Erlebnisse in der Marina Internacional de Santa Marta

Oktober 2021

Der Name mag hochtrabend klingen, doch eines muss man dieser internationalen Marina lassen… sie ist sehr professionell aufgezogen. Wie in Kolumbien üblich haben wir uns vorab angemeldet. Freundliche Begrüßung über Funk, die zwei Liegeplatzanweiser nehmen natürlich auch die Leinen an und belegen sie sogleich, notwendige Unterlagen werden zu uns ans Boot gebracht. Das mag für stark frequentierte Marinas Standard sein, für uns ist es ungewohnt.

Das hat seinen Preis. Mit fast 1$ pro Fuß pro Tag zahlen wir (noch) mehr als in Cartagena, wo uns aber auch die günstigere Monatsrate berechnet wird. Strom und (leider nicht Trink-)Wasser gehen extra. Inklusive ist dagegen ein ganz besonderer Service. Mit einem kurzen Schreiben in der Hand gehen wir zwei Straßen weiter zum Marriott Hotel und erhalten Einlass zum luftig gelegenen Swimmingpool. Entspanntes Baden mit tollem Ausblick.

Blick zur Marina

Unbestreitbarer Vorteil in Santa Marta ist, dass das Boot wirklich ruhig liegt. Nach der Schaukelei der letzten Wochen eine echte Erholung. Natürlich fahren auch hier Party-Boote raus. Besonders am Wochenende tobt lautstarkt das Leben. Maila findet Gefallen an „Pepas“ von Farruko. Das Lied hat es ja wohl sogar in europäische Charts geschafft. Hier dröhnt es mehrmals täglich aus schwimmenden Lautsprechern.

Und dann sind da noch die anderen Crews im Hafen. Ein bunt gemischtes, internationales Publikum kommt da bevorzugt aus östlicher Richtung ins Land. Dabei wird gerade bei jüngeren Seglern eine seemännische Vorbereitung anscheinend nicht immer für notwendig erachtet. „Wir wollen morgen früh weiter. Wieso geht das nicht? Das Zarpe braucht einen Tag?? Was ist ein Zarpe???“ Auch die Sache mit den Masken wird gerade von diesem Publikum oft lax gehandhabt, der Hinweis „No Mask – No Service“ am Hafenbüro fröhlich lächeln ignoriert. Leider ist Kelly, guter Geist und immer hilfreiche Ansprechpartnerin für alle Belange, zu nett um konsequent zu sein.

Party-Meile an Land
Nachbarlieger… ;-)

Ein ganz spezielles Erlebnis ist der Austausch mit unseren deutschsprachigen Nachbarlieger vom Steg gegenüber. Meine erste Diskussion mit einem kritisch hinterfragenden Geist. Obwohl Diskussion vielleicht auch etwas hochgegriffen ist. Sagen wir mal, es war ein geistig nicht anspruchsvolles, aber auf seine eigene Art unterhaltsames Gespräch. Dabei geht es anfangs auch um seglerische Themen „Wow, ihr wart in Patagonien. Da würde ich ja auch gerne mal hin. Was muss man dafür denn können?“ Zweimal verweist mein Gegenüber relativ zusammenhanglos auf seine Tante, die den Biologie-Nobelpreis (sic!) bekommen habe. Dann driftet das Thema mehr und mehr ab. Er erläutert mir ungefragt seine Lebenseinstellung und versichert sein Mitgefühl sowie die Hoffnung, dass wir das mit der Impfung gut überstehen. Er habe das alles in Europa nicht mehr ausgehalten, sich deshalb ein Segelboot gekauft und ist geflohen. Irgendwann fängt er von Bill Gates und seinen miesen Machenschaften an. Das ist der Moment, an dem meine Gedanken dann doch beginnen abzuschweifen. La Skipper wundert sich nur über meine an Selbstkasteiung grenzende Ausdauer. Doch letztlich hilft so ein Austausch(?) ja auch dabei, differierende Ansichten besser zu verstehen. Sollte es zumindest. Und ich habe natürlich auch kein Problem mit anderen Meinungen und Weltanschauungen, solange sie nicht andere Menschen allgemein und unsere Familie speziell in irgendeiner Art und Weise gefährden.

Allerdings habe ich definitiv ein Problem damit, wenn eine fremde Bordkatze (jetzt ratet mal, von welchem Boot…) sich nicht benehmen kann und der Katzenpapa keinerlei Konsequenzen zieht. Im Segel verstecken oder auf das Bimini springen ist kein Thema. „Die macht nichts.“ Da oben die Krallen schärfen dagegen schon. „Was, das kann ich gar nicht glauben!“ Das macht sie auch nicht nur bei uns. Einem brasilianischen Boot pinkelt sie dazu gleich mehrfach auf den Sonnenschutz. „Ach du-du-du… das macht man doch nicht.“ Nach teils lautstarken Diskussionen erklärt sich der Katzeneigner großherzig bereit, das zunehmend nach Katzenpi…. stinkende Bimini zu reinigen. Was das für die Imprägnierung bedeutet, kann man sich ausmalen. Und für dieses absolute Minimum an Gegenleistung wird dann natürlich grenzenlose Dankbarkeit erwartet. Ohne Worte.

Ok, genug davon. Solche Erlebnisse sind natürlich nicht maßgeblich für eine Marina. Auch unter Seglern finden sich immer mal wieder Menschen, mit denen man persönlich nicht so gut klar kommt. Und wie es der Zufall so will, beruht das dann ja oft auch auf Gegenseitigkeit. Insofern (fast) alles gut. Leben und leben lassen. Auf hoher See sind wir ohnehin eine große Familie mit allen ihren Facetten. Da gibt es dann halt auch diesen mehr oder weniger entfernten Verwandten, den eigentlich keiner wirklich einladen will… aber es ist ja die Familie… ;-)

Kurz und gut, in Kolumbien ist die Marina Internacional de Santa Marta durchaus einen Besuch wert. Das hängt letztlich auch mit einer nahegelegenen Attraktion zusammen. Doch davon berichten ein anderes Mal.

2 Kommentare zu „Erlebnisse in der Marina Internacional de Santa Marta“

    1. Und dabei ist der Pool nur ein paar Stockwerke hoch. Teilweise hast du bei den umliegenden Hochhäusern ganz oben Plexi-Wände gesehen, hinter denen Männer in Badehose standen… wie mag der Ausblick erst von dort oben sein?!?
      Liebe Grüße,
      Micha

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