenischen Autoritäten waren und sind aktiv. Natürlich geht unsere Kurzwellen-Emailadresse bei den Kollegen rum und so fragen sowohl die Armada der Inselhauptstadt Castro (ohnehin Empfänger unseres Positionsberichtes) als auch der Faro Punta Corona (und damit die Gobernación Maritima Puerto Montt) regelmäßig unsere Position ab. Schließlich schicken uns letztere dann noch eine „INFORMATION FOR YOUR KNOWLEDGE“… darin heißt es unter anderem „You cannot disembark at this anchorage“.

Blick nach Nordost zum Punta Corona… danke noch einmal für die „INFORMATION“ :-)

Nur gut, dass wir unseren Landgang schon hinter uns haben! So fällt es uns leicht, diese Information zu befolgen. Der folgende Montag lockt mit starkem Westwind und Regen keinen auch nur unter Deck hervor, geschweige denn an Land. Dienstag hätte man vom Wetter her weiter fahren können, doch die mit 3,5m angesagte Restwelle auf der küstennahen Pazifikpassage sorgt für das Veto von La Skipper. Am nächsten Tag soll der Schwell auf (kaum noch wahrnehmbare ;-) zwei Meter abgenommen haben. Abfahrt also am Mittwoch. Nur noch ein kurzer Nachtschlag und wir erreichen endlich den Río Valdivia.

Blick vom Ankerplatz nach Süden zur Einfahrt…
… und Blick nach Westen.
2.1 Puerto Inglés – Estéro Chaular

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