Alltagsprobleme in hohen Breiten: Kelp

Kelp… ja, das ist auch so eine Sache. Erstmals begegneten wir den bis zu 50m langen Unterwassergewächsen im südlichen Argentinien. Da schwamm hin und wieder so ein offensichtlich pflanzliches Zeug im Wasser. Ab dem Beagle-Kanal wurde eben dieser Kelp dann sogar in den Seekarten verzeichnet. Ist schon irgendwie lustig, dass da nicht nur Küste, Tonnen, Steine, Tiefenlinien und Verkehrstrennungsgebiete zu sehen sind, sondern auch Wasserpflanzen. Sinn macht es allemal. Wenn in der Karte Kelp verzeichnet ist, dann ist da normaler Weise auch Kelp.

Wd = Weed = Kelp (zumindest in einer Seekarte ;-)

Für Segler ist dieser Seetang mit atemberaubenden Wachstumsraten (bis zu 50cm am Tag!) Fluch und Segen zugleich. Die Grundregel lautet: „Bleib weg vom Kelp!“ Einerseits leistet es gute Dienste beim Finden von Untiefen und Steinen in engen Einfahrten und schlecht kartierten Buchten. Mehr als einmal wies es auch uns einen besseren Weg als den über den felsigen Untergrund. Andererseits lässt es sich selbst in offenen Kanälen nicht immer vermeiden, gelegentlich in mehr oder weniger große Felder von losgerissenem Kelp zu geraten. Mit energischem vor-, zurück- und im Kreis fahren bekommen wir Schraube und Ruder aber fast immer schnell wieder frei. Schließlich ist es nicht ungewöhnlich, beim Aufholen des Ankers zugleich einen Haufen Kelp abzuernten (z.B. in der Caleta Alakush). In diesem Fall hilft nur noch die schon in Brasilien zugelegte Machete. Auf eine Nutzung des Ertrags als jodhaltiges „Superfood“ aus eigener Ernte verzichten wir dann aber doch.

Nördlich vom Golfo de Penas wird Kelp seltener. Nun muss man die Steine wieder althergebracht mit Karte, Lot und Gefühl umschiffen. Trotzdem vermissen wir ihn nicht wirklich. Ja, es sieht sicher lustig aus, wenn der Skipper kopfüber vom Bugspriet hängt um das Zeug vom Anker abzuhauen. Ja, irgendwann hat man auch ein Gefühl für dem richtigen Winkel beim Durchbrechen der um die Landleinen gewickelten Stängel. Und die Kinder trugen nicht nur Verantwortung im Ausguck (z.B. im Beagle-Kanal), sondern hatten auch ihren Spaß, in den großen Blätter kleine (Königs-)Krabben zu finden. Trotzdem reicht es einem irgendwann dann auch mal.

Wir sind eine Erfahrung reicher. Es ist eine Erfahrung, die wir in Erinnerung behalten werden. Doch so richtig vermissen werden wir ihn trotzdem nicht. Nicht einmal kulinarisch.

Kelp kann man auch angeln…