In Paradise Harbour gibt es gleich zwei Stationen. Im Norden betreibt Chile die (wohlgemerkt militärisch besetzte) Gonzales-Videla-Station. Die hatten wir zunächst nur passiert. Weiter im Süden, aber noch gut in Sichtweite, findet sich die lange verlassene, nun aber wieder besetzte Almirante-Brown-Station von Argentinien. Und davon südlich um die Ecke gibt es eine kleine, nahezu kreisrunde Bucht, die wegen Ihrer flachen Einfahrt auch gut vor Eis geschützt sein soll. Man muss halt nur die Durchfahrt finden… rechts halten soll helfen.



Doch bevor wir einfahren können, müssen wir noch durch das Weiß des südlichen Paradise Harbour. Der große Petzval Gletscher sorgt ständig für eisigen Nachschub und der wenn auch nur schwache Wind sorgte dafür, dass dieser auch dort unten blieb. Langsame Fahrt voraus mogelten wir uns durch die Brocken bis sich an Backbord die Sicht in die Bucht öffnete. Rund? Ja. Gut geschützt? Sieht so aus. Eisfrei? Mitnichten. Allerdings war dies wohl auch wieder nur eine Frage der Definition. Ja, da schwamm reichlich Krümelzeug und einige Brocken umher, aber die größeren Growler blieben tatsächlich draußen. Nur die Abbruchkante war uns nicht ganz geheuer… wir hielten uns doch lieber auf der anderen Seite. 40m Kette auf 10m Wassertiefe hielten uns bei lokaler Windstelle auf der Stelle und bescherten eine ruhige Nacht.



Am nächsten Tag dann die Ausfahrt mit dem Dinghy zur Brown-Station. Und hier warfen aktuelle Ereignisse ihren Schatten. Die davor ankernde Sarah wurde nach einer maritimen Gesundheitsbescheinigung Ihrer Gäste gefragt. Der Corona-Virus lässt grüßen. Wir landeten einfach mal am Strand an, werden dann aber auch gleich von der – wie sich herausstellt – Stationsärztin heran gewunken. Ein nettes Gespräch, bei uns als schon über ein halbes Jahr segelnder Familie sei keine Bescheinigung nötig, freundliche Empfehlung für unsere Besichtigung der Umgebung, die Station mit Ihrer Pinguinkolonie sei aber weitgehend tabu.



Kein Problem, die Hauptattraktion hier ist ohnehin eine andere. Ok, wir wurden gewarnt auf den Hügel zu steigen. Da gebe es Spalten, wir müssen vorsichtig sein… allerdings wurde auch bestätigt, dass die Dame am Vorabend selbst dort oben war. Wir machten es uns also einfach und folgten einfach den frischesten Spuren im Schnee. Also die Kinder mit dem Skipper. La Skipper traf leider eine ausgesprochen unglückliche Schuhauswahl. Auf Schnee gab es für sie kaum ein voran- und schon gar nicht hinaufkommen. Der Rundumblick war wie erwartet wunderschön… wie auch die Jüngste mit verträumten Blick sitzend feststellte:
„Ich genieße die Aussicht!“




Und dann wurde gerutscht. Fast wie eine kleine Bobbahn gut vorgezeichnet führte der Weg nach unten. Auf Tüten hatten wir lieber verzichtet, auch auf dem Hosenboden ging es schnell genug nach unten.
Noch ein Blick auf die von Pinguinen umgebene Station sowie ein kurzer Plausch mit den inzwischen auch ohne Bescheinigung angelandeten Gäste der Sarah und wir machten uns wieder auf zum Dinghy.

Umgeben von den vollbesetzt umherbrausenden Zodiacs eines inzwischen eingetroffenen Kreuzfahrers machten wir noch eine kurze Sightseeingfahrt zum Strand mit Robben, durch das Eis vor einem nahen Gletscherabbruch, zu einer Eisscholle mit Robbe und schließlich wieder zurück zur Samai.



Schließlich ist noch festzuhalten, dass wir hiermit jetzt Antarktisches Festland betreten haben. Finden sich die meisten Anlandungsplätze ja auf vorgelagerten Inseln, so sind die zwei Stationen von Paradise Harbour tatsächlich auf der Halbinsel selbst gelegen.

Wunderschöner Bericht und Bilder!!!