Isla de Chiloé (2) – Caleta Añihué & Puerto Hueihue

11. – 15. August 2020

Canal Hudson und Dalcahue

Zwischen Caleta Rilán und dem nächsten Zwischenstopp liegt quer die Isla Quinchao. Mit anderen Worten bleibt die Wahl zwischen einem Umweg rechts oder links herum. Wir entscheiden uns für letzteres. Die Gezeitenströmung sollte uns schnell durch den Canal Hudson schieben und so kommen wir zumindest auch mal in Sichtweite einer chilenischen Stadt. Nun gut, ehrlich gesagt ist Dalcahue mit seinen etwas über 7.000 Einwohner wohl doch eher ein Großdorf. Trotzdem haben wir seit Ushuaia keine vergleichbare Menschenansammlung in weniger als ein paar Meilen passiert. Doch vorher passieren wir erst einmal ein paar der hier fast allgegenwärtigen Fisch-und Muschelfarmen. Und neben normalen Fahrwassertonnen sind auch gerade die Begrenzungstonnen dieser Farmen ein beliebter Ruheplatz für Seelöwen.

Ungewöhnlicher Liegeplatz ;-)

Bei Dalcahue sichten wir zur ausgesprochenen Freude von La Skipper dann auch gleich mal regen Fährverkehr. Natürlich fahren sie kurz vor uns quer. Als Freizeitsegler und Gast lassen wir sie selbstverständlich unbehelligt passieren.

Mitten im Ort selbst ragt eine der 17 zum Weltkulturerbe Chiloés gehörenden Holzkirchen heraus, nicht weit entfernt bildet der Friedhof eine Landmarke mit Wiedererkennungspotenzial. Insgesamt präsentiert sich ein uns fast schon fremd gewordenes Treiben.

Iglesia de Nuestra Señora de los Dolores
Cementerio Parroquial
Cocineria Dalcahue

2.8 Caleta Añihué (Grupo Chauques)

Tagesziel ist eine kleine Inselgruppe vor der Ostküste Chiloés. Das Hauptdorf bietet zwar eine Ankerbucht, doch wir ziehen es vor, das Grundeisen eine etwas ruhigere Ecke weiter, nördlich der Isla Añihué zu werfen. Zumindest dachten wir, dass es ruhiger sei.

Hmmm… ist das nicht Salzwasser?!?

In der Tat liegen wir jedoch dicht bei der Hauptverbindungsstrecke zweier kleiner Insel-Ortschaften. Immer wieder, auch noch nachts, fahren kleine Boote und Fähren dicht an uns vorbei. Trotzdem ist es ein netter Ankerplatz. An Land weiden Kühe und laut blöckende Schafe. Hier warten wir gut geschützt den kurzen Durchgang der angesagten Schlechtwetterfront ab.

2.8 Caleta Añihué

Schon zwei Nächte später können wir bei angesagtem Westwind weiter Richtung Norden segeln. Das ist zumindest der Plan. Tatsächlich weht es leider wieder einmal teils kräftig gegenan aus NNW. Manchmal fragen wir uns schon, ob der über Kurzwelle bzw. Satellitentelefon abgeholte Wetterbericht wirklich diese Mühe Wert ist. Nun ja, da wir ja ohnehin allabendlich unseren Positionsbericht an die Armada schicken müssen, holen wir die Ergüsse der Kristallkugel halt auch weiterhin ab.

2.3 Puerto Hueihue

Begrüßt von einigen großen Delfine erreichen wir am Nachmittag unser Ziel. Puerto Hueihue präsentiert sich auf dem Detailplan der „blauen Bibel“ mal wieder als kleiner Leckerbissen. Die schmale Ausbuchtung mit Ihren Untiefen vor der Küste wird fast vollständig von Muschelfarmen eingenommen. Am Ende öffnet sich eine schmale, flache Durchfahrt in eine abgesehen von der Mitte ebenso flache Lagune. „There was reported the possibility to enter the inner bay from half tide.“ Keine Frage, wo der Skipper die Nacht verbringen möchte.

Das einzige Problemchen ist jedoch unsere tageslicht-bedingte Ankunft kurz nach Niedrigwasser. Wie empfohlen halten wir uns dicht an der Muschelfarm. Das denken wir zumindest, als die Bojen eine gute Bootslänge an Steuerbord vorbeiziehen. Das sehen die lokalen Fischer anders. Sie winken und bedeuten uns, doch besser noch etwas dichter zu passieren. Nun gut, auch 2-3m Seitenabstand reichen locker aus. Doch wie sieht es mit der Zufahrt zur Lagune aus? Mit unseren bei aufgeholtem Schwert gerade mal 1,1m Tiefgang bin ich eigentlich zuversichtlich. Trotzdem folgen wir, nicht zuletzt auf Wunsch von La Skipper dem Angebot der Fischer und machen erst einmal an der vorgelagerten Boje fest. Hier könnten wir gerne 2-3 Stunden auf ausreichend Wasser warten. Ernsthaft? Natürlich nicht. Schließlich ist es schon fast 17 Uhr und der Tag neigt sich dem Ende zu.

Dinghy auf Sondierungsfahrt.

Das Dinghy geht zu Wasser und die Crew macht sich mit Handtiefenmesser auf Erkundungsfahrt. Dem an Bord gebliebenen Skipper werden via Handfunke knapp drei Meter Wassertiefe bestätigt. Keine zwei Minuten später ist der Motor an, die Samai von der Boje los und ich fahre dem Dinghy hinterher durch die Einfahrt. Lustigerweise ist jedoch nicht die Einfahrt die wirkliche Herausforderung. Dahinter bleibt es erst einmal eine ganze Zeit lang unter drei Meter Wassertiefe. Deutlich zeichnet sich der sandige Grund ab. An Backbord, da wo die elektronische Seekarte auf dunkelblauem Grund nur eine schlichte 1 anzeigt, schauen sogar einige Sandbänke heraus. Doch so kann und wird es nicht bleiben. Schließlich liegen vor uns ganze vier Segelboote an ihren Bojen. Plötzlich zeigt der Tiefenmesser 10m an. Wir markieren die mit Radar georteten Nachbarn auf dem Plotter, fahren den Rand der tiefen Stelle ab und werfen schließlich mitten rein den Anker.

grün: Ankunft mit Zwischenstopp an Boje und Sondierung der Lagune
rot: Kreisausschnitt vor Anker bei Frontdurchgang
blau: Abfahrt

Ein idyllischer Sonnenuntergang beschließt den Tag gegen 18 Uhr.

Wir bleiben drei Nächte. Wieder einmal ist der Durchgang einer kräftigen Westwindfront angesagt. Hier kann sie uns wenig anhaben. 50M Kette halten das Boot bei allen Böen sicher im Kreisausschnitt. Schneller als angesagt beruhigt es sich. Plötzlich haben wir statt angesagten 4-5 Bft. entspannte Windstille bei schönstem Sonnenschein. Auch die inzwischen häufiger anzutreffenden Schwarzhalsschwäne schauen vorbei.

Als Randnotiz ist nur noch zu bemerken, dass unsere Antenne am Heckträger hier erstmals seit Ushuaia wieder Internet empfängt. Eines der Häuser am Ufer, anscheinend ein kleines Hotel, hat ein offenes Netz. Damit sind wir der Wildnis wohl endgültig entronnen und wieder in der Zivilisation angekommen.

2.3 Puerto Hueihue